US-Ölkonzerne: Tief gebohrt, tief gefallen
Innerhalb von zwölf Monaten sind die Ölpreise um über 40 Prozent gefallen. Mit ihnen ging es für die Ölriesen ExxonMobil und Chevron steil bergab. Die Gewinne wollen einfach nicht mehr sprudeln – trotzdem sind die Aktien beider Konzerne im Aufwind. Anleger sollten hier besonders vorsichtig sein, denn die Ölpreise sind schon wieder unter Druck.
Innerhalb von zwölf Monaten sind die Ölpreise um über 40 Prozent gefallen. Mit ihnen ging es für die Ölriesen ExxonMobil und Chevron steil bergab. Die Gewinne wollen einfach nicht mehr sprudeln – trotzdem sind die Aktien beider Konzerne im Aufwind. Anleger sollten hier besonders vorsichtig sein, denn die Ölpreise sind schon wieder unter Druck.
Es ist Berichtssaison für das dritte Quartal, und wieder einmal sorgen gefallene Ölpreise für Bewegung in den Konzernbilanzen. Während sich beispielweise Ryanair über günstigen Sprit freut und mit guten Zahlen glänzen kann, müssen die amerikanischen Ölriesen erneut heftig einstecken.
Der Branchenprimus ExxonMobil erzielte in den Sommermonaten von Juli bis September nur noch einen Gewinn von 4,2 Milliarden US-Dollar, was einen Rückgang von 47 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Die Texaner leiden besonders unter dem schwachen Upstream-Geschäft, das direkt an den Ölpreis gebunden ist. Im Heimatmarkt USA bescherte dieser Trend dem Konzern Verluste in Höhe von 442 Millionen US-Dollar.
Ausgaben gekürzt – Downstream-Geschäft überzeugt
In den vergangenen zwölf Monaten ist der Preis des schwarzen Goldes von über 78 auf knapp 46 US-Dollar (WTI) beziehungsweise von über 83 auf knapp 49 US-Dollar (Brent) gefallen. Bei beiden Ölsorten ist das ein Rückgang von mehr als 40 Prozent. Schuld daran sind Überproduktion und eine gesunkene Nachfrage. Die jüngste Konjunkturkrise in China, das zu den wichtigsten Rohstoff-Importeuren zählt, verstärkte den Preisverfall im Sommer noch. Schon seit einiger Zeit ist ExxonMobil deshalb auf Sparkurs.
Im dritten Quartal wurden die Investitionen um über zwei Milliarden US-Dollar gesenkt. Dazu gehören auch die Ausgaben für die Erschließung neuer Quellen. Im kleineren Downstream-Geschäft und bei der Produktion von Chemikalien kann der Konzern immerhin deutliche Steigerungen verbuchen – vor allem außerhalb der USA. Grund dafür sind auch die stark gewachsenen Margen im Raffineriegeschäft.
Lesen Sie weiter auf der nächsten Seite: Chevron - Nummer zwei in den USA schwächelt stärker
|
Wirklich überraschend kommt der Gewinnsturz nicht. Weder für ExxonMobil, noch für den Konkurrenten Chevron, der prozentual ebenso viel an Umsatz verloren hat. Im Gegenteil: Analysten hatten im Vorfeld der Quartalsberichte mit Schlimmerem gerechnet. Dennoch steht Chevron im Vergleich schlechter da. Die Kalifornier erwirtschafteten lediglich einen Gewinn von zwei Milliarden US-Dollar und büßten damit gegenüber dem Vorjahresquartal über 3,5 Milliarden ein.
Laut Chevron-CEO John Watson sollen nun zumindest die Variablen angepasst werden, die in der Macht der Konzernführung liegen. Konkret bedeutet das wie bei ExxonMobil einschneidende Kürzungen bei den Ausgaben, aber auch einen radikalen Stellenabbau. Im kommenden Kalenderjahr will Watson die Investitionen um ein Viertel auf 25 bis 28 Milliarden US-Dollar senken. In den Folgejahren sollen dann weitere Milliarden eingespart werden.
Aktienkurse ohne klare Richtung
Dieses ambitionierte Ziel bedeute allerdings, dass Chevron sich von bis zu 7.000 Mitarbeitern trennen müsse, so Watson. Eine solche Zwangsdiät wird den Konzern zwar kurzfristig belasten, könnte jedoch eine wichtige Voraussetzung für künftigen Erfolg sein. Denn auf ein Widererstarken des Ölpreises kann sich mittlerweile niemand mehr verlassen. Der europäischen Konkurrenz erging es im dritten Quartal übrigens ähnlich: Shell, BP, Total und Co. büßten ebenfalls Gewinne im zweistelligen Prozentbereich ein.
An den Börsen wurden die Quartalszahlen von Chevron und ExxonMobil zunächst positiv aufgenommen. Die Chevron-Aktie befindet sich seit über zwei Monaten auf Erholungskurs, nachdem der Abwärtstrend Ende August seinen vorläufigen Tiefpunkt erreichte. Das Papier hat sich von 70 US-Dollar auf derzeit knapp 91 US-Dollar gesteigert, verbleibt aber aktuell in einer Seitwärtsbewegung. Auch die Aktie von ExxonMobil hat sich jüngst wieder zurückgekämpft und notiert derzeit bei knapp 83 US-Dollar.
Während die US-Börsen am Montag noch selig schliefen, gaben die Ölpreise aber wieder leicht nach: WTI verliert 0,71 Prozent, Brent sogar 0,82 Prozent. Die Preisentwicklung war in den vergangenen Wochen äußerst durchwachsen und lässt kaum Hoffnung auf schnelle Besserung zu. Sowohl Chevron als auch ExxonMobil stellen damit ein risikoreiches Investment dar, das für kurzfristig orientierte Anleger kaum zu empfehlen ist. Erst, wenn die Kombination aus erfolgreichem Sparkurs und erholtem Ölpreis zustande kommt, ist der Weg nach oben für diese beiden Aktien frei.