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SAP schwebt auf Cloud 7

Steigende Umsätze, steigende Gewinne und eine Explosion im Cloud-Geschäft – exzellente Quartalszahlen lassen SAP derzeit auf der sprichwörtlichen „Wolke 7“ schweben.

BÖRSE am Sonntag

Steigende Umsätze, steigende Gewinne und eine Explosion im Cloud-Geschäft – exzellente Quartalszahlen lassen SAP derzeit auf der sprichwörtlichen „Wolke 7“ schweben. 

5,35 Prozent an einem Tag! Nach Bekanntgabe der Quartalszahlen am vergangenen Dienstag waren SAP Aktien der Renner am Deutschen Aktienindex. Europas größter Softwarekonzern SAP hatte just vorher seine Quartalszahlen bekanntgegeben. Das bereinigte Betriebsergebnis stieg um satte 19 Prozent auf 1,62 Milliarden Euro – sogar optimistische Analysten waren überrascht. Auch der Quartalsumsatz stieg deutlich um 17 Prozent auf knapp fünf Milliarden Euro. Vor allem das weltweit boomende Cloud-Geschäft erwies sich als Erfolgsgarant. Der Umsatz in dieser Sparte explodierte förmlich und stieg um 116 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Und das scheint erst der Anfang. 

Denn anders als bei traditionellen Lizenzgeschäften verteilt sich der Umsatz bei sogenannten Mietsoftwares auf einen längeren Zeitraum, die richtig großen Gewinne wirft dieses Geschäft erst nach zwei bis drei Jahren ab – gute Aussichten! Software, die bei den Kunden direkt installiert wird, muss meist vorab bezahlt werden. Den Gewinn der Cloud-Sparte, die mittlerweile elf Prozent des Gesamtumsatzes ausmacht, gibt SAP nicht gesondert bekannt. Finanzchef Luka Mucic bezeichnet dies Geschäft jedoch vielsagend als „zunehmend profitabel“.

Schwacher Euro begünstigt gute Zahlen

Die Quartalszahlen sind das Ergebnis guter und solider Arbeit des Walldorfer Konzerns. Trotzdem wachsen die Bäume auch hier und jetzt nicht in den Himmel. Die explosive Steigerung der Umsätze im Cloud-Geschäft von deutlich über 100 Prozent ist auch Folge der Übernahme des Anbieters von Software zur Reisekostenabrechnung, Concur. Diese Umsätze schlagen erst seit Dezember zu Buche, und sie sind der Hauptgrund für den drastischen Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. Wie der Konzern aus eigener Kraft in dem neuen Geschäftsfeld wächst, dürfte sich dann erst im kommenden Jahr zeigen. Auch der schwache Euro begünstigt die guten Quartalszahlen übrigens – die schwache europäische Währung lässt die SAP-Bilanz noch besser aussehen, als sie ohnehin schon sind.

Die guten Geschäfte in den Kernländern verstellen auch ein wenig den Blick auf schwächelnde Märkte in den Schwellenländern. Doch dies scheint beherrschbar, weil SAP hier vergleichsweise wenig tangiert ist, dem Rivalen Oracle machten diese Märkte hingegen schwer zu schaffen. Die Rendite im traditionellen Lizenzgeschäft verbessert sich zwar, schrumpfte aber unbereinigt um fast drei Prozent. Doch auch dies kann durch große, aber notwendige Umstrukturierungskosten erklärt werden.

Diese große Umstrukturierung des Unternehmens scheint sich denn auch hinsichtlich der Entwicklung von der Vermietung von Softwares als richtig zu erweisen. Dennoch ist das gesamte Maßnahmenbündel sehr teuer und minimiert die Gewinne dramatisch. Im Zuge des Umbaus seines Geschäftsmodells streicht SAP weltweit Stellen. Etwa drei Prozent, rund 2.000 der weltweit 74.000 Beschäftigten, sollen im Laufe des Jahres auf eine neue Stelle wechseln oder ab einem bestimmten Alter mit einer Abfindung zum Gehen bewegt werden.

SAP als Sponsor: Mit Hoffenheim zum nächsten Jahrzehnt

Das Freiwilligenprogramm kam scheinbar besser an als gedacht. Einem Sprecher zufolge nahmen gut vier Prozent der Mitarbeiter dieses Angebot an. Da in anderen Bereichen wiederum Stellen aufgebaut werden sollen, will SAP Ende 2015 wieder mehr Mitarbeiter haben als ein Jahr zuvor. Nun ist die vielerorts erwartete Jahresendrallye für SAP durchaus wahrscheinlich. Der schwächelnden chinesische Markt und den Abgasskandal von VW sorgten zuletzt für schlechte Stimmung an der Börse und ließen auch SAP Aktien zwischen Mitte Juli und Anfang Oktober um rund 15 Prozent fallen. Doch SAP ist diese Phänomene nicht verantwortlich. Drehen die Märkte in freundliche Richtung, könnte SAP vorne dabeisein. Ähnlich sieht das auch Daud Khan, Analyst bei Berenberg: „ Das Jahr 2015 ist für SAP nach dem Auf und Ab im ersten Halbjahr nun risikofrei“ erklärte er.


Die Grundstimmung um den Softwaregiganten mit einer Marktkapitalisierung von knapp 78 Milliarden ist nun sehr gut. Die meisten Analysten sehen eine rosige Zukunft voraus, so auch die Investmentbank Goldman Sachs die SAP auf „Buy“ einstuft. Auch Geld für neue Investitionen da. SAP kündigte nun an, 100 Millionen Euro in den Bau eines neuen Bürogebäude in Walldorf zu investieren. Außerdem verlängerte der Softwareriese die intensive Partnerschaft mit dem Bundesligisten 1899 Hoffenheim bis 2020, die nicht nur durch das Geld des Mitbegründers Dietmar Hopp Bestand hat: SAP ist auch noch offizieller Haupt – und Trikotsponsor der Kraichgauer. Die Bundesliga-Werbepartnerschaft soll SAP jährlich sechs Millionen Euro kosten.

Insgesamt kann SAP mit Stolz auf gute Arbeit zurückblicken und positiv nach vorne schauen. Ist die kostspielige Umstrukturierung erst abgeschlossen, steht dem einzigen deutschen Softwareriesen nach momentanem Stand nichts mehr im Weg, um den Computerhimmel im Sturm zu erobern. SAP ist nun schon lange nicht mehr – wie Hoffenheim in der Bundesliga – nur Mittelklasse, sondern etabliert sich durch Wachstum und Seriosität in die Spitze des Deutschen Aktienindex. SAP genießt die Zeit des Cloud-Erfolgs schwebend auf Wolke 7. VAL