Netflix auf Expansionskurs
Die Tech-Stars von 2015 enttäuschen, der Nasdaq schwächelt. Netflix hält sich aber wacker und überrascht mit guten Quartalszahlen. Der Streaming-Dienst sucht in diesem Jahr sein Glück vermehrt in den internationalen Heimkinos. Und auch wenn die Aktie aktuell etwas an Boden verloren hat, greifen institutionelle Anleger nach wie vor gern zu diesem Papier. Zurecht?
Die Tech-Stars von 2015 enttäuschen, der Nasdaq schwächelt. Netflix hält sich aber wacker und überrascht mit guten Quartalszahlen. Der Streaming-Dienst sucht in diesem Jahr sein Glück vermehrt in den internationalen Heimkinos. Die Aktie macht aktuell einen kleinen Abwärtstrend mit und verlor zum Wochenschluss kräftig, drei Prozent standen zwischenzeitlich auf den Kurstafeln, doch das könnten auch Momentaufnahmen sein.
Netflix kann guten Gewissens als disruptives Unternehmen bezeichnet werden. Die Art des Fern- und Filmsehens hat der Streaming-Dienst eindeutig verändert. Weltweit nutzen inzwischen 75 Millionen Menschen den On-Demand Service. Außer in China, Nordkorea, Syrien und der Krim kann man weltweit überall auf die Filmdatenbanken zugreifen. Anders als Branchengenossen wie Uber verdient das Internet-Unternehmen sogar Geld mit seinem Geschäftsmodell.
Netflix ist und bleibt profitabel
Nach Abzug der Steuern verzeichnete Netflix einen Gewinn von 43 Millionen US-Dollar. Immerhin ist die Firma mit Sitz in Los Gatos damit auch im zwölften Jahr in Folge profitabel. Bereits seit 2002 wird die Netflix-Aktie gehandelt. Damals hatte das Unternehmen einen Jahresumsatz von gerade einmal 150 Millionen US-Dollar. Seit jeher geht die Umsatzkurve exponentiell nach oben. 2015 erzielte Netflix einen Umsatz von fast 6,8 Milliarden US-Dollar.
Natürlich zog das angespannte Finanzmarktumfeld in den vergangenen Wochen fast alle Wertpapiere bleischwer nach unten. Doch die kürzlich veröffentlichten Quartalszahlen gaben der Netflix-Aktie einen ordentlichen Schub. Zumindest für ein paar Tage. Immerhin stand im Bericht ein Rekordumsatz und ein neuer Kundenhöchststand. Viele Kennzahlen übertrafen die Erwartungen. Analysten und Aktionäre bewerten dieses Ergebnis gleichermaßen positiv. Die Aktie des Streamingdienstes gehörte lange zu einem kleinen Kreis an Unternehmen, die besser dastanden als am ersten Handelstag des neuen Jahres. Der Tech-Index Nasdaq hat in diesem Jahr bereits fast acht Prozent verloren. Inzwischen zeigt sich die Netflix-Aktie allerdings auch sehr volatil.
2015 war ein herausragendes Jahr für Internet- und Technologie-Aktien. Viele Onlinefirmen sind inzwischen milliardenschwer bewertet ohne wirklich Profite vorzuweisen. Kein Wunder, dass manche Ökonomen Facebook, Google und Co. für überbewertet halten und sogar von einer zweiten Dotcom-Blase reden. In diesem Jahr wird sich zeigen wohin die Reise für Online-Industrie geht - erste Korrekturen gibt es bereits.
Sorgfältige Beurteilung eines interessanten Geschäftsmodells
Dennoch ist es sinnvoll, die Tech-Unternehmen im Einzelfall zu beurteilen und nicht über einen Kamm zu scheren. Die Expansions-Strategie von Gründer und CEO Reed Hastings scheint für Netflix jedenfalls Früchte zu tragen. Während der US-Markt Experten zufolge schon beinahe gesättigt ist, stellen Filmhungrige jenseits von Nordamerika ein großes Marktpotential dar. Potentielle Netflix-Kunden sind alle Haushalte, die mit einem Breitband-Internetanschluss ausgestattet sind. In den neuen Netflix-Märkten betrifft dies 550 Millionen Haushalte. Durch eine globale Strategie entstehen aber auch große Kosten. Sowohl Produktionskosten — schließlich müssen Inhalte beispielsweise sprachlich angepasst werden — als auch Vermarktungskosten, könnten die Bilanz in den nächsten Monaten trüben.
Besonders eigene Serienproduktionen schwemmten den Kaliforniern in der Vergangenheit Geld in die Kassen. Damit erzielte Netflix auch eine besondere Kundenbindung. Mit der amerikanischen Polit-Serie „House of Cards“ startete Netflix 2013 richtig durch. Im Moment sind der Drogen-Thriller „Narcos“ und die Superheldin-Geschichte „Marvel’s Jessica Jones“ die beliebtesten Online-Serien. Doch auch andere Anbieter bringen ihren Kunden ein gleichwertiges On-Demand Paket nachhause. Hulu heißt eine erfolgreiche Antwort auf Netflix, die von den Medienunternehmen NBCUniversal, Fox Broadcasting und Disney Television getragen wird. Alteingesessene Fernsehproduzenten also, die dem kalifornischen Streaming Dienst Netflix nicht allein das Feld überlassen wollen. Mit Amazon Prime hat Netflix zusätzlich noch einen gefährlichen Konkurrenten, der sowieso aus der digitalen Welt kommt und bereits über ein immenses Kundennetz verfügt.
Neben den Wettbewerbern kann auch eine hausgemachte Gefahr das Geschäftsjahr 2016 beeinträchtigen. Denn für alteingesessene Netflix-Kunden wird es bald eine Preiserhöhung geben. Ausgerechnet die loyalsten Netflixer werden nun mehr zur Kasse gebeten als bisher. Unter Gesichtspunkten der Kundenbindung kein besonders schlauer Zug. Analysten befürchten, dass Netflix dadurch in den USA einige Nutzer verlieren könnte.
Fazit
Im letzten Jahr hat sich das Netflix-Papier bereits mehr als verdoppelt. Da fallen die aktuellen Schwankungen nicht allzu sehr ins Gewicht. Anleger sllten sich nicht zu sehr davon schrecken lassen. Wenngleich niemand erwartet, dass die Aktie in diesem Jahr ähnlich stark abschneiden wird, so gilt sie im Moment doch als vergleichsweise stabile Anlage. Obwohl das heimische Geschäft schwächelt, stehen die Vorzeichen für eine erfolgreiche Zukunft gut. Denn die internationale Strategie, die CEO Hastings seiner Internetfirma verpasst hat, öffnet zahlreiche neue Türen. Netflix gehört zu den stärkeren Tech-Aktien dieser Tage. WCW