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Warum Sie jetzt fremdgehen sollten

Weil deutsche Bundesanleihen als besonders sicher gelten, kann sich die Finanzagentur vor Nachfrage kaum retten. Das sorgte für steigende Kurse und drückte die Rendite auf ein Rekordtief. Gleiches gilt für die Schweiz & Co. Trotzdem erfreuen sich Staatspapiere weiterhin großer Nachfrage. Vor allem jene, die in fremden Währungen notieren und hohe Zinsen abwerfen.

BÖRSE am Sonntag

Im September konnte die Bundesbank erneut zwölfmonatige Anleihen mit einem negativen Zinssatz am Markt platzieren. Die Nachfrage war mehr als doppelt so hoch wie das Angebot. Ein ähnliches Bild bietet sich überall dort, wo Staaten mit soliden Finanzen und einer starken Wirtschaft aufwarten können – beispielsweise in Schweden, Norwegen und Australien.

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Der Mangel an besonders sicheren Anlagen drückt die Renditen der entsprechenden Titel: „Aufgrund der offenen Volkswirtschaft und ihrer Sicherer-Hafen-Währung ist die Schweiz von den internationalen Entwicklungen stark betroffen. Gegenwärtig weist ihre Zinsstruktur aufgrund der Verwerfungen an den europäischen Finanzmärkten das weltweit tiefste Niveau auf: negative Renditen bis zu den fünfjährigen Eidgenossen (den Schweizer Staatsanleihen) und eine flache Kurve mit Renditen unter 1% für die 30-jährigen Staatsanleihen“, so Manuel Plüss und Marco Barreca, beide Credit Suisse, in einer Mitteilung des Schweizer Instituts. Die Beispiele zeigen, dass die Finanzmärkte von Normalität nach wie vor weit entfernt sind.

Hohe Zinsen und niedrige Verschuldung

Durch den viel zitierten Aufstieg der Schwellenländer und die Verschiebung der weltwirtschaftlichen Gewichte Richtung Asien wäre es aber fahrlässig, ausschließlich in Europa nach Anlagemöglichkeiten Ausschau zu halten. Immer interessanter werden stattdessen sogenannte Fremdwährungsanleihen beziehungsweise Local Currency Bonds (Emissionen in lokaler Währung). Anleihen in heimischer Währung sind für die Schwellenländer eine sehr interessante Art der Finanzierung, da Währungsabwertungen hier nicht mehr direkt durchschlagen. Weil die Wirtschaft in Ländern wie Brasilien, der Türkei oder Mexiko wächst – ihre Verschuldung aber deutlich geringer ist –, bieten lokale Schwellenländeranleihen nun, was im Westen abhandengekommen ist: hohe Zinsen bei relativ niedriger Verschuldung.

Schwellenländer fundamental stark

In den Schwellenländern ist die Verschuldung in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen: „In allen größeren Schwellenländern beträgt die Nettoverschuldungsquote weniger als 40% des BIP, mit Ausnahme Indiens, das aber Aktienanlagen von börsennotierten Unternehmen im Wert von 20% des BIP hält“, so Markus Jaeger von der Deutsche Bank Research. Auch für die Schwellenländer insgesamt wurde laut IWF Weltwirtschaftsausblick (April 2012) die 40%-Marke unterschritten. Zum Vergleich: In den Industrieländern liegt die Quote bei 100% – in Japan sogar noch deutlich darüber. Gleichzeitig wachsen die Schwellenländer stärker als die etablierten Industriestaaten: Nach Schätzungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) dürfte die Wirtschaftsleistung der Schwellenländer im laufenden Jahr um fast 6% zulegen – während das Bruttoinlandsprodukt (BIP) hierzulande lediglich um rund 1% (0,9%) wachsen wird. Die Wirtschaft in der gesamten Eurozone dürfte sogar schrumpfen (–0,3%).

Im Schnitt mehr als 5% Rendite pro Jahr

Die Kombinationstherapie aus Wachstum und soliden Staatsfinanzen spiegelt sich auch in den Rating-Noten wider. Nach Meldungen des Wirtschaftsdienstes Bloomberg, können unter anderem Brasilien, Kolumbien, Peru und Indonesien mit Heraufstufungen glänzen. Und es kommt noch besser. Mit Anleihen von Emerging Markets konnten Anleger nach Berechnungen von J. P. Morgan im Schnitt Renditen von über 5% erzielen! Kein Wunder also, dass immer mehr Anleger einen Blick auf die Papiere der aufstrebenden Nationen werfen.

Appetit auf Dollar-Bonds

Im Bereich der Hochzinsanleihen (High-Yield-Bonds) hält der Analyst von Anleihencheck Research, Sven Krupp, beispielsweise die Staatsanleihe (WKN: A0GF0Z) von Brasilien für eine interessante Alternative. Aktuell bietet das Papier eine Rendite von rund 4,3%. Der Bond ist in der Währung US-Dollar notiert. Brasilien besitzt mittlerweile ein Rating im Investment-Grade-Bereich und die Dollar-Anleihen des Landes stießen bei den Investoren in diesem Jahr auf besonders großes Interesse. Letzteres gilt auch für mexikanische Dollar-Anleihen (z. B. WKN: 132510), was das „Handelsblatt“ im Juli zu der Schlagzeile „Investoren reißen sich um Mexiko-Bond“ veranlasste. Ob der Dollar allerdings für europäische Anleger eine Verbesserung gegenüber dem Euro darstellt, erscheint zumindest fraglich. Angesichts der enormen Ausweitung der Geldmenge durch die US-Zentralbank steht es um den Ruf der Weltwährung nicht mehr zum Besten. Anleger sollten daher nach den eingangs erwähnten Local-Currency-Bonds Ausschau halten.

Original regional bringt mehr

Hier sind nach Einschätzung von Brandywine Global, einer hundertprozentigen Legg-Mason-Tochtergesellschaft, Staatsanleihen aus Mexiko und Südafrika einen Blick wert:  „Mexiko gehört zu den Märkten, die uns ganz besonders ansprechen. Die 20-jährigen Staatsanleihen in Mexiko haben eine Rendite von 6%, die Inflation liegt zwischen 3,5% und 4% und der Peso ist unterbewertet“, erklärt Brian Hess, Portfoliomanager des Legg Mason Brandywine Global Fixed Income Fund. „Interessant sind auch südafrikanische Anleihen. Hier haben wir uns in 10-jährigen und 30-jährigen Titeln mit Renditen von 7,5% beziehungsweise 8,5% engagiert“, so Hess weiter.  Die in der Landeswährung Rand notierte Anleihe (WKN: 248489) mit einer Laufzeit bis zum 21. Dezember 2026 bietet derzeit eine Rendite von immerhin fast 7,8% und damit fast genau 1% mehr als der Bond des Inselreichs Indonesien (WKN: A1GUE6) – der zudem deutlich länger läuft (15.06.2032).

Exotische Währungen vom heimischen Anbieter

Einen Blick wert könnten auch die Emissionen deutscher Landesbanken beziehungsweise der staatlichen KfW in Fremdwährungen sein. Ein Papier der KfW in neuseeländischer Landeswährung (WKN: A0FAB8) bringt beispielsweise rund 3% Rendite – bei einer kurzen Restlaufzeit bis zum 15. April 2013. Noch deutlich mehr, nämlich 6,5%, sind mit einem auf mexikanische Pesos lautenden Bond der L-Bank (WKN: A0JE9G) drin.

Das ist zu beachten

Trotz der vielfältigen, erfreulichen Entwicklungen bei den Schwellenländern hat ein entsprechendes Engagement natürlich auch seine Schattenseiten. An erster Stelle sind hier die Wechselkursrisiken zu nennen – die insbesondere für Privatanleger nur schwer abzuschätzen sind. Des Weiteren gelten Schwellenländeranleihen als relativ volatil, nicht zuletzt deshalb, weil die Liquidität nicht mit der von amerikanischen, deutschen oder japanischen Staatsanleihen vergleichbar ist. Nicht wenige Schwellenländeranleihen haben sich in den vergangenen Monaten bereits gut entwickelt.

Privatanleger fahren gut mit Fonds

Nicht nur aus Differenzierungsgründen bieten sich für Privatanleger daher auf diesem Gebiet Fondslösungen an. Auf das Thema Local Currency Bonds lässt sich beispielsweise mit dem ING (L) Renta Fund Emerging Markets Debt Local Currency (WKN: 579715) oder dem Pictet Emerging Local Currency Debt USD (WKN: A0LARW) setzen. Letzterer ist unter anderem in Staatstiteln aus Brasilien, Polen und der Türkei engagiert und konnte in den letzten drei Jahren über 20% zulegen. Wer auf herkömmliche Schwellenländer-Bonds setzen möchte, sollte sich die beiden Fonds HSBC GIF Glbl Emerging Markets (WKN: 120434) und Investec Emerging Mkt Debt (WKN: WKN: A0M1R4) näher ansehen.

Fazit

Auch für Privatanleger sind Fremdwährungsanleihen interessant. Am einfachsten holt man sich die Produkte über entsprechende Fonds ins Depot. Wer unbedingt auf Einzeltitel setzen möchte, muss sich nicht nur mit den Emittenten – also ganzen Volkswirtschaften – beschäftigen, sondern auch Aspekte wie Liquidität und Wechselkurse in die Analyse mit einbeziehen. Die – wenn auch schönen – Renditekennziffern taugen auf keinen Fall als alleiniges Auswahlkriterium!

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