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OPEC will weniger fördern: Öl schwappt hoch

Der Ölpreis steigt schnell, macht alle Wochenverluste gut und hat die 50-Dollar-Marke pro Barrel weit hinter sich gelassen; ein Fass WTI kostet aktuell 51,5 US-Dollar, Brent sogar knapp 54 US-Dollar. Der Grund: die OPEC hat sich auf eine Förderkürzung geeinigt. Mit 32,5 Millionen Barrel täglich liegt die geförderte Menge zwar nur wenige Prozent unter dem aktuellen Wert, aber die Märkte nehmen offenbar mögliche Verknappungen vorweg.

BÖRSE am Sonntag

Der Ölpreis steigt schnell, macht alle Wochenverluste gut und hat die 50-Dollar-Marke pro Barrel weit hinter sich gelassen; ein Fass WTI kostet aktuell 51,5 US-Dollar, Brent sogar knapp 54 US-Dollar. Der Grund: beim OPEC-Traffen in Wien konnte sich das Öl-Kartell bei seinem Treffen auf eine Förderkürzung einigen. Der Iran soll seine Blockadehaltung aufgegeben haben. Mit 32,5 Millionen Barrel täglich liegt die geförderte Menge zwar nur wenige Prozent unter dem aktuellen Wert, aber die Märkte nehmen offenbar mögliche Verknappungen vorweg.

Zum Auftakt des Opec-Treffens zur Drosselung der Ölproduktion hatten bereits führende Vertreter des Förderkartells Zuversicht verbreitet. „Wir werden heute eine Übereinkunft haben“, hatte sich Opec-Generalsekretär Mohammed Barkindo am Mittwoch vor Beginn der Minister-Beratungen in Wien eingelassen. Auch der Irak, der Iran und Saudi-Arabien, die in der Frage seit Monaten streiten, sandten entsprechende Signale. Hauptgrund für die Einigung war aber nun, dass der Iran seine Blockadehaltung offenkundig aufgegeben hat.

Die angepeilte Vereinbarung umfasst eine konkrete Produktionsdrosselung auf 32,5 Millionen Barrel Öl täglich. Es istdie erste seit 2008. Der saudische Energieminister Chalid al-Falih versuchte allerdings zugleich, die Erwartungen zu dämpfen. Wegen anziehender Nachfrage sei womöglich keine Kürzung nötig. Und diese anziehende Anfrage ist es denn wohl auch, die die Märkte treibt. Denn wiedie konkrete Umsetzung der heutigen Einigung umgesetzt werden soll, steht noch in den adventlichen Sternen.

Das Handelsblatt: „Nach Insiderangaben der Nachrichtenagentur Reuters zufolge erwägt die Opec mittlerweile auch eine größere Förderkürzung als bislang geplant. Die 14 Mitglieder der Organisation erdölexportierender Länder debattierten bei ihrem Treffen in Wien über eine Drosselung der Produktion um 1,4 Millionen Barrel am Tag, verlautete am Mittwoch aus Opec-Kreisen. Zuletzt war eine Kürzung um 1,2 Millionen Barrel pro Tag im Gespräch, um den Ölpreisverfall zu stoppen. Das Kartell wolle zudem, dass Ölländer außerhalb seines Kreises die Produktion um 600.000 Barrel pro Tag zurückfahren, Russland etwa um rund 400.000.

Die großen Ölexporteure haben seit Monaten um eine Begrenzung der Fördermengen gerungen, um der Rohöl-Schwemme Herr zu werden und den Ölpreis zu stabilisieren. Der Preisverfall hat in vielen Ölländern tiefe Spuren in der Wirtschaft und den Staatsfinanzen hinterlassen. Unterschiedliche Interessen haben bislang aber eine Einigung immer wieder verhindert. Wegen der Unstimmigkeiten innerhalb des Ölkartells galt eine Einigung auch bei diesem Opec-Treffen im Vorfeld bislang als wenig wahrscheinlich. Zuletzt hieß es von Opec-Seite, dass dem Iran sowie Libyen und Nigeria wegen der dortigen Unruhen Ausnahmen zugestanden werden sollten.“

Der Kampf um Marktanteile

Der Iran hat die größten Interessen. In Teheran möchte man Marktanteile zurückgewinnen, nachdem jahrelange Sanktionen gegen das Land im Zuge des Atomstreits aufgehoben wurden. Der Irak mache geltend, die Einnahmen aus dem Ölgeschäft seien nötig, um den Kampf gegen die Islamisten-Miliz IS zu finanzieren. Ähnliche Argumente bringt nigeria vor. Der saudische Minister deutete demnach nun Bereitschaft an, zumindest dem Iran entgegenzukommen. Es sei akzeptabel, wenn das Land seine Produktion auf Vorsanktionsniveau einfriere. Beide Länder sind Erzrivalen und ringen um eine Vorherrschaft am Persischen Golf und in der muslimischen Welt.

Auch Nicht-Opec-Länder sollen, wie das Blatt berichtet, bei einer Förderkürzung mitziehen. Der saudische Minister äußerte die Erwartung, dass sich etwa auch Russland daran beteiligen werde. Analysten warnen nun jedoch vor zu hohen Erwartungen. „Wir gehen eher von einer Minimal-Einigung aus“, sagte Alexander Pögl von Forschungsunternehmen JBC. Sollten sich die Staaten der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) auf eine Förderkürzung verständigen, müssten auch wichtige Nicht-Opec-Staaten wie Russland mitziehen, um die Preise zu steigern.

Anleger sollten jetzt jedenfalls aufmerksam. Die heutige Einigung Ölaktien und die breiten Bereiche der Industrie, die vom Öl abhängen, fühlbar in Bewegung bringen. Das betrifft in einem zweiten Schritt natürlich die Endverbraucher, und zwar in vollem Umfang, denn es dürfteauch Folgen für die Kosten von Benzin oder Heizöl haben. Ein besonderes augenmerk verdienen in einem dritten Schritt schließlich die Inflationsquote und die Schlüsse, die die Notenbanken ziehen. Letztebdlich betrifft die heutige Einigung bei der OPEC also alle Wirtschaftsbreiche, nur unterschiedlich stark und unterschiedlich schnell. sig