SAP-Aktie: Heiter bis wolkig
Nachdem SAP im vergangenen Jahr auf ganzer Linie überzeugen konnte, fiel das erste Quartal 2016 schwächer aus als erwartet. Doch die Analysten mahnen zur Weitsicht und stützen die Aktie. Denn schon in diesem Jahresviertel könnte alles anders werden.

Nachdem SAP im vergangenen Jahr auf ganzer Linie überzeugen konnte, fiel das erste Quartal 2016 schwächer aus als erwartet. Doch die Analysten mahnen zur Weitsicht und stützen die Aktie. Denn schon in diesem Jahresviertel könnte alles anders werden.
Ein Montagmorgen kann manchmal so richtig unangenehm sein - das gilt auch für den allwöchentlichen Handelsstart der deutschen Börsen. Für den deutschen Softwareriesen SAP ging es im DAX heute erst bergab, bevor die Aktie so richtig durchstarten konnte. Mittlerweile steht sie mit einem Plus von rund 0,83 Prozent bei 68,10 Euro. Dabei war die erste negative Reaktion nur verständlich: Im abgelaufenen ersten Quartal 2016 hatte SAP den vorläufigen Zahlen zufolge einen Umsatz zu verzeichnen, der den Erwartungen nicht gerecht wurde.
Das endgültige Ergebnis wird erst am 20. April vorgelegt, doch im Vergleich zum erfolgreichen letzten Jahr ist die Nachricht eine Enttäuschung. Im vierten Quartal 2015 lag der Umsatz noch bei gut 6,3 Milliarden Euro, jetzt sind es nur noch 4,73 Milliarden. Der Eindruck täuscht jedoch: Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist die Kennzahl um 230 Millionen Euro gestiegen. Finanzvorstand Luka Mucic erklärt das so: “Das erste Quartal ist das saisonal kleinste Quartal. Während die Regionen EMEA und APJ solide Ergebnisse zeigten, lief das Quartal in der Region Amerika schwächer an. Wir haben unser Unternehmen 2015 erfolgreich umgestaltet. Dies hat zum deutlichen Anstieg des Ergebnisses je Aktie beigetragen.“
Trotz Umsatzschwäche: 28 Prozent Gewinnsteigerung
Davon sollen auch die Aktionäre kräftig profitieren: Vor knapp zwei Wochen verkündete der Konzern mit Sitz in Walldorf, dass die Dividende um fünf Prozent auf 1,15 Euro erhört werden soll. Die Ausschüttungsquote soll dabei ebenfalls um fünf Hundertstel auf 45 Prozent steigen, somit werden insgesamt 1,4 Milliarden Euro verteilt. Auch für dieses Jahr ist der Weg für eine gute Dividende noch frei. Denn viele Experten erwarten im kommenden Quartal wieder eine deutliche Steigerung. Mit ein Grund dafür dürfte laut Vorstandssprecher Bill McDermott sein, dass einige Buchungen, die eigentlich für März angesetzt waren, erst im April getätigt wurden.
Doch nicht nur das stimmt die Analysten positiv. Im ersten Quartal konnte der Gewinn um voraussichtlich rund 28 Prozent auf 810 Millionen Euro gesteigert werden. “Im weiteren Verlauf des Jahres erwarten wir eine steigende Dynamik, ganz gemäß unserem Ausblick für das Gesamtjahr. SAP bleibt ein hoch profitables Wachstumsunternehmen”, verspricht McDermott. Dafür spricht vor allem das wachstumstreibende Cloud-Geschäft, das im Vergleich zum Vorjahr um 33 Prozent auf 680 Millionen Euro zulegte.
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Jahresprognose bleibt bestehen: Analysten neutral bis positiv
SAP schafft damit die Voraussetzungen für Stabilität und Berechenbarkeit. Denn im Gegensatz zum früher gängigen Lizenzverkauf mit entsprechenden Wartungsverträgen vermietet der Konzern heute viele Software-Dienstleistungen an seine Kunden. Cloud-Computing statt Installation lautet das Motto. Finanzvorstand Mucic resümiert: “Mit einer soliden Pipeline in allen Bereichen unseres Produktportfolios sind wir auf dem richtigen Weg, um unseren Ausblick für das Gesamtjahr zu erreichen.”
Das regt auch Aktienanalysten zu einer positiven Bewertung an: Gerardus Vos von der britischen Investmentbank Barclays belässt SAP auf „Overweight“ mit einem Kursziel von 100 Euro und sieht damit ein Steigerungspotenzial von rund 50 Prozent. Das Schwächen im ersten Quartal sollte nicht überbewertet werden, findet Vos und vertraut darauf, dass das insgesamt gut laufende Geschäfts des Softwarekonzerns durch die verschobene Geschäftsabschlüsse wieder gestärkt wird.
Auch der US-Investmentbank Goldman Sachs ist SAP eine Analyse wert. Mohammed Moawalla schreibt in einer Studie vom Montag zwar, dass die Umsätze im ersten Quartal enttäuschend gewesen seien, insbesondere im Lizenzgeschäft. Die Aktie werde wohl darunter leiden. Doch durch den von SAP verkündeten starken Start in den April sieht auch er die Zukunft mit einem Kursziel von 95 Euro äußerst positiv - klares „Buy“.
In Frankreich ist man dagegen etwas skeptischer: Richard Nguyen von der Großbank Société Générale erwartet eine Entwicklung des Aktienkurses in den Bereich von 76 Euro. Der Softwarekonzern habe die Erwartungen fast durch die Bank verfehlt, schrieb der Analyst in seiner heutigen Studie. Ganz abschreiben will er die Aktie dennoch nicht: Die Jahresziele sind immer noch in Reichweite, weshalb Nguyen „Hold“ empfiehlt.
Die Stimmung zur SAP-Aktie ist damit heiter bis wolkig, mit frischem Wind im zweiten Quartal kann sich das schnell verbessern. Dabei wollen doch zurzeit alle Clouds.
Marius Mestermann