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Wasserstoff: Kurzfristig teuer, langfristig mit viel Potenzial

Grüner Wasserstoff kann in sonnenreichen Regionen bereits im kommenden Jahrzehnt wettbewerbsfähig werden. Zu diesem Ergebnis kommt das LBBW Research in einer aktuellen Studie. Selbst im weniger begünstigten Deutschland könnte die Technologie im Verkehrssegment ihre Nische finden, sofern hohe Investitionen die Kosten spürbar senken.

(Foto: Alexander Kirch / Shutterstock)

Grüner Wasserstoff kann in sonnenreichen Regionen bereits im kommenden Jahrzehnt wettbewerbsfähig werden. Zu diesem Ergebnis kommt das LBBW Research in einer aktuellen Studie. Selbst im weniger begünstigten Deutschland  könnte die Technologie im Verkehrssegment ihre Nische finden, sofern hohe Investitionen die Kosten spürbar senken. 

Besonders  mit  grünem  Wasserstoff  befeuerte  Gasturbinen  gelten  überdies  als  ideale  Übergangs-    und    Zieltechnologie,    um    die    Stromnetze    zu    stabilisieren. Auch    wenn    der    Energieträger    grüner    Wasserstoff    zum    gegenwärtigen Zeitpunkt relativ teuer ist, dürften die Umsätze und Erträge der Technologie in ein paar Jahren deutlich anziehen, urteilt Analyst Volker Stoll. Als wichtige Treiber hierfür nennt er in schnell fallenden Kosten für Solarstrom zum Beispiel in Abu Dhabi. Zudem verbessere  sich  die  Effizienz  derartiger  Anlagen  rasch:  „Grüner  Wasserstoff    kann    in    sonnenreichen    Regionen    ab    2030    wettbewerbsfähig werden, durch die Emissionskosten für CO2 hat Wasserstoff   einen   Kostenvorteil   von   acht   Prozent   gegenüber   fossilem Erdgas“, prognostiziert Stoll.  

Der deutsche Verkehr kann 2030 auf Wasserstoff umsteigen Der  größte  Kostenblock  in  Deutschland  überrascht  im  ersten  Moment; es sind die Transportkosten. Vor allem der Transport von Wasserstoff  per  Schiff  über  längere  Distanzen  ist  wegen  der  energieintensiven  Verflüssigung  vergleichsweise  teuer.  Günstiger  sind  hingegen  „umgewidmete“  Erdgaspipelines.  Stoll  zufolge  ist  jedoch  unklar,  wie  schnell  sich  die  Pipelines  umrüsten  lassen.  Daher dürfte fossiles Erdgas in Deutschland zumindest 2030 noch günstiger sein als grüner Wasserstoff, aber die Schere schließt sich. Dies bedeutet, dass für die Industrieproduktion keine günstige CO2-freie Alternative für thermische Prozesse zur Verfügung steht. Auch auf den Verbraucher kommen beim Einsatz als Heizenergie höhere Kosten zu, wenn auch in geringerem Maße. Kostenseitig könnte in Deutschland  ab  2030  der  PKW-Verkehr  auf  Wasserstoff-Antriebe  umsteigen, wenn die Kostenparität mit Benzin und Diesel erreicht wird. Wasserstoffbefeuerte Gaskraftwerke stabilisieren die Netze  Potenzial   hat   Wasserstoff   auch   als   Brennstoff.   Die   LBBW-Analysten  sehen  in  wasserstoffbetriebenen  Gaskraftwerken  eine  ideale  Übergangs-  und  auch  Zieltechnologie.  Dies  liegt  in  erster  Linie  an  kostengünstigen  Modifikationen  der  Gaskraftwerke,  um  eine  Stromproduktion  durch  grünen  Wasserstoff  zu  ermöglichen.  Somit können die Gasturbinen bei einfacher Umrüstung langfristig die  Produktionslücken  bei  erneuerbaren  Energien  schließen  und  Stabilität   ins   Stromnetz   bringen.   „Die   Produktionskosten   von   grünem  Strom  aus  100  Prozent  grünem  Wasserstoff  liegen  2030  zwar im Vergleich zur konventionellen Erzeugung bei hohen 12 bis 14  Cent  pro  Kilowattstunde.  Doch  es  gibt  erhebliche,  installierte  Gaskraftwerkskapazitäten,   die   relativ   günstig   auf   Wasserstoff   umgerüstet   werden   können“,   rechnet   Stoll   vor.   Auch   ist   zu   berücksichtigen, dass der Wasserstoffanteil nur langsam von einem niedrigen Niveau steigt.

Wasserstofftechnologien auf der Gewinnerseite  Auch    die    deutsche    Wirtschaft    kann    langfristig    von    der    Zukunftstechnologie  profitieren.  Bedeutendes  Know-how  für  die  Komponenten der Wasserstofftechnik ist in der deutschen Industrie vorhanden, vor allem die Kernkompetenz deutscher Anlagenbauer, Elektrotechniker   und   Halbleiterproduzenten   passt   ideal.   Dem   LBBW-Research zufolge dürften bis 2030 Wasserstofftechnologien auf       der       Gewinnerseite       stehen       und       nachgelagerte       Wertschöpfungsketten  starken  Aufwind  erfahren.  Dennoch  muss  sich  der  Markt  für  grünes  Aluminium,  grünen  Stahl  oder  grünen  Zement       erst       noch       etablieren,       daher       dürfte       die       Investitionsbereitschaft  zunächst  begrenzt  sein.  Zudem  bedarf  es  bei  Subventionen  und  Zuschüssen  von  Seiten  der  Politik  und  der  Anlagenhersteller tiefer Taschen und viel Geduld.  Ungünstig   ist   die   Situation   auch   für   Anleger,   die   in   die   Wasserstofftechnologie   investieren   wollen:   Eine   latent   hohe   Bewertung an den Kapitalmärkten erschwert gegenwärtig sinnvolle Investitionen. Das LBBW-Research richtet seinen Fokus daher auf Unternehmen, die vom Aufbau der elektrischen Energiekette für die Produktion  von  Wasserstoff  profitieren.  Anleger  brauchten  aber  auch hier einen sehr langen Atem.

Die vollständige Studie finden Sie hier: www.lbbw.de/2021-studie-gruener-wasserstoff

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