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Rohstoffe: Preisentwicklung ist dramatisch

Mit Rohstoffen war auch in diesem Jahr kein Blumentopf zu gewinnen. Wieder einmal, denn der Trend geht nun schon seit vier Jahren nach unten. Zugleich dreht gleich eine ganze Reihe von Frühindikatoren ins Minus. Jeder einzelne von ihnen ist geeignet, die Weltwirtschaft in Schieflage zu bringen. Die Rohstoffpreise dürften auch 2016 ein Sorgenkind für Anleger sein, meint Marc-Oliver Lux von der Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG in München.

BÖRSE am Sonntag

Mit Rohstoffen war auch in diesem Jahr kein Blumentopf zu gewinnen. Wieder einmal, denn der Trend geht nun schon seit vier Jahren nach unten. Zugleich dreht gleich eine ganze Reihe von Frühindikatoren ins Minus. Jeder einzelne von ihnen ist geeignet, die Weltwirtschaft in Schieflage zu bringen. Die Rohstoffpreise dürften auch 2016 ein Sorgenkind für Anleger sein, meint Marc-Oliver Lux von der Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG in München.

Seit 2011 hat der Bloomberg Commodity Index, ein breiter Rohstoffindex, über die Hälfte verloren. Der Goldminenindex NYSE ARCA GOLD BUGS hat im gleichen Zeitraum 75 Prozent verloren. Ob Industriemetalle, Edelmetalle oder selbst Agrarrohstoffe – die Preise sind so niedrig wie seit Jahren nicht. Jeder, der stärker im Rohstoffbereich involviert ist, leidet darunter: Länder wie Brasilien, Russland und Australien spüren es durch Verwerfungen im Wechselkurs.

Die Aktienkurse bekannter Rohstoff-Explorationsunternehmen weisen seit 2011 bis zu 80 Prozent Kursverlust auf. Da ist die aktuelle Umweltkatastrophe durch den Staudammbruch am Rio Dulce in Brasilien, die Schadenersatzforderungen gegenüber den brasilianischen Rohstoffkonzernen Vale und BHP Billiton nach sich ziehen wird, nur noch ein Sahnehäubchen obendrauf.

Was ist der Grund für den Ausverkauf an den Rohstoffmärkten? Sicherlich unter anderem China. Nicht nur hat sich das Wachstum im Reich der Mitte verlangsamt, China hat auch eigene Ressourcen erschlossen und erhebliche Kapazitäten im eigenen Land aufgebaut. Der Rohstoffmarkt ist in vielen Bereichen von Überkapazitäten geprägt.

Eigentlich wären Angebotskürzungen angebracht, doch den großen Bergbauunternehmen mangelt es an der nötigen Produktionsdisziplin. Die Konzerne treten zum Teil sogar die Flucht nach vorne an: So versucht der chilenische Staatskonzern Codelco, der allein für zehn Prozent der Weltkupferproduktion steht, statt durch Minenschließungen durch Ausweitung der Erzproduktion und –exporte den Preisverfall zu kompensieren.

Ähnliches im Ölsektor: Saudi-Arabien wehrt sich gegen Produktionseinschränkungen, weil es durch den niedrigen Ölpreis der amerikanischen Fracking-Industrie schaden will. Gleichzeitig müssen kleinere OPEC-Länder ihre Produktion sogar noch ausweiten, um die Zahlungsausfälle durch Menge zu kompensieren.

Vale erschließt im Norden Brasiliens eine neue Eisenerzmine, die als rentabelste Eisenerzmine der Welt gilt und die Gewinnschwelle des Konzerns nochmals 20 Prozent unter das aktuelle Preisniveau drücken wird. Der Ausverkauf an den Metallmärkten könnte also weitergehen.

Unsere Einschätzung: Rohstoffe eignen sich gut als Diversifizierungsbaustein im Depot in Kombination mit Aktien- und Zinsanlagen. Aber große Vorsicht ist geboten, denn der Abwärtstrend könnte nach Ansicht führender Experten noch bis zu 24 Monate anhalten. Und wenn der Trend immer nur nach unten geht und erst nach 2020 wieder eine Rohstoff-Hausse einsetzt, ist ein solcher Baustein im Depot sinnlos. Anhand des absoluten Preisniveaus derzeit einen Boden für die Rohstoffpreise auf breiter Front auszumachen, ist reine Spekulation.