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Ölschwemme und kein Ende

Der Ölpreis fällt, das Tanken wird billiger, genau wie die Produktion vieler Unternehmen, wie das Kerosin der Fluglinien. Alle könnten also zufrieden sein. Der niedrige Ölpreis hat aber auch handfeste Nachteile – und die Niedrigpreisphase wird nicht ewig währen. Uwe Zimmer, Vorstand der Vermögensverwaltung Meridio AG in Köln erklärt, warum.

BÖRSE am Sonntag

Der Ölpreis fällt, das Tanken wird billiger, genau wie die Produktion vieler Unternehmen, wie das Kerosin der Fluglinien. Alle könnten also zufrieden sein. Der niedrige Ölpreis hat aber auch handfeste Nachteile – und die Niedrigpreisphase wird nicht ewig währen. Uwe Zimmer, Vorstand der Vermögensverwaltung Meridio AG in Köln erklärt, warum.

Die Nachteile fangen mit den geopolitischen Risiken an, die durch den niedrigen Ölpreis noch einmal angefacht werden. Denn all die instabilen Regime im Nahen Osten halten sich letztlich mit den Einnahmen aus dem Ölexport über Wasser. Zwar ist die Saat gelegt, um unabhängig vom Öl eine funktionierende Wirtschaft aufzubauen. Ohne das Startkapital aus dem Boden aber werden viele Pläne in den Schubladen versauern. Diese Region wie auch andere ölexportierende Staaten nutzen die Öleinnahmen zu einem guten Teil, um die eigenen Bevölkerungen mit Wohltaten zu versorgen. So wird sozialer Friede erkauft. Er kann aber ganz schnell zusammenbrechen, wenn die Wohltaten ausbleiben. Da aber gilt die Gleichung: niedriger Ölpreis heißt weniger Geld zum Ausgeben.

Nicht zu unterschätzen ist auch, was mit Russland geschieht. Dort ist ein guter Teil der positiven wirtschaftlichen Entwicklung in den vergangenen Jahren auf die steigenden Einnahmen aus Rohstoffexporten, vor allem aus Ölverkäufen, zurückzuführen. Zwar hat der Rest der Wirtschaft profitiert, kann aber einen Einnahmeausfall in der Größenordnung wie derzeit nicht vollständig auffangen. Was also wird Russland unternehmen, wenn der Ölpreis und damit die eigenen Einnahmen dauerhaft niedrig bleiben?

Sehr viel konkreter trifft der Preisverfall beim Öl die Branche, die alle Leistungen rund um Suche, Förderung und Verarbeitung anbietet. In den USA stehen einige Ölfirmen bereits vor dem Aus oder sind bereits aus dem Markt gedrückt worden. Grund sind hier die oft hohen Kosten für die so gepriesene Fördermethode des Fracking. Hier ist zu erwarten, dass noch einige Spieler aus dem Markt gedrängt werden.

Nicht weiter schlimm, keine Frage, denn Unternehmertum heißt Risiko. Allerdings gibt es viele, die in dem niedrigen Ölpreis eine Kampfansage der Ölstaaten, namentlich Saudi Arabiens, an die USA sehen. Diese hätten mit dem Einsatz für Fracking einseitig die für alle so gut funktionierende Verbindung aufgekündigt, bei der die Ölstaaten solide Einnahmen erzielen und im Gegenzug als stabile Partner in der Region dienen. Die entscheidende Frage wird also sein, ob sich dieser Ölpreis-Kampf zu einem echten Konflikt auswächst. Dann würden die Karten völlig neu gemischt.