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Ölpreis könnte sinken – Trump als Zünglein an der Waage

Nein, es war eigentlich nicht der Trump-Schock: die OPEC machte Marktbeobachtern Sorgen. Mehr und mehr sind die Zweifel daran gewachsen, dass die eigentlich beschlossene Förderkürzung wirklich kommt; nach einem kurzen Ausflug über die 50-Dollar-Marke dümpelt WTI bei 44, Brent unter 43 Euro pro Barrrel. Jetzt aber könnte Trumps Politik den Ausschlag geben für die kurzfristige und mittlere Zukunft der Ölmärkte.

BÖRSE am Sonntag

Nein, es war eigentlich nicht der Trump-Schock: die OPEC machte Marktbeobachtern Sorgen. Mehr und mehr sind die Zweifel daran gewachsen, dass die eigentlich beschlossene Förderkürzung wirklich kommt; nach einem kurzen Ausflug über die 50-Dollar-Marke dümpelt WTI bei 44, Brent unter 43 Euro pro Barrrel. Jetzt aber könnte Trumps Politik den Ausschlag geben für die kurzfristige und mittlere Zukunft der Ölmärkte.

Der für viele überraschende Sieg Donald Trumps bei der US-Präsidentschaftswahl ist zumindest am Ölmarkt inzwischen verdaut. „Der Trump-Faktor ist vorüber“, sagte Jonathan Barratt vom Finanzdienstleister Ayers Alliance Securities. Nach der Bekanntgabe des Wahlergebnisses hatten die Preise zwischenzeitlich kräftig nachgegeben, sich dann aber rasch wieder erholt; das Niveau der Marktpreise und die Umsätze liegen jetzt quasi auf Vorwahl-Niveau.

Längst steht wieder die Förderpolitik des Ölkartells Opec im Mittelpunkt. „Jetzt geht es wieder um Angebot und Nachfrage“, meinte Barratt. Weltpolitische Faktoren spielen hier eine große Rolle: die Rückkehr des Iran als Rohöl-Exporteur, der lichterloh brennende Kriegsschauplatz Syrien, die mögliche Annäherung der neuen US-Administration an Rußland, der Fortgang – oder das Stocken – einer Annäherung der USA an Mittelamerika, die wachsende Gefahr islamistischer Einflussnahme in Ländern wie Indonesien und langfristig auch in Malaysia. Der gewichtigste Grund aber ist wohl der Streit der Förderländer untereinander.

OPEC pumpt immer mehr Öl – wie soll da der Preis sinken?

Investoren zweifeln angesichts all dieser Unsicherheiten an der Umsetzung der vor ein paar Monaten geplanten OPEC-Produktionskürzungen. Trotz monatelanger Bemühungen um niedrigere Förderquoten meldete das Ölkartell am Freitag eine Steigerung seiner Produktion auf Rekordniveau. Im Oktober hätten die Mitglieder der Organisation erdölexportierender Länder die Förderung auf 33,64 Millionen Barrel pro Tag (bpd) erhöht. Das ist so viel wie mindestens seit 2008 nicht mehr. „Die Ölmärkte stellen sich zunehmend darauf ein, dass das in 2016 bestehende Überangebot auch 2017 da sein wird“, kommentierten die Analysten vom Beratungshaus JBC Energy.

Der Ölpreis ist für Unternehmen und Analysten immer schwerer zu kalkulieren, denn das Kartell ist sich uneins. Der Machtverlust der OPEC, den dies unmittelbar bewirkt, hinterlässt deutliche Bremsspuren am Rohstoffmarkt. Die Nachfrage hält an, das stützt den Preis. Die Fördermenge bleibt hoch, das verghindert Aufschläge. Derzeit ist also alles in der Schwebe – noch.

Und jetzt kommt Trump

Das Zünglein an der Waage könnte sich in den USA finden lassen, und nicht etwa in der OPEC. Der Grund ist in der überraschend robuste US-Frackingindustrie zu finden. Die Produktion von Schieferöl wird 2017 unter Präsident trump deutlich ausgeweitet. Dies drückt die Rohöl-Preise schon jetzt. „Wir erleben derzeit eine nachhaltige Strukturveränderung am Ölmarkt“, glaubt Weinberg. „Die Frackingindustrie wird für den globalen Ölmarkt mehr und mehr zum Zünglein an der Waage – und auf lange Sicht für den Ölpreis sogar ein entscheidenderer Faktor als die Opec.“ Und die wahrscheinliche Richtung ist dann auch klar: abwärts. sig