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Besorgniserregender Preisverfall bei Kupfer

Seit einigen Wochen fällt der Kupferpreis bedrohlich schnell. Für das erste Halbjahr steht inzwischen ein Kursminus von über 20 Prozent. Und auch andere Industriemetalle verbilligen sich. Für Anleger ist das kein gutes Zeichen.

(Foto: Parilov / Shutterstock)

Seit einigen Wochen fällt der Kupferpreis bedrohlich schnell. Für das erste Halbjahr steht inzwischen ein Kursminus von über 20 Prozent. Und auch andere Industriemetalle verbilligen sich. Für Anleger ist das kein gutes Zeichen.

Kupfer ist eines der meistvebrauchten Metalle der Erde. Es steckt in Autos, Klimaanlagen, Fernsehern, Wasserleitungen. Ob Maschinen- oder Häuserbau, kaum eine Branche kommt um den Rohstoff herum. Weil es ein so essentieller Bestandteil vieler Güter ist, gilt der Preis für das rötliche Metall der Wirtschaft als Konjunkturbarometer – und Frühwarnindikator. Häufig preist der Kupfer-Kurs kommenden Boom- oder Rezessionsphasen frühzeitig ein.

Das Industriemetall steht am Anfang vieler Wertschöpfungsketten. Steigt sein Preis, deutet das auf eine steigende Nachfrage hin und damit darauf, dass mit etwas zeitlichem Verzug auch die Nachfrage nach den Endprodukten steigt. Sinkt der Kupferpreis ist das Gegenteil der Fall. Da Kupfer so vielseitig einsetzbar ist und in so viele Produkten steckt, lässt sich damit nicht nur die Nachfragesituation nach einem bestimmten Gut oder in einer bestimmten Branche erklären, sondern die Nachfrage in der Gesamtwirtschaft.

Beispiele dafür gibt es genug. So brach der Preis für eine Tonne Kupfer im Zuge der Finanzkrise ein. Es folgte eine globale Rezession. Anfang 2020 kurz nach Ausbruch des Corona-Pandemie und einem Preisverfall dreht der Kurs nach oben, es folgte die wirtschaftliche Erholung und eine historische Kursrally bei Aktien.

Stärkster Preisverfall seit elf Jahren

Jetzt sorgt der Kupferpreis erneut für Aufsehen. Diesmal allerdings wieder im negativen Sinne. Seit Beginn des Jahres ist der Preis für die Tonne Kupfer um über 20 Prozent auf 7830 US-Dollar gefallen. Dafür ist fast ausschließlich der Preisverfall der vergangenen beiden Monate verantwortlich. Zeitweise fiel der Kurs sogar unter 7.400 US-Dollar. So stark in so kurzer Zeit fiel der Preis zuletzt vor elf Jahren. Da sich die Angebotssituation kaum verändert hat, ist der Preisrückgang größtenteils auf einen (erwarteten) Nachfragerückgang zurückzuführen. Kurzfristig liegt der vor allem an den Corona-Lockdowns in China, dem größten Kupfer-Verbraucher der Welt. Längerfristig aber machen Anlegern und Experten die Zinserhöhungen der Notenbanken dies- und jenseits der Atlantiks Sorgen. Diese könnten eine Rezession auslösen.

Bald könnte es aber auch auf der Angebotsseite enger werden. Allmählich dürfte die Diskussion aufkommen, ob sich die Kupferproduktion noch lohne, prognostiziert Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch. Die Produktionskosten seien zwar in den Minen in Südamerika sehr niedrig, zur Erschließung neuer Vorkommen bedürfe es aber einen Anreiz, so der Experte. „Der incentive price liegt unseres Erachtens zwischen 7.000 US-Dollar und 7.500 US-Dollar. Sollten wegen des Preisverfalls geplante Projekte verschoben oder auf Eis gelegt werden, hätte dies langfristige Auswirkungen auf das Kupferangebot.“

Investoren preisen Globale Rezession ein

Nicht nur Kupfer, auch Nickel und Aluminium verbilligten sich zuletzt deutlich. Anfang März noch bei 48.000 US-Dollar kostet die Tone Nickel nun nur noch 23.000 US-Dollar. Der Preis für die Tonne Aluminium ging im selben Zeitraum von 3.800 auf 2.400 US-Dollar zurück. Und auch Zink gibt es inzwischen mit 3.200 US-Dollar je Tonne deutlich günstiger als noch vor wenigen Monaten (4.500 US-Dollar). Der schwache Euro und feste Dollar belaste die Preise, urteilt Commerzbank-Analyst Fritsch. „Ansonsten waren unseres Erachtens die bereits mehrfach erwähnten Rezessionssorgen verantwortlich für den Preisverfall. Eine globale Rezession wird offenbar zunehmend eingepreist. Dabei spielen Sorgen vor einer Gaskrise in Europa, einem Wirtschaftsabschwung in den USA sowie neuen Corona-Fällen und möglichen Lockdowns in China eine Rolle.“

Grundsätzlich seien aus technischer Sicht derzeit aber auch fast alle Industriemetalle überverkauft, teilweise massiv, urteilt Fritsch. In der Vergangenheit häufig ein Indikator für eine Gegenbewegung. Doch das ist eher für Spekulanten eine Nachricht. Für dem Gesamtmarkt verheißen die Kursverluste der wichtigsten Industriemetalle erst einmal nichts gutes. Sie sind ein weiteres Indiz dafür, dass eine globale Rezession immer wahrscheinlicher wird.  

OG

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