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Gold: Zenit schon überschritten?

Sorgen um das globale Wachstum haben Anleger seit Jahresbeginn in Gold getrieben. Der strukturelle Gegenwind für das Edelmetall, unter anderem durch einen starken US-Dollar, hat nachgelassen. Jetzt scheint, wie Nick Peters ausführt, ein sinnvoller Zeitpunkt zu sein, Gold in Portfolios aufzustocken, um diese gegen volatile Märkte zu wappnen. Oder trügt dieser Eindruck?

BÖRSE am Sonntag

Sorgen um das globale Wachstum haben Anleger seit Jahresbeginn in Gold getrieben. Der strukturelle Gegenwind für das Edelmetall, unter anderem durch einen starken US-Dollar, hat nachgelassen. Jetzt scheint ein sinnvoller Zeitpunkt zu sein, Gold in Portfolios aufzustocken, um diese gegen volatile Märkte zu wappnen. Oder trügt dieser Eindruck?

Von Nick Peters

Gold hat in diesem Jahr viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Das verwundert nicht, ist sein Preis doch seit Jahresbeginn um rund 25 Prozent gestiegen und hat damit viele große Anlageklassen hinter sich gelassen. Andererseits ist es von seinem Höchststand im August 2011 noch weit entfernt. Es stellt sich daher die Frage, ob sich der Höhenflug von Gold fortsetzt oder ob der Preisanstieg in diesem Jahr nur ein kurzes Intermezzo war.

Viele Anleger haben in diesem Jahr Gold hinzugekauft. Ein Grund war die Sorge um das globale Wirtschaftswachstum, vor allem die Furcht vor einer Abkühlung in China. Wie ein Seismograf spiegelt der Goldpreis diese Ängste wider: In der zweiten Januarhälfte schnellte er kräftig nach oben, als die Panik an den Märkten ihren Höhepunkt erreichte. Zudem verlor mit der Rückkehr der US-Notenbank Fed zu einer expansiveren Geldpolitik Anfang des Jahres der Dollar-Höhenflug, von dem üblicherweise Gegenwind für den Goldpreis ausgeht, an Fahrt. Und da die Zinsen noch länger niedrig bleiben dürften, rückt einer der traditionellen Nachteile von Gold – es wirft keine Rendite ab – in den Hintergrund.

Trotz des starken Preisanstiegs in diesem Jahr sollten Anleger meines Erachtens nach wie vor eine weitere Allokation in Gold in Betracht ziehen. In volatilen Marktphasen kann Gold ein sicherer Hafen sein und ein starkes Gegengewicht zu Aktien darstellen. Das ist aktuell insofern relevant, da die Kurse an vielen Aktienmärkten mittlerweile teuer erscheinen. In den vergangenen Monaten wurden sie vor allem von der Erwartung weiterhin sehr niedriger Leitzinsen getrieben und weniger von besseren Wirtschaftsdaten. Solche Stimmungsrallyes können zwar eine ganze Weile laufen, aber Aktien sind inzwischen recht anfällig für Veränderungen der Marktstimmung. Eine Wiederholung der Berg- und Talfahrt vom Jahresanfang ist daher durchaus denkbar. Zudem kann Gold auch vor Geldentwertung schützen, sollte sich die Inflation beschleunigen.

Den richtigen Zeitpunkt für den Einstieg in Gold zu bestimmen ist nicht einfach, denn der Goldpreis reagiert empfindlicher auf Stimmungen als auf Fundamentaldaten wie etwa das Verhältnis von Angebot und Nachfrage. Dennoch könnte es für Anleger jetzt sinnvoll sein, ihre strukturelle Anlage in Gold aufzustocken, um ihr Portfolio gegen volatile Märkte zu wappnen. Solche aus strukturellen Gründen aufgebaute Positionen werden in der Regel nicht schnell wieder aufgelöst – womit sie den Goldpreis  belasten würden.

In meinen beiden Multi-Asset-Fonds Fidelity der Vermögensverwaltung, defensiv und moderat, habe ich kürzlich Gold beigemischt, derzeit ein gutes Gegengewicht zu Aktien mit Potential für Kapitalwachstum in einem nach wie vor unsicheren Anlageumfeld.

Nick Peters ist Multi-Asset-Fondsmanager bei Fidelity International