Vorsprung durch Technik - die wichtigsten Trends 2012
Begriffe wie iPad, facebook und Smartphone sind heute jedem Kind geläufig. Parallel zu den Nutzerzahlen sind auch die Kurse der Hersteller in schwindelerregende Höhen geklettert. Pünktlich zur Eröffnung der weltweit größten Computermesse werfen wir einen Blick auf die wichtigsten Trends und die aussichtsreichsten Hightech-Aktien.
In der kommenden Woche öffnet die Hightech Messe CeBIT (6.–12. März 2012) wieder ihre Pforten. Gezeigt werden längst nicht mehr nur Software und Hardware für Unternehmen. Auch neue Produkte für Endkunden, die sogenannte Consumer Electronics (CE), werden in Hannover seit einigen Jahren aufwendig in Szene gesetzt. Welche enorme volkswirtschaftliche Bedeutung dieses Segment hat, lässt sich am anschaulichsten an der Entwicklung von Apple nachvollziehen.
Ausnahmeerscheinung Apple
Das Unternehmen, dessen Produkte einst nur Designern und einer kleinen Gemeinde an eingefleischten Fans auf der Suche nach einer Alternative zu Microsoft bekannt war, ist mittlerweile das wertvollste Unternehmen der Welt. In der vergangenen Woche durchbrach die Marktkapitalisierung nun sogar die magische Grenze von 500 Mrd. Euro. Getragen wird das Wachstum von der ungeheuren Nachfrage nach iPhone-Handys und iPad-Tablets. Allein im Weihnachtsquartal 2011 betrug der Gewinn des US-Konzerns 10,1 Mrd. Euro und lag damit doppelt so hoch wie noch ein Jahr zuvor. Zum Vergleich: Obwohl Siemens das Geschäftsjahr 2011 mit einem operativen Rekordergebnis abgeschlossen hat, verdiente der deutsche Vorzeigekonzern mit 9,1 Mrd. Euro im ganzen Jahr nicht so viel wie Apple in nur drei Monaten.
Die drei Top-Trends 2012
Natürlich sind die Margen der Kultmarke exorbitant und auf Dauer wahrscheinlich nur schwer zu verteidigen, doch auch das Segment insgesamt erlebt derzeit einen wahren Boom: So soll der Umsatz mit Tablet-PCs allein Deutschland 2012 nach Prognosen des Branchenverbandes BITKOM um knapp 19% auf 1,3 Mrd. Euro zulegen, bei Smartphones könnte am Ende sogar ein Plus von 23% auf 5 Mrd. Euro stehen. Treiber dieser Entwicklung ist der Trend zur mobilen Internet-Nutzung. Für die Spezialisten des amerikanischen Analysehauses Gartner ist das Thema Tablets und Mobile Computing daher der wichtigste Technologietrend 2012. Zumindest auf mittelfristige Sicht dürften daher im Hause Apple weiter steigende Gewinne winken. Die Aktie dürfte daher weiter nur eine Richtung kennen. Auf Rang 2 folgt die veränderte Nutzungsweise, die durch neue Interaktionsmöglichkeiten wie berührungsempfindliche Bildschirme, Bewegungs- und Sprachsteuerung überhaupt erst möglich wird. Immerhin noch unter die Top 3 haben es die Themen Social Media und Context-aware Computing geschafft. Dahinter verbirgt sich die Verbindung von Informationen, Daten und Vorlieben aus dem Umfeld des Nutzers.
Das Netzwerk
Das Massenphänomen Social Media und die digitale Vernetzung der Menschen wird dabei von einem Unternehmen in besonderer Weise verkörpert: facebook. Das Netzwerk hat acht Jahre nach seiner Gründung 800 Mio. Mitglieder und dürfte im Mai an die Börse gehen. Über die mögliche Bewertung wird derzeit viel spekuliert. Die Schätzungen liegen zwischen 75 und 100 Mrd. US-Dollar. Eine ambitionierte Bewertung, denn bei einem Umsatz von 3,7 Mrd. US-Dollar betrug der Gewinn nur 1 Mrd. US-Dollar. Demgegenüber wäre das Unternehmen selbst bei einer Bewertung am unteren Ende der Spanne aus dem Stand mehr wert als der Unterhaltungsriese Disney. Letzterer kommt derzeit auf einen Börsenwert von etwas mehr als 60 Mrd. US-Dollar.
Milliardenmarkt Smart Grid
Das sogenannte Internet der Dinge, das beispielsweise die Anbindung von Waschmaschine, Gebäudetechnik und Kühlschrank an das Internet bringen wird, rangiert in diesem Jahr noch auf Platz 4. Als besonders interessantes Einsatzgebiet gilt die im obigen Beispiel angedeutete Revolution im Bereich der Energieversorgung. Der Erneuerung liegt eine zentrale Vision zugrunde: das sogenannte Smart Grid. Der Begriff steht dabei für ein intelligentes Stromnetz. Dahinter verbirgt sich die gesamte Organisation der modernen Stromnetze von der Steuerung und Verteilung über die Speicherung bis hin zur Erzeugung der elektrischen Energie. Die Umsätze auf diesem Gebiet dürften ebenfalls gigantisch sein. Das Volumen der für die Umsetzung dieses Vorhabens notwendigen Investitionen wird allein bis zum Jahr 2012 auf rund 200 Mrd. US-Dollar taxiert. Neben den Geräteherstellern wollen auch Software- und Technologieunternehmen wie beispielsweise PSI, Cisco und Siemens, die Stromkonzerne und nicht zuletzt auch die Mobilfunkindustrie an dieser Entwicklung partizipieren.
Kleine Programme, große Wirkung
Auf Platz 5 hat es die sogenannte App Economy, das Ökosystem der mobilen Software-Programme, geschafft. Unter der Bezeichnung App werden kleine, in Design und Funktion auf das Wesentliche reduzierte und damit für die mobile Nutzung besonders geeignete Anwendungen (englisch: Applications) zusammengefasst. Der Markt teilt sich mit dem App-Store von Apple und dem Market (Android) von Google im Wesentlichen auf zwei Plattformen auf. Welche Dimension dieses Ökosystem hat, machen die Prognosen von Gartner deutlich: Bereits 2014 dürften pro Jahr mehr als 70 Mrd. mobile Anwendungen heruntergeladen werden.
Die Verlierer
In welchem Tempo neue Trends die Welt verändern, erfahren derzeit auch einstige Vorzeigeunternehmen am eigenen Leib. Weil man die Entwicklung hin zu Smartphones verschlafen hatte, geriet der einstige Handy-Marktführer Nokia im letzten Jahr in die Krise. Der finnische Mobilfunkhersteller fuhr allein im vierten Quartal einen Verlust von über 1 Mrd. Euro ein. Der Umsatz sank um gut ein Fünftel auf 10 Mrd. Euro. Auch im Gesamtjahr 2011 ist der einstige Branchenprimus damit tief in die roten Zahlen gerutscht: Unter dem Strich stand am Ende ein Verlust von 1,2 Mrd. Euro. An der Börse manifestiert sich dies in Form einer verheerenden Kursentwicklungen: In den letzten zwölf Monaten verlor das Papier fast 40% an Wert. Noch härter hat es den Smartphone-Pionier Research In Motion (RIM) getroffen. Der Hersteller der berühmten Blackberrys wurde von der Konkurrenz an die Wand gespielt: 2011 verlor die Aktie fast 80% an Wert.
Software läuft
Positiv in die Zukunft schauen hingegen die klassischen Software-Hersteller. Der Umsatz der Branche hat sich in Deutschland laut Bitkom in den letzten Jahren gut entwickelt: Sowohl 2011 als auch 2012 steigert er sich um über 5% auf 17 Mrd. Euro. Auch international läuft es hier rund. Dementsprechend haben sich auch die Kurse der großen Player entwickelt: Die Aktie des Software-Herstellers SAP notiert derzeit nahe ihrem Allzeithoch und auch IBM enteilt in ungeahnte Höhen. „Die Schuldenkrise in Europa hatte bislang keine signifikanten Auswirkungen auf den Hightech-Markt. Die Bitkom-Branche ist auch für 2012 sehr zuversichtlich“, kommentiert Bitkom-Präsident Prof. Dieter Kempf die weiteren Aussichten. Auch wenn die Zukunft rosig aussieht, dürfte auf dem aktuellen Kursniveau die Luft dünn werden. Einen Blick wert sind daher Werte aus der zweiten Reihe wie die Software AG.
Fazit
Die Hightech-Branche profitiert derzeit von den enormen Technologiesprüngen der letzten Jahre. Aus der reinen Innovation haben Firmen wie Apple, facebook & Co. neue Produkte und Geschäftsmodelle entwickelt. Von Stock-Picking ist – mit Ausnahme von Apple – aufgrund der hohen Bewertungsniveaus einiger Titel sowie der Komplexität der Märkte abzuraten. Ausgewählte Zertifikate, Branchenfonds oder ETFs bieten dagegen eine gute Möglichkeit, von dem Vordringen der Technik in alle Lebensbereiche zu profitieren.