Comeback der Bullen: Aktien wieder gefragt
Großinvestoren setzen deutlich stärker auf Aktien – denn sie glauben wieder an eine Erholung der Weltwirtschaft. Ihre größten Favoriten sind Papiere aus der Euro-Zone und Japan. Wie die Profis anlegen.
Großinvestoren setzen deutlich stärker auf Aktien – denn sie glauben wieder an eine Erholung der Weltwirtschaft. Ihre größten Favoriten sind Papiere aus der Euro-Zone und Japan. Wie die Profis anlegen.
Frankfurt. Aktien, Aktien, Aktien - internationale Großanleger kaufen wieder! Der Grund: China bereitet Fondsmanagern weltweit nicht mehr so starke Kopfschmerzen wie noch im Frühherbst. Und daher trauen sie der Weltwirtschaft zu, dass der Wachstumsmotor in den nächsten zwölf Monaten doch noch anspringt. Das stellte die US-Investmentbank Bank of America Merrill Lynch (Bofa) in der bedeutendsten monatlichen Umfrage unter internationalen Fondsmanagern fest.
Die Geldprofis haben ihre Aktienanteile massiv hochgefahren: Inzwischen gewichten nach den Umfrageergebnissen netto 43 Prozent der Fondsmanager Aktien stärker als Börsenindizes, die ihnen als Messlatte dienen. Netto bedeutet hier, dass 43 Prozent mehr Fondsmanager Aktien höher gewichten im Vergleich zu Fondsmanagern, die dies nicht machen. Damit gewichten sie Aktien so stark, wie seit sechs Monaten nicht. Abgebaut haben die Geldprofis dafür Liquidität. Ihre Cash-Quote sank damit auf ein Zehn-Monats-Tief. Im Durchschnitt halten sie 4,9 Prozent ihres Vermögens „flüssig“.
Mehr Vertrauen in die Weltwirtschaft
Der Hauptgrund für den wieder aufkeimenden Optimismus liegt im Fernen Osten: Die Fondsmanager sind so zuversichtlich mit Blick auf Chinas Wirtschaft wie zuletzt vor 15 Monaten, wie die Bofa-Banker feststellen. So rechnet in inzwischen eine Mehrheit von 52 Prozent damit, dass das Wachstum im bevölkerungsreichsten Land der Erde in drei Jahren 6,1 bis sieben Prozent erreicht. Noch im Oktober waren sie hier deutlich pessimistischer: Gerade mal ein Viertel traute den Chinesen dieses Wachstum zu, die meisten gut fünf Prozent. Und das beflügelt denn auch ihre Hoffnung auf eine wieder stärker wachsende Weltwirtschaft.
Interessant: Trotz aller Zuversicht bleiben für sie die größten Gefahren für das Weltwachstum eine Rezession in China und eine Krise der Schwellenländer, deren Wohl und Wehe als große Rohstoffexporteure direkt von China abhängt. Erst auf Platz drei nennen die Fondsmanager übrigens geopolitische Risiken, also Gefahren durch politische und militärische Konflikte. Die Umfrage endete allerdings einen Tag vor den Terroranschlägen in Paris.
Anleger wählerisch: Keine echte Alternative?
Nicht beeinflussen lassen sich die Fondsmanager zudem von der Fed. Eine starke Mehrheit von 81 Prozent der befragten Geldprofis erwartet nun die erste Leitzinserhöhung in den USA seit der Finanzkrise 2008 im Dezember. Im Oktober traute der US-Notenbank den Schritt nur eine Minderheit von gut 40 Prozent zu. Typischerweise sind steigende Zinsen Gift für Aktien, weil dann die Finanzierung für Firmen teurer wird. Denn Banken orientieren sich bei ihren Kreditzinsen an den Leitzinsen.
Doch für die Fondsmanager gibt es offenbar keine rechte Alternative zu Aktien. Bei Anleihen, Rohstoffe und auch Schwellenländer-Anlagen halten sie sich weiter zurück. Auch positiv sehen sie allerdings Immobilien und alternative Anlagen.Zu ihren Lieblingsregionen für Aktien zählen die Anlageprofis die Euro-Zone und Japan. Die Euro-Zone gewichten netto 58 Prozent der Fondsprofis stärker als Börsenindizes. Das ist die zweithöchste Gewichtung überhaupt. Auch Japan wird beliebter: Netto 28 Prozent gewichten Aktien aus Nippon höher als Indizes, im Oktober taten dies netto knapp ein Viertel der Manager.
Auch für diese Regionen spricht, dass die Vermögensverwalter den Dollar-Kurs weiter steigen sehen gegenüber anderen Währungen wie Euro oder Yen. Wenn der US-Leitzins angehoben wird, werden Zinsanlagen in Dollar wieder attraktiver. Das könnte Investorenkapital über den Atlantik bringen und die Nachfrage nach Dollar erhöhen. In der Euro-Zone und in Japan rechnen die Profis dagegen weiterhin mit rekordniedrigen Zinsen.
Tech-Aktien hui, Versorger pfui
Handelsblatt/Anke Rezmer/MM