Wann sich das Plus an Sicherheit rechnet
Erst die Finanzkrise, dann die Euroschwäche und jetzt die Angst vor der Inflation. Die Mehrzahl der Anleger ist verunsichert und fühlt sich in ihrer extrem sicherheitsorientierten Anlagepolitik bestätigt. Davon profitieren Garantiefonds. Doch was taugen diese Produkte wirklich?

Wenn es an den Börsen aufwärtsgeht, werden auch die Anleger mutiger. Dafür agieren sie in Krisenzeiten desto vorsichtiger. Genau dieses Denkmuster machen sich die Emittenten von Garantiefonds zunutze.
Kapitalerhalt steht im Vordergrund
Mit wertgesicherten Fonds ist man, wenn es aufwärtsgeht – zumindest teilweise – dabei, und wenn die Kurse fallen, schützt die Kapitalgarantie das Ersparte vor Verlusten. Diesen Eindruck vermittelt zumindest die Werbung: „Der UniGarant BRIC (2017) ermöglicht die Partizipation an der Wertentwicklung eines Aktienindex mit Unternehmen aus den BRIC-Staaten. Dabei wird ein Durchschnittswert über vierteljährlich festgeschriebene Indexstände gebildet, durch den Schwankungen insbesondere zum Laufzeitende abgemildert werden – vor allem im Vergleich zu einer Direktanlage. Der UniGarant BRIC (2017) garantiert zum Ende der Laufzeit den ersten Anteilwert von 100 Euro“. Der Branchenverband Bundesverband Investment und Asset Management e.V. (BVI) ist da schon etwas vorsichtiger. Der Sinn eines Garantiefonds besteht laut BVI darin, mindestens die Rückzahlung des eingesetzten Kapitals sicher zu stellen. Allerdings gibt es zwischen den einzelnen Fondskonzepten große Unterschiede. Sie unterscheiden sich beispielsweise in den Garantieniveaus, in Bezug auf die Sicherungsperiode und in der Art und Weise, wie der Kapitalerhalt oder der Puffer erzeugt werden.
Große Unterschiede im Aufbau
Bei Fonds mit einer 100%igen Kapitalgarantie, wie beispielsweise dem UniGarant BRIC (2017), werden die Anteile am Ende der Laufzeit mindestens zum Ausgabepreis zurückgezahlt. Die Gesamtlaufzeit wird daher von vornherein auf ein bestimmtes Datum befristet. Bei solchen Fonds lohnt ein Kauf meist nur in der Anfangs- beziehungsweise Zeichnungsphase, da während der Laufzeit in der Regel von einer hohen Aktienquote immer stärker auf Rentenpapiere umgeschichtet wird. Dagegen sind Fonds mit Teilschutz so aufgebaut, dass sie binnen eines definierten Zeitraums, beispielsweise einem Jahr oder einem Monat, nur einen bestimmten Prozentsatz an Wert verlieren können. Davon zu unterscheiden sind Produkte mit einer variablen Absicherung. In diesen Bereich gehören Fonds mit Lock-In-Mechanismus und solche, die über Put-Optionen einen Teil des Vermögens absichern. Der Unterschied zwischen den beiden letzteren Varianten ist nicht unbedeutend: Bei den Lock-In-Fonds werden bestimmte, vorab festgelegte Gewinnschwellen, wenn sie einmal erreicht wurden, festgeschrieben. Im Gegensatz dazu wird bei den Konstrukten, die lediglich eine Absicherungskomponente enthalten, keine Garantie gegeben, dass ein bestimmtes Niveau nicht unterschritten wird. Dies kann im Extremfall dazu führen, dass die Absicherungskomponente lediglich aus sogenannten Down-and-Out-Puts besteht, die bei einem starken Kursrutsch wertlos werden. Der in Aktien investierte Teil des Portfolios ist dann völlig ungeschützt.
Sicherheit wird teuer erkauft
Zwar ist der Wunsch vieler Anleger nach Sicherheit angesichts der häufigen Turbulenzen in den letzten Jahren verständlich, doch Profis halten diese Strategie für falsch. So äußerte sich beispielsweise Uwe Wystup, Professor für Finance & Management in Frankfurt: „Nach einem Börsencrash sollten Anleger eigentlich Aktien kaufen. Doch da macht vielen die Psychologie einen Strich durch die Rechnung.“ Um zu verstehen, warum Profis so urteilen, wirft man am besten einen Blick auf die Performance der Garantiefonds. So kam das Verbrauchermagazin Öko-Test in einer 2008 (Juni-Ausgabe) vorgestellten Studie zu folgendem Ergebnis: „Bis auf wenige Ausnahmen sind sowohl Garantie- als auch Wertsicherungsfonds wahre Renditekiller“. 30 der 64 Fonds lieferten nicht einmal soviel Rendite wie ein Sparbuch. Auch Wystup konnte in einer Studie nachweisen, dass der Renditeunterschied gerade auf lange Sicht erheblich ist: Nach 25 Jahren konnte der Fondskäufer ohne Kapitalschutz in seiner Studie 22.309 Euro ansammeln, der konservative Investor dagegen nur 3.724 Euro. „Der Anleger ohne Vollkaskoschutz ist sechs Mal so reich wie sein sicherheitsfanatischer Nachbar“, kommentiert Wystup.
Das Ende der Renditeträume
Bei der Auswahl von Garantiefonds sollte daher das Verhältnis zwischen Absicherung nach unten und der Chance, bei einem Aufschwung dabei zu sein, besondere Beachtung finden. Dazu gehört auch das schnelle Umschalten von defensiver auf offensive Ausrichtung, damit die Anleger an einem Aufschwung möglichst rasch partizipieren. Doch genau hier liegt ein weiteres Problem. Nach den heftigen Verlusten an den Aktienmärkten haben viele Fonds, die nach dem dynamischen Modell arbeiten, nicht mehr genug Geld für die Komponenten übrig, die für die Partizipation am Aktienmarkt sorgen. Dieses Phänomen wird als sogenannte Cash-Lock-Falle bezeichnet: „Als Cash-Lock bezeichnet man den Umstand, dass das Fondsvermögen in sichere Rentenpapiere umgeschichtet wurde und die Aktienquote dauerhaft auf null gesunken ist und dabei bleibt. Bei einer Erholung des Aktienmarkts kann der Kunde dann nicht mehr vom Anstieg profitieren", erklären die Bayerische Beamten Versicherungen auf ihrer Webseite. Dass dies auch tatsächlich vorkommt, zeigt ein Blick auf die Fonds PensionProtect-Teilfonds 2015-2023 und DWS Flexpension 2023, die sich beide seit Ende 2008 im Cash-Lock befinden.
Verluste trotz Garantie möglich
Auch bei Garantieprodukten ist ein Verlust möglich: Läuft es schlecht und der Anleger bekommt nur das eingesetzte Kapital zurück, fährt er einen Verlust in Höhe des gezahlten Ausgabeaufschlages oder Aufgeldes sowie der jährlichen Managementgebühren ein. Der vorzeitige Ausstieg ist in den meisten Fällen möglich, allerdings ist zu beachten, dass die Kapitalgarantie erst zum Ende der Laufzeit greift. Häufig wird von den Fondsgesellschaften im Fall eines vorzeitigen Verkaufs zusätzlich noch eine Rücknahmegebühr von ca. 2% erhoben. Unter dem Strich kann es also auch bei Garantiefonds zu einem Verlust kommen: Entweder weil die Gebühren die Minirenditen aufgefressen haben oder weil der Fonds zu einem niedrigeren Kurs vorzeitig verkauft wird.
Mittelfristig zumindest eine Alternative
Für langfristige Anlagen oder gar zur Finanzierung der eigenen Altersvorsorge eignen sich die Garantieprodukte aufgrund der geringen Rendite wie oben dargestellt nicht. Doch wie sieht es kurz- und mittelfristig aus? Bei der Betrachtung anderer Zeiträume kommt Wystups Studie tatsächlich zu völlig anderen Ergebnissen: „Kurz- und mittelfristig können Garantien eine Alternative sein", denn hier ist der Renditeabstand deutlich geringer. Aus diesem Grund kommt die Stiftung Warentest zu folgender Empfehlung: „Garantiefonds eignen sich, wenn überhaupt, in Börsenboomphasen, in denen ein Absturz wahrscheinlicher erscheint als ein weiterer Höhenflug.“ Leider folgen Anleger in solchen Phasen häufig der Masse und erhöhen das Risiko, anstatt antizyklisch zu agieren.
Fazit
Der Anleger sollte sich von dem Namen der Produkte nicht täuschen lassen und die realistischerweise zu erwartende Rendite mit der anderer risikoarmer Finanzprodukte vergleichen. Verluste sind – trotz des schönen Namens – bei einem vorzeitigen Verkauf möglich. Stimmt die Laufzeit mit dem persönlichen Anlagehorizont überein, können die Produkte genutzt werden, um Gelder mittelfristig zu parken.