Strahlender Aufwind: Nordex und SMA Solar
Umweltverbände jubeln mit Staats- und Regierungschefs: Diese eher seltene Konstellation hat der am Samstag von der UNO beschlossene Klimavertrag möglich gemacht. Am Montag profitieren davon auch zwei deutsche Spezialisten für grüne Energie: Die Wind- und Wetter-Aktien im TecDAX, Nordex und SMA Solar.

Umweltverbände jubeln mit Staats- und Regierungschefs: Diese eher seltene Konstellation hat der am Samstag von der UNO beschlossene Klimavertrag möglich gemacht. Am Montag profitieren davon auch zwei deutsche Spezialisten für grüne Energie: Die Wind- und Wetter-Aktien im TecDAX, Nordex und SMA Solar.
Der eine Aktienwert verdoppelt, der andere gar verdreifacht: In den vergangenen zwölf Monaten haben die Papiere der Nordex SE und der SMA Solar Technology AG extrem zugelegt. Im gleichen Zeitraum dürfte auch eine andere Komponente gestiegen sein: Die Erwartungshaltung an den Klimagipfel in Paris. Als dieser am Samstag nun mit einem historischen Beschluss der UNO zu Ende ging, war die Begeisterung unter Umweltschützern groß. 196 stimmten verbindlichen Zielen zur Begrenzung des Klimawandels und zum Umgang mit den Folgen der Erderwärmung zu. Ein Kernpunkt der zukünftigen globalen Energiepolitik werden erneuerbare Energien sein. Während die kohleschwarzen Kolosse RWE, E.ON und Co. sich erst jetzt schwerfällig in Richtung Dekarbonisierung wenden, haben sich innovative Unternehmen der grünen Energiebranche längst einen Namen gemacht.
Nordex und SMA Solar sind die Wind- und Wetter-Titel im TecDAX, und zum Wochenstart gehörten sie zu den wenigen Aktien des Index, die überhaupt ein Plus verzeichnen konnten. Dahinter steckt zweifellos die Euphorie über den Klimavertrag von Paris, denn die Börsianer wissen, dass ein stärker forcierter Umstieg auf erneuerbare Energien die Auftragsbücher der beiden Konzerne füllen wird. Die Hamburger Nordex SE ist seit 30 Jahren Spezialist für Windturbinen und verzeichnete in den ersten neun Monaten dieses Jahres einen Umsatzanstieg von 41 Prozent auf 1,786 Milliarden Euro. Grund dafür war vor allem eine hohe Nachfrage in Europa und Südafrika, wo insgesamt 88 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet wurden. Die übrigen zwölf Prozent kamen aus Amerika. Gerade dort könnte Potenzial liegen, wenn der grüne Wind erst so richtig weht. Auch das operative Ergebnis stieg stark um knapp 63 Prozent auf 97,6 Millionen Euro.
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Der dänische Nordex-CEO Lars Bondo Krogsgaard ist hocherfreut: „Wir wachsen zurzeit im Vergleich zur Windindustrie überdurchschnittlich. Hier macht sich unsere Fokussierung auf die richtigen Märkte, Produkte und Leistungen bezahlt.“ Zudem soll Nordex Zuwachs aus Spanien bekommen: „Um diesen Expansionskurs auch längerfristig beibehalten zu können, haben wir uns jetzt dazu entschlossen, das Geschäft durch die Zusammenführung unserer Aktivitäten mit denen der Acciona Windpower entscheidend zu stärken“, so Krogsgaard im November. Der rasante Wachstumskurs hat Nordex auch an der Börse gut getan. Langsam aber sicher nähert sich der Kurs wieder an die Werte von 2007 an. Seit Sommer 2013 ist schon ein kontinuierlicher Aufwärtstrend zu sehen, 2015 ging es von anfangs gut 17 Euro auf mittlerweile über 31 Euro. Besonders auffällig war am Montag, dass die Nordex-Aktie den gesamten TecDAX in den Schatten stellte und mit einem Plus von 1,73 Prozent an der Spitze des Index schloss.
Ein Kurstreiber dürfte auch die Einschätzung der Goldman-Sachs-Analystin Deborah Wilkens gewesen sein, die den Nordex-Konkurrenten Vestas ins Visier nahm und allen Herstellern von Windkraftanlagen zwischen 2015 und 2019 einen jährlichen Zuwachs beim Gewinn je Aktie von 14 Prozent voraussagte. Schatten können sie beim heute zweitplatzierten Wert des TecDAX nicht ausstehen: Der Photovoltaik-Profi SMA Solar Technologies konnte ebenfalls punkten und beendete den für die deutschen Aktienlandschaft durchwachsenen Tag mit einem Plus von 1,06 Prozent. Aktuell ist das Papier für 43,77 Euro zu haben. Im Vergleich zu den knapp 15 Euro vom Jahresbeginn ist das eine unglaubliche Steigerung.
Grüne Energiekonzerne in Deutschland: Zurück zu alter Stärke
Fragt sich nur, ob diese sich auch fortsetzen wird. Vielversprechend sind zumindest das bisherige Geschäftsjahr des nordhessischen Solarkonzerns und die Prognose. Der Umsatz wuchs in den ersten neun Monaten um 27 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die 699,2 Millionen Euro kamen vor allem aus dem Bereich der solaren Großkraftwerke (Utility-Sparte), doch auch Hausdachanlagen und gewerbliche Photovoltaikanlagen legten zu. Das operative Ergebnis war im Gegensatz zum verlustreichen Vorjahr mit 3,4 Millionen Euro wieder positiv.
Vorstandssprecher Pierre-Pascal Urbon: „SMA hat den Turnaround früher als erwartet abgeschlossen. Wir haben unsere Technologie- und Marktführerschaft in den vergangenen Monaten weiter ausgebaut und sind nach einer Studie von IHS klarer Weltmarktführer. Der Erfolg unserer Strategie, als Spezialist ganzheitliche Lösungen für alle attraktiven Solarmärkte, alle Modultechnologien und alle Leistungsklassen anzubieten, spiegelt sich in einer sowohl hinsichtlich der Regionen als auch hinsichtlich der Marktsegmente ausgewogenen Umsatzverteilung wider. SMA ist hervorragend positioniert, um von dem für 2016 erwarteten globalen Nachfrageanstieg zu profitieren.“
Nach dem UNO-Beschluss vom Samstag dürfte sich diese Aussicht noch verbessert haben. Die Umsatz- und Ergebnisprognose von SMA wurde für 2015 erneut angehoben und rechnet mit Werten zwischen 925 bis 975 Millionen Euro beziehungsweise 10 bis 30 Millionen Euro. Kurz gesagt: Nordex und SMA, Wind und Sonne, sind Katalysatoren und Profiteure im globalen Kampf gegen den Klimawandel. Die deutsche Branche nähert sich nach durchwachsenen Jahren wieder der ersehnten Vorreiterrolle.