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Zweitmarkt vor Bewährungsprobe

Im letzten Jahr ist der für die Inhaber von geschlossenen Fonds so wichtige Handel am Zweitmarkt nahezu zum Erliegen gekommen. Für das laufende Jahr wird allgemein mit einer Erholung gerechnet. In erster Linie müssen Emittenten und Berater viel verlorenes Vertrauen zurückgewinnen, doch auch für Anleger gilt es, einiges zu beachten. 

BÖRSE am Sonntag

Für viele Assets ist die häufig kritisierte Konstruktion als geschlossener Fonds äußerst sinnvoll. Jahrelang lieferten Schiffs- und Flugzeugfonds sowie geschlossene Immobilienfonds ihren Inhabern attraktive Nachsteuerrenditen. Doch die Finanzkrise hat auch diese Anlageklasse mit voller Wucht erwischt. In den Vorjahren aufgebaute Übertreibungen – insbesondere im Bereich der Schiffsfinanzierungen – müssen nun schmerzhaft bereinigt werden. Diese Entwicklung trifft aber keineswegs nur die Emission neuer Produkte. Fondsschließungen, unerfüllte Renditeerwartungen und drohende Schieflagen haben auch den Handel am Zweitmarkt einbrechen lassen.         

Krise als Chance

Dies lässt sich beispielsweise an der Bilanz der Zweitmarkt AG für das Jahr 2009 ablesen. Der Umsatz und damit faktisch die Nachfrage ist dort um 58% zurückgegangen. Ein Verkauf vieler Anteile ist damit so gut wie unmöglich geworden. Dabei ist der Sekundärmarkt für Teilhaber geschlossener Fonds die einzige Möglichkeit, vorzeitig aus einem Engagement auszusteigen. Dazu kommt, dass der Zweitmarkt nach wie vor sehr zersplittert und intransparent ist. Doch in diesem Punkt könnte die Krise sogar zur Chance werden. Von einer Bereinigung und Konzentration auf die übergreifenden Handelsplätze, Fondsbörse Deutschland und die Deutsche Zweitmarkt, dürften zumindest die Anleger langfristig profitieren: In Sachen Transparenz und Qualität liegen die beiden Anbieter in diesem Segment schließlich ganz vorn. Ein Blick auf ihre regelmäßigen Marktberichte gibt Aufschluss über die Entwicklung in den einzelnen Segmenten.      

Noch keine Trendwende bei Schiffsfonds

Insbesondere das Handelsvolumen am Sekundärmarkt für Schiffsbeteiligungen ist letztes Jahr eingebrochen. Laut einer Veröffentlichung der Deutsche Zweitmarkt AG (DZAG) brach der Gesamtmarkt 2009 gegenüber dem Vorjahr um 65% ein. Lediglich Anteile im Wert von rund 82 Mio. Euro (Nominalwert) wechselten 2009 den Besitzer. Noch gravierender für die Inhaber war jedoch der Rückgang beim durchschnittlichen Handelskurs. Er lag in diesem Zeitraum bei 68% der Nominalwerte. Noch im Jahr 2008 lag dieser Wert bei 96%! Im Schnitt sind die Preise für Schiffsbeteiligungen also innerhalb eines Jahres um fast 30% eingebrochen. „Die Schwierigkeiten auf den Schiffsmärkten gehen natürlich auch am Zweitmarkt nicht spurlos vorbei. Die Kurse sind zum Teil um mehr als die Hälfte eingebrochen“, kommentiert Alex Gadeberg, Vorstandsmitglied der Fondsbörse Deutschland, die Entwicklung. Allerdings gab es auch positive Ausnahmen. So lag der höchste an der Fondsbörse Deutschland erzielte Handelskurs für eine Schiffsbeteiligung mit 110% sogar über dem Nominalwert (HCI MS Arnold Schulte). Auch in den ersten Monaten des laufenden Jahres befand sich das Segment weiter auf Talfahrt: Im Januar lag der Durchschnittskurs (Fondsbörse Hamburg) nur noch bei rund 55% - ein Jahr zuvor, im Januar 2009, waren es immerhin noch ca. 73%. Zuletzt verdichten sich jedoch die Hinweise auf eine Bodenbildung: Der seit Juli 2009 von den Börsen Hamburg und Hannover veröffentlichte SFI TKL.SHIP FUND Index (Indexprovider ist die TKL.Fonds Gesellschaft für Fondsconception und –analyse) ist nämlich im Januar zum ersten Mal seit Monaten wieder gestiegen (+8,6%). „Es ist ein gutes Zeichen, jedoch noch keine Trendwende“, so Gadeberg. „Es gab in den vergangenen Wochen einen leichten Anstieg in der Nachfrage von Containerschiffen bestimmter Größe, was zu einer positiven Indexentwicklung geführt hat. Wir müssen jedoch abwarten, wie es in den kommenden Wochen weitergeht, bevor wir von einer Trendumkehr sprechen können.“

Geschlossene Immobilienfonds kommen aus dem Tal

Auch der Zweitmarkt für die, eigentlich als besonders konservativ angepriesenen, Immobilienbeteiligungen wurde von der Krise schwer in Mitleidenschaft gezogen. In den vergangenen 12 Monaten sackten die Durchschnittskurse von 72% im Jahr 2008 auf nur noch 49% im Jahr 2009 ab. Allerdings präsentierte sich dieses Segment noch wesentlich differenzierter als das der Schiffe. Die Range zwischen den besten und den schlechtesten Fonds und dementsprechend die Spanne der erzielten Verkaufspreise war enorm: So gab es Fonds, für die Verkäufer nur noch 1% des Nominalwertes erhielten. Auf der anderen Seite konnten auch Anteile zu Kursen über 100% des Nominalwertes veräußert werden. Letztere stammten fast ausschließlich aus dem Bereich der Einkaufszentren. Deren Erfolg setzte sich auch im Januar des laufenden Jahres fort: Zwei Anteile an dem DB Real Estate Einkaufs-Center-Immobilienfonds wurden für mehr als 300% der Nominalsumme gehandelt – der Spitzenkurs lag sogar bei 351%. Erwähnenswert ist aber auch, dass bei den Immobilienbeteiligungen der durchschnittliche Kurs aller Transaktionen im Januar mit rund 60% fast 3,5 Prozentpunkte höher lag als noch im Dezember 2009. Nicht übersehen werden darf in diesem Zusammenhang, dass es in Deutschland keine Übertreibungen auf dem Immobilienmarkt gegeben hat und auch zahlreiche offene Immobilienfonds in den vergangenen Jahren mit großen Problemen zu kämpfen hatten. Daher ist Gabriele Volz, Geschäftsführerin Vertrieb und Marketing bei der WealthCap, weiterhin von den Vorteilen geschlossener Immobilienfonds überzeugt: „Geschlossene Fonds werden auch 2010 wieder eine Rolle spielen. Für weniger liquide Anlageklassen wie etwa Immobilien und Private Equity sind sie einfach die beste Verpackung. Was geschieht, wenn man versucht, illiquide Assets täglich handelbar zu machen, zeigt das Beispiel der offenen Immobilienfonds.“

Gebrauchte Lebensversicherungen im Einzelverkauf spannend

Während der Markt für geschlossene Fonds in der Bereichen Immobilien, Schiffe und New-Energy-Projekte seit Jahren etabliert ist, handelt es sich bei Lebensversicherungs-Fonds um einen neuen Zweig. Insbesondere für die Versicherten stellt dies eine deutliche Erweiterung ihres Handlungsspielraums dar, denn ihnen steht nun zumindest eine Alternative zur Stornierung offen. Wer seine Police vor 1999 beenden wollte, hatte ausschließlich die Möglichkeit, diese an die Versicherungsgesellschaft zurückzugeben und erhielt dafür den sogenannten Rückkaufswert ausbezahlt. Seit dem Jahr 2009 haben auch Privatpersonen die Möglichkeit, über elektronische Handelsplattformen „gebrauchte“ deutsche Kapitallebensversicherungen als Kapitalanlage zu erwerben. Für Anleger ist dies unter Umständen eine äußerst interessante Alternative zu einem Neuabschluss. Denn die Kosten, Gebühren und Provisionen werden stets zum weit überwiegenden Teil aus den Beiträgen der ersten Jahre bestritten. Darüber hinaus liegt die Garantieverzinsung bei den angebotenen Alt-Verträgen in der Regel noch deutlich höher. Demgegenüber kann die Lage bei den geschlossenen Fonds, die dieses Geschäft gewerbsmäßig betreiben, nur als besonders schwierig beschrieben werden. In vielen Fällen konnten die geweckten Renditeerwartungen (nach Steuern) nicht erfüllt werden.

Ausblick

„Der Zweitmarkt für Fondsanteile wird in diesem Jahr an Bedeutung gewinnen. Grund dafür sind die aktuell günstigen Einstiegsniveaus. Neben einer reinen Immobilienbeteiligung sehen wir auch in einem Multi-Asset-Zweitmarktprodukt große Chancen für Anleger“, ist sich Gabriele Volz sicher. Für gut informierte Privatanleger, die den hohen Zeitaufwand nicht scheuen, bieten sich auf dem derzeit niedrigen Niveau interessante Gelegenheiten. Auf Verkäuferseite können unverbindliche Kurs- und Preisanfragen ein wertvolles Hilfsmittel zur Überwachung der eigenen Investments darstellen.