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Mobilität: Daimler macht Tempo

Für die deutschen Premiumautobauer sind die USA ein extrem wichtiger Markt. Nun baut Daimler das Geschäft in Nordamerika um – und bündelt seine Zukäufe unter einem gemeinsamen Dach.

BÖRSE am Sonntag

Für die deutschen Premiumautobauer sind die USA ein extrem wichtiger Markt. Nun baut Daimler das Geschäft in Nordamerika um – und bündelt seine Zukäufe unter einem gemeinsamen Dach.

Der Wandel vom Autobauer zum Mobilitätsdienstleister ist bei Daimler erklärtes Unternehmensziel. Mit mehreren Übernahmen haben die Stuttgarter sich bei alternativen Mobilitätsdiensten eingekauft. Doch in Nordamerika arbeiteten die Töchter Ridescout und Globesherpa weitgehend unabhängig voneinander. Das soll sich ändern.

Der neue Chef der Daimler Mobilitätssparte Moovel verordnet dem Geschäft in Nordamerika eine neue Struktur. Die beiden Töchter arbeiten künftig unter einem Dach und unter dem Namen „Moovel North America“. Leiter der neuen Marke wird der bisherige Globesherpa-Chef Nat Parker. „Wir wollen mit Moovel ein Ökosystem für Mobilität erschaffen“, sagt Jörg Lamparter, der vor wenigen Monaten den Chefposten bei Daimlers Mobilitätssparte übernommen hatte. Auch die Angebote der US-Töchter sollen überarbeitet werden.

Die bisherige App „Globesherpa“, mit der US-Amerikaner ihre Verbindungen für den öffentlichen Nahverkehr mobil suchen und Tickets buchen können, wird umbenannt in Moovel Transit. Darüber hinaus will die Daimler-Tochter weitere Partnerstädte suchen, um ihr Angebot zu erweitern und auch Carsharing und Leihfahrräder in die App integrieren – so wie Moovel es in Deutschland heute schon anbietet. Bisher ist die App vor allem unter anderem in Portland, San Francisco, Houston und Dallas verbreitet.

Die bisherige App von Ridescout wird zwar weiter angeboten. Schwerpunktmäßig sollen sich die Entwickler aber auf die Entwicklung von „Ridetap“ konzentrieren. So nennt Daimler ein Software Development Kit, eine Art Werkzeugkasten für Entwickler, mit dem auch andere Apps, beispielsweise von Nahverkehrsunternehmen, das Angebot von Daimler integrieren können. Damit können Kunden auch auf Carsharing-Fahrzeuge der Tochter Car2go zugreifen, aber auch auf konzernfremde Angebote wie Lyft.

Im hart umkämpften US-Markt setzt Daimler damit offensichtlich stärker auf die Kooperation mit den örtlichen Behörden, die dringend Partner brauchen, um ihren öffentlichen Nahverkehr zu digitalisieren. Die liberalen Gesetze machen die USA für die deutschen Premiumautobauer zum idealen Experimentierfeld für alternative Mobilitätsangebote.

Erst vergangene Woche hatte BMW angekündigt, mit „Reach Now“ einen neuen Service zu testen. Die Münchener wollen in Seattle 370 Fahrzeuge stationieren, die sich nicht nur flexibel über mehrere Tage anmieten lassen, sondern auf Wunsch auch zum Kunden gebracht werden. Die Flotte soll sukzessive um private Mini- und BMW-Fahrzeuge erweitert werden. Am Ende könnten die Vermieter zusätzlich ihre Chauffeurdienstleistungen anbieten, heißt es bei BMW – und damit in direkte Konkurrenz zu Anbietern wie Uber treten.

Ist das Experiment erfolgreich, sollen weitere US-Städte folgen. In Europa ist das Angebot vorerst nicht geplant. Anders als in Europa bietet BMW seine Mobilitätsdienste ohne den Partner Sixt an, der sich bisher gegen Langzeitmieten über Drive Now sperrt. Handelsblatt / Lukas Bay