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Next 100 years

BMW feiert sein 100-jähriges Bestehen durchaus gebührend. Bayerns größtes Unternehmen kann sich im Jubiläumsjahr über überraschend gute Zahlen freuen. An die Aktionäre schüttet der Konzern eine Rekorddividende aus.

BÖRSE am Sonntag

BMW feiert sein 100-jähriges Bestehen durchaus gebührend. Bayerns größtes Unternehmen kann sich im Jubiläumsjahr über überraschend gute Zahlen freuen. An die Aktionäre schüttet der Konzern eine Rekorddividende aus.

BMW glänzt im 100. Jahr seines Bestehens mit einem Rekordgewinn und einer Dividende in Spitzenhöhe: 2015 fuhr der Autobauer ein Ergebnis vor Steuern von 9,2 Milliarden Euro ein, das sind fast sechs Prozent mehr als im Jahr zuvor, wie der Münchner Konzern am Mittwoch mitteilte. Der Gewinn wuchs unterm Strich um zehn Prozent auf knapp 6,4 Milliarden Euro. Auch bei der Rendite in der zentralen Autosparte übertraf BMW die Erwartungen.

An der Spitze stand hatte hier 2015 allerdings Dauer-Rivale Daimler, der den Münchnern auch bei den Verkaufszahlen gefährlich nahe kam. Für 2016 kündigte BMW-Chef Harald Krüger „einen leichten Zuwachs der Auslieferungen auf einen neuen Höchstwert“ an. Politisch und wirtschaftlich bleibe das Umfeld schwankungsanfällig.

Eine Prognose zum Gewinn gab Krüger nicht ab. Details dazu werden nächste Woche bei der Bilanzpressekonferenz erwartet, wo der Vorstandsvorsitzende zudem seine neue Strategie für den Konzern erläutern will. BMW hat sich vorgenommen, auch künftig der führende Oberklasse-Hersteller der Welt zu bleiben. Aber auch hier bleibt Krüger verhalten – die Konkurrenz aus Stuttgart ist zu nahe aufgerückt, als dass er mit sicheren Prognosen Pflöcke einrammen könnte.

Die Zukunft – digital und elektrisch

BMW will in den kommenden Jahren Branchentrends im Bereich Digitalisierung und Elektrifizierung setzen. Dass die Münchener auch für die Zukunft ihren Führungsanspruch untermauern wollen, haben sie auch am vergangenen Montag auf der Jubiläumsfeier in München bewiesen.

Auf der Feier zum 100. Geburtstag der Unternehmensgründung zeigte Vorstandschef Harald Krüger den 2000 Gästen ein futuristisches, bronze- bis goldfarbenes Fahrzeug – den „BMW Vision Next 100“. Es werde autonom fahren und könnte in den nächsten 20 oder 30 Jahren auf den Markt kommen. Den Blick so weit nach vorn zu richten, sei „so reizvoll wie schwierig“, sagte BMW-Chefdesigner Adrian van Hooydonk. Das Auto der Zukunft werde zum „digitalen Chauffeur“, ergänzte Krüger. Der Fahrer kann ihm das Steuer überlassen – muss es aber nicht. „Wir wollen jeden Fahrer zu einem besseren Fahrer machen“, sagte Hooydonk.

Die Technik zeigt ihm die Ideallinie und die optimale Geschwindigkeit. Auf der Windschutzscheibe erscheint ein digitales Abbild der Umgebung, das auch im Nebel die Straße zeigt und vor Hindernissen hinter der nächsten Kurve warnt. Auf dem Display erscheinen dagegen nur Informationen, die im Moment wichtig sind – alles andere wird ausgeblendet. Im Stau, im Stop-and-go-Verkehr oder auf der Autobahn kann der Fahrer seine Zeit besser nutzen und das Steuer dem Computer übergeben. In Kalifornien akzeptiert der Gesetzgeber das bereits.

Im „BMW Vision“ klappt das Lenkrad ein, die Sitze von Fahrer und Mitfahrer drehen sich schräg zueinander. Der Fahrer kann entspannen oder arbeiten. Die Windschutzscheibe wird komplett zum Display, zeigt zum Beispiel ein Videobild des Menschen, mit dem der Fahrer jetzt telefoniert. „So stelle ich mir meine Zukunft auch vor“, sagte Hooydonk. Äußerlich ist das Zukunftsauto an den abgedeckten Rädern zu erkennen - der Luftwiderstand ist so geringer, das spart Energie. Riesige Flügeltüren erleichtern das Einsteigen. Der nierenförmige Kühlergrill bleibt als Markenzeichen, enthält jetzt aber Sensoren und Kameras.

Gemeinsame Herausforderung

Auch die anderen Autokonzerne haben sich auf Digitalisierung, Urbanisierung und emissionsfreies Fahren eingestellt. Gemeinsam haben BMW, Audi und Daimler den Kartendienst Here gekauft, der mit stetigem Datenaustausch vernetzter Autos autonomes Fahren ermöglicht – und den Herstellern Daten und Ideen für völlig neue Dienstleistungen liefert. VW- Digitalchef Johann Jungwirth zum Beispiel hat auf dem Genfer Autosalon gerade einen ähnlichen Ausblick gewagt. Derzeit werden jedes Jahr 1,25 Millionen Menschen im Straßenverkehr getötet – Unfallursache ist meist menschliches Versagen. Die Digitalisierung mache das Autofahren viel sicherer, so Jungwirth.

Das autonome Auto werde allen Menschen in der Großstadt das Leben angenehmer machen. Wenn es sich selbst einen Parkplatz in der Tiefgarage oder am Stadtrand suche, gebe es weniger Verkehr zur Parkplatzsuche - und in der Innenstadt würden riesige Flächen frei. Schon heute begrenzen oder sperren Städte wie Oslo, London oder Peking die Zufahrt für Autos mit Benzin- oder Dieselmotor. Ob BMW-Fahrzeuge in 30 Jahren von Batterien, einer Brennstoffzelle oder anders angetrieben werden, ließ Krüger ausdrücklich offen.

Mit dem seit 2013 verkauften i3 sind die Münchner ein Vorreiter bei Elektro-Autos. „BMW setzt Trends“, sagte Kanzlerin Angela Merkel per Videobotschaft. Aber bisher wurden nur rund 50.000 Stück verkauft. Die Konkurrenz spottet. Audi-Chef Rupert Stadler sagte, Audi habe sich bewusst gegen „ein Schaufensterprojekt entschieden“ und wolle 2018 sein erstes E-Serienauto vorstellen – eines, „das auch Käufer findet“. Wie eine Antwort darauf klingt, was Krüger am Montag sagte: „Es ist ein Marathon, kein Sprint. Wir haben immer wieder gezeigt, dass wir in der Lage sind, schnell zu lernen und mutig voranzugehen.“ Seine Strategie für die nächsten zehn Jahre will Krüger nächste Woche präsentieren. Handelsblatt / Annkathrin Frind