Royal Dutch Shell - Turnaround trotz Querschüssen aus Riad?
Der historisch niedrige Ölpreis und die Nachrichten aus saudi-Arabien lassen die Weltmärkte beben, vor allem Mineralölaktien wie Royal Dutch Shell haben einen schweren Stand. Trotzdem hoffen Anlager nach monatelangem Preis- und Aktienverfall auf einen Turnaround. Eine milliardenschwere Übernahme soll das Unternehmen wieder in die Spur helfen. Letztlich bleibt es aber auch eine Wette auf den Ölpreis, immer mit bangem Blick nach Riad – fällt er weiter oder steigt der Ölpreis? Davon hängt ab, wie es mit Shell weitergeht.
Der historisch niedrige Ölpreis und die Nachrichten aus saudi-Arabien lassen die Weltmärkte beben, vor allem Mineralölaktien wie Royal Dutch Shell haben einen schweren Stand. Trotzdem hoffen Anlager nach monatelangem Preis- und Aktienverfall auf einen Turnaround. Eine milliardenschwere Übernahme soll das Unternehmen wieder in die Spur helfen. Letztlich bleibt es aber auch eine Wette auf den Ölpreis, immer mit bangem Blick nach Riad – fällt er weiter oder steigt der Ölpreis? Davon hängt ab, wie es mit Shell weitergeht.
Der Ölpreis fällt und fällt. In einem Jahr ist die Nordseesorte Ölpreis Brent um mehr als 40 Prozent gefallen, in den letzten drei Jahren sogar um gute 70 Prozent. Historisch niedrige Preise treffen auch die globalen Finanzmärkte hart. Hinter dem Absturz steht die allumfassende Frage: Wird Öl auch in den nächsten Jahrzehnten den Stellenwert haben, den es in den letzten hatte? Viele Faktoren spielen bei der Beantwortung dieser Frage eine Rolle. Neben den Marktkräften ist auch politisches Kalkül mit der Frage verbunden.
Ein Preisverfall des Öls ist eine große Schwächung für viele Staaten des Nahen Ostens. Auch Russland trifft die Entwicklung härter als die meisten Staaten der westlichen Welt. Aus vielen Hauptstädten dieser Welt ist zu hören, dass eine politische Unabhängigkeit von Öl ein mittelfristiges Ziel sein soll. Auch ein zunehmendes ökologisches Empfinden mit den damit verbundenen Erfindungen nehmen dem Öl Marktanteile weg. Trotzdem bleibt das Öl vielleicht der entscheidendste Rohstoff unserer Zeit.
Geändert hat sich aber trotzdem einiges: Mineralölaktien galten unter Anlegern lange Zeit in etwa so wie eine Wette auf Bayern als Deutschen Meister. Die Gewinne hielten sich in Grenzen, viel falsch machen konnte man aber nicht. Durch den schon fast historischen Ölpreiseinbruch hat sich das geändert. Mineralölaktien, und damit auch Royal Dutch Shell, litten gewaltig. Aktien des Niederländisch-Britischen Unternehmens verloren in nur einem Jahr über 30 Prozent an Wert. Auch die Gewinne schmolzen dahin. Im Schlussquartal 2014 machte der Konzern noch satte 3,3 Milliarden Dollar Gewinn.
Investition trotz Gewinneinbußen
Die Geschäftsführung befürchtet für 2015 starke Gewinneinbußen um gut 1,5 Milliarden Euro. Die Gewinne für das Schussquartal 2015 sollen zwischen 1,6 und 1,9 Milliarden Euro liegen.
Die unerfreuliche Gesamtlage hindert Royal Dutch trotzdem nicht, eine der größten Unternehmensfusionen der letzten Jahre zu vollziehen. Knapp 50 Milliarden Dollar lässt sich Shell die Übernahme des drittgrößten Britischen Energiekonzerns BG kosten. Shell will sich gemeinsam mit dem Partner verstärkt Tiefseebohrungen und dem Flüssiggas LNG zuwenden. Da BG zuletzt einen Jahresgewinn von 2,3 Milliarden Dollar auswies, könnte die stolze Summe aber gut investiert sein. Wegen des Ölpreisverfalls wird Shell aber in Kürze sowohl im Stammunternehmen als auch bei der neu erworbenen BG viele Stellen kürzen. Ein Abbau von insgesamt 10.000 Stellen sei im Gespräch, heißt es von Unternehmensseite.
Aber auch erste gute Nachrichten zur Übernahme sind schon an die Öffentlichkeit gelangt: Shell braucht einen Milliardenkredit, der zur Übernahme verhelfen sollte, nun doch nicht. Vielmehr kann der Ölmulti die stattliche Summe aus eigener Tasche zahlen. Für einige Analysten ist die Übernahme sogar ein Grund, deutlich positiver in die Zukunft zu schauen. Analysten der Schweizer Großbank UBS haben Shell auf „Buy“ gestuft. Im Fokus steht der exakt der Zusammenschluss mit BG. Der Gewinn je Aktie und der Free Cashflow dürften bis 2018 deutlich zulegen, schrieb Analyst Jon Rigby in einer Studie.
Geht der Ölpreis in Richtung 60 US-Dollar?
Andere Analysten hoffen auf eine Erholung des Ölpreis nach seinem tiefen Sturz und sehen dort die Chancen, den Aktienkurs zu steigern. Analysten der Credit Suisse haben ihre Erwartungen zwar gesenkt, sehen die realistische Bewertung aber immer noch weit über den momentanen Kurs. Die Ölpreise dürften aber nach und nach mindestens wieder in Richtung 60 US-Dollar je Barrel klettern, schrieb Thomas Adolff in einer Studie.
Tatsächlich haben viele Anleger die Hoffnung auf den Turnaround des Ölpreises. Nachdem die US-Sorte WTI zwischenzeitlich auf dem niedrigsten Stand seit 2003 war, gab es gegen Ende letzter Woche einen explosionsartigen Anstieg. Über zehn Prozent an einem Tag machen vielen Anlegern Hoffnung auf steigende Preise.
Riesige Übernahmen, ein höchst volatiler Ölpreis und dazu weltweite politische Risiken, allen voran in Nigeria – die einst so konservative Investition in Royal Dutch Shell ist zu einer riskanten Wette auf den Ölpreis und die Krisenherde der Welt geworden. Während einige schon das Ende des Öl-Zeitalters prognostizieren, sehen andere den Ölpreis nur auf einem Zwischentief. Das Unternehmen selber leistet immer noch seriöse Arbeit und kann mit dem Kauf von BG weitere Einnahmequellen generieren. Es ist jetzt nur abhängig – abhängig von einer Wette, die einst so sicher schien. VAL