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USA: Obacht auf Erdgas-Aktien!

Hierzulande ist die Energiewende ein geliebtes und teures Kind der Politik, ja, es gilt als unanständig, die alten Energien zu favoriseren. In den USA deutet sich, was dieses Thema betrifft, eine Trendwende an. Die neue US-Administration unter Donald Trump möchte offenbar den traditionellen Energieträgern den Vorzug geben. Das wird Folgen an den Börsen haben.

BÖRSE am Sonntag

Hierzulande ist die Energiewende ein geliebtes und teures Kind der Politik, ja, es gilt als unanständig, die alten Energien zu favoriseren. In den USA deutet sich, was dieses Thema betrifft, eine Trendwende an. Die neue US-Administration unter Donald Trump möchte offenbar den traditionellen Energieträgern den Vorzug geben. Das wird Folgen an den Börsen haben.

Der Chef eines Ölkonzerns wird US-Außenminister. Ein Zweifler in der Frage, ob es einen von Menschen verursachten Klimawandels gibt, soll der staatlichen Umweltbehörde vorstehen. Und der ehemalige Gouverneur des Öl-Staates Texas als Energieminister. Viel deutlicher, so meint das Handelsblatt, könnte Donald Trump nicht zeigen, was er von der Energie- und damit der Klimapolitik von Amtsinhaber Barack Obama hält. Die Förderung und Verbrennung fossiler Energieträger wie Kohle, Öl und Gas - nicht zuletzt vom Pariser Klimaabkommen praktisch beerdigt - könnte in den USA unter Trumps Regentschaft ihre Auferstehung erleben.

Klimaschützer schlagen schon die Hände über dem Kopf zusammen, noch bevor Trump überhaupt als Präsident vereidigt ist. Und sie rätseln: Was hat er eigentlich vor? Immerhin haben die USA das Pariser Abkommen unterzeichnet und gehören die USA zu jenen G7-Staaten, die noch vor einem Jahr auf dem Gipfel im oberbayerischen Elmau das Zeitalter der Karbonisierung symbolisch beendeten. Oklahoma, wo der künftige Chef-Umweltschützer Scott Pruitt herkommt, aber auch Indiana, wo der künftige Vizepräsident Mike Pence herkommt, gehören zu den 25 US-Staaten, die Barack Obamas „Clean Energy Plan“ auf dem Rechtsweg zunichte machen wollen. Und schließlich: „Tillersons Position zum Klimawandel könnte links von Trump sein“, schreibt die „Washington Post“: der CEO eines Ölkonzerns als moderate Stimme in der US-Administration. Was für ein Wandel.

Trump hatte im Wahlkampf versprochen, Tausende neuer Jobs in der Energiebranche zu schaffen. Vor allem den entlassenen Kohle-Kumpels aufgelassener Gruben in Pennsylvania, Kentucky oder West Virginia machte er große Hoffnungen. Aber auch durch Fracking, Pipelinebau und Bohrgenehmigungen dort, wo es bisher nicht erlaubt ist, will Trump die Energiewirtschaft beflügeln. Explizit nannte Trump Gebiete wie die Arktis Alaskas und den Golf von Mexiko - beide Erschließungsgebiete sind umwelt- und sicherheitstechnisch hoch umstritten.

Kommt die Kehrtwende wirklich?

Dass sich plötzlich reihenweise Investoren finden, die massiv Geld in die traditionelle, aber ausgereizte Kohletechnologie pumpen, hält kaum ein Ökonom für wahrscheinlich - zumal angesichts politischer Halbwertszeiten von nur vier Jahren, so berichtet die dpa. Ähnliches gilt für die technisch und finanziell noch viel aufwendigeren Ölvorhaben in schwierigem Terrain. Nur eine Hand voll Unternehmen sind überhaupt in der Lage, Arktis-Bohrungen durchzuführen. Der niederländisch-britische Konzern Shell hat nach Jahren der Forschung und Vorausinvestition von sieben Milliarden Dollar vor Alaska aufgegeben, obwohl die behördliche Genehmigung erteilt war.

Die Umweltorganisation Greenpeace widerspricht deshalb Trump fundamental. „Was die Klimapolitik angeht, ist Trump auf der Verliererstraße“, schreibt Tim Donaghy in einem Blog, den dpa gelesen hat. „Die Revolution der sauberen Energie hat das Momentum, und es wird weitergehen, ob die USA mitmachen oder nicht.“ Den Preis würde die jüngere Generation bezahlen, in Form höherer Steuern, höherer Versicherungsprämien, höherer Lebenshaltungskosten, etwa für sauberes Trinkwasser. In einigen Bundesstaaten wird die Knappheit von Trinkwasser bereits offiziell als Frage der nationalen Sicherheit behandelt.

Erdgasaktien könnten anziehen

In der texanischen Energiemetropole Houston gehen die Strategen davon aus, dass Trump energiepolitisch einen Mittelweg gehen wird, berichtet das Handelsblatt. Und der heißt Erdgas. Unter den fossilen Energieträgern gilt das Gas als der sauberste. Und es ist im amerikanischen Boden in rauen Mengen vorhanden. Die USA sind gerade eben erst erstmals in ihrer Geschichte zum Nettoexporteur von Erdgas geworden. Die Energiefirmenkönnen diese Felder viel leichter ausbeuten als etwa an das unter dem Meeresboden oder unter dicken Eisschichten versteckte Öl oder die tief im Gebirge lagernde Kohle. Und der Weltmarkt für Gas ist noch immer offen. In Mexiko sind derzeit 42 neue Gaskraftwerke im Bau. Allmählich wird also deutlich, welche Pläne Donald Trump in der Energiepoltik verfolgen könnte. sig mit Material von dpa