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Massenkarambolage bei Autoaktien

VW ist nicht allein! Jetzt scheint auch Frankreich einen Abgasskandal zu haben. Büros von Renault wurden durchsucht, die Aktie stürzt ab: Renault ist 370.000 Clios weniger wert – und auch Fiat Chrysler verliert kräftig. Hier geht es um Manipulationen bei den Absatzzahlen. Passend zum Wintereinbruch darf also vor überfroreren Fahrbahnen auf dem Börsenparkett gewarnt werden.

BÖRSE am Sonntag

VW ist nicht allein! Jetzt scheint auch Frankreich einen Abgasskandal zu haben. Büros von Renault wurden durchsucht, die Aktie stürzt ab: Renault ist 370.000 Clios weniger wert – und auch Fiat verliert kräftig. Hier geht es um Bestechungsvorwürfe. Passend zum Wintereinbruch darf also vor überfroreren Fahrbahnen auf dem Börsenparkett gewarnt werden.

Eine Razzia der französischen Behörden hat Renault am Donnerstag den größten Kurssturz der Firmengeschichte eingebrockt. Die Aktien des französischen Autobauers fielen zeitweise um knapp 23 Prozent auf ein Dreieinhalb-Monats-Tief von 67 Euro. Damit büßte das Unternehmen binnen eines Tages rund fünf Milliarden Euro an Börsenwert ein. Das entspricht in etwa 370.000 Neuwagen des Modells Clio. Die Werte von Mitbewerber PSA Peugeot Citroën waren zeitweise ebenfalls betroffen. Und auch bei Fiat-Chrysler gibt es offenbar einen handfesten Skandal.

Auslöser der Verkaufswelle bei Renault war ein Bericht der Nachrichtenagentur AFP, demzufolge vor dem Hintergrund der VW-Abgasaffäre Büros und Werke des Autobauers durchsucht wurden. Wie der Konzern am Donnerstag mitteilte, waren unter anderem Technikzentren betroffen. Die Durchsuchungen basierten demnach auf einer von der französischen Regierung angeordneten Untersuchung, ob auch französische Autobauer Manipulationssoftware installiert haben könnten. Renault versicherte in einer eilig abgegebenen Erklärung, die zuständige Untersuchungskommission habe „keinen Hinweis auf die Existenz von Manipulationssoftware in den Fahrzeugen von Renault“ gefunden. Eingesetzt wurden die Experten vom französischen Ministerium für Umwelt und Energie. Renault versicherte, mit der Regierung „vollständig“ zu kooperieren.

Renault hatte nach dem Bekanntwerden des „Dieselgates“ behauptet, im Unternehmen habe es keinerlei vergleichbare Vorgänge gegeben und der Hersteller setze keine Betrugssoftware ein, um Abgaswerte zu schönen. Die Regierung hatte angekündigt, sie werde alle französischen Fahrzeuge und Autofirmen genauen Prüfungen unterziehen. Sie sah allerdings keinerlei Anfangsverdacht. Die Durchsuchungen stehen wohl im Zusammenhang mit den angekündigten Nachforschungen.

Volkswagen hatte im September eingeräumt, weltweit in rund elf Millionen Dieselfahrzeugen eine Manipulationssoftware eingesetzt zu haben, die bei Emissionstests einen niedrigeren Stickoxidausstoß anzeigt als auf der Straße. Die französische Regierung hatte daraufhin Untersuchungen angeordnet: zunächst gegen Volkswagen, nun auch gegen andere Hersteller. Der große Rivale am fränzösichen Markt, PSA, erklärte, nicht von Betrugsermittlern durchsucht worden zu sein. Die Abgastests des Energieministeriums wiesen keine Anomalitäten auf.

Auch Fiat Chrysler hat einen Skandal

Die Aktie von Fiat Chrysler fiel in New York vorbörslich um fast acht Prozent. An der Mailänder Börse wurden die Papiere vom Handel ausgesetzt, nachdem sie um mehr als neun Prozent eingebrochen waren. In den USA wird über eine Klage gegen das Unternehmen berichtet. Der Fachzeitschrift „Automotive News“ zufolge werfen zwei Händler aus Chicago dem Konzern die Manipulation von Absatzzahlen vor. Laut der Website soll das Unternehmen Händlern Geldzahlungen angeboten haben, wenn sie unverkaufte Wagen als verkaufte Fahrzeuge auflisteten. „Automotive News“ zitierte einen US-Sprecher der Autofirma mit den Worten, er könne nichts zu den Vorwürfen sagen, da noch keine Unterlagen zu der Klage vorlägen.

Ein Sprecher des Unternehmens erklärte gegenüber der Zeitung, dass die Klageschrift noch nicht eingegangen sei und wollte sich deshalb zunächst nicht äußern. Im US-Markt hat der Konzern seine Verkaufszahlen laut eigener Statistik 69 Monate in Folge gesteigert.

„Die Nachrichten kommen zur Unzeit“, meinte eine Händler des Finanzhauses Mediobanca Securities. Automobilaktien seien bereits durch den Abgasskandal bei Volkswagen in Mitleidenschaft gezogen worden. Der Markt sei nervös und reagiere womöglich überzogen. Im Sog der Kursstürze bei Renault und Fiat bauten die anderen europäischen Autobauer ihre Kursverluste aus. Die Peugeot-Aktie verlor 5,2 Prozent, Volkswagen-Papiere notierten drei Prozent niedriger. BMW und Daimler büßten bis zu vier Prozent ein. sig mit Mateial vom Handelsblatt / dpa / rtr / afp / th

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