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Wird die Schaeffler-Aktie zum Börsenrenner?

Der fränkische Autozulieferer Schaeffler begibt sich auf das Börsenpaket – im Schatten des VW-Abgasskandals. Allerdings muss der Neuling beim Ausgabepreis der Aktie erstmal einen Gang runter schalten. Dennoch hofft das Familienunternehmen, Rückenwind für den Schuldenabbau und einer Stärkung der Kapitalkraft schnell hochschalten zu können.

BÖRSE am Sonntag

Der fränkische Autozulieferer Schaeffler begibt sich auf das Börsenpaket – im Schatten des VW-Abgasskandals. Allerdings muss der Neuling beim Ausgabepreis der Aktie erstmal einen Gang runter schalten. Dennoch hofft das Familienunternehmen, Rückenwind für den Schuldenabbau und einer Stärkung der Kapitalkraft schnell hochschalten zu können.

Nein, durchstarten ist sicher nicht das passende Wort, wenn man von der ganz frischen Beziehung zwischen Schaeffler und der Börse spricht. Ein Start mit angezogener Handbremse trifft als Bild wohl besser. Schließlich war das Debüt an der Frankfurter Börse eigentlich für vergangenen Montag geplant. Daraus wurde aber nichts, da das fränkische Familienunternehmen wegen der drastischen Auswirkungen aus dem Skandal um manipulierte Abgaswerte von VW-Dieselfahrzeugen als einer der großen Zulieferer lieber noch etwas warten wollte. Bis Donnerstag konnten die Aktien nur von institutionellen Investoren aus dem In- und Ausland gezeichnet werden. Als Tag der Erstnotiz im regulären Markt wird währenddessen Freitag, der 9. Oktober 2015 in den Geschichtsbüchern stehen. „Angesichts der aktuellen Marktvolatilität haben wir uns gemeinsam mit unseren Gesellschaftern dazu entschieden, die Plazierung schrittweise vorzunehmen“, kommentiert Klaus Rosenfeld, Vorstandvorsitzender der Schaeffler AG, das Prozedere.

Insgesamt gibt das Unternehmen 75 Millionen Vorzugsaktien zu einem Preis von 12, 50 Euro je Stück aus. Ursprünglich gab es auch hierfür andere Pläne, die aber durch den VW-Skandal und die Talfahrt an den deutschen Aktienmärkten auf Eis gelegt werden mussten. Die Abkehr vom einst angepeilten Ausgabepreis von 15 Euro je Anteilsschein bedeutet, dass der Wälzlager-Spezialist und Continental-Großaktionär nun mit einem Bruttoerlös in Höhe von 938 Millionen Euro rechnet, von denen Schaeffler 825 Millionen Euro tatsächlich zufließen. 66 Millionen Aktien stammen aus einer Kapitalerhöhung, der Rest kommt von den Gesellschaftern. Nach dem Börsengang, der von der Deutschen Bank und der Citigroup als Joint Global Coordinators begleitet wird, sollen sich rund 25 Prozent der Wertpapiere in Streubesitz befinden. Um den Anlegern die neuen Aktien schmackhaft zu machen, planen die Herzogenauracher die Ausschüttung einer Dividende von 25 bis 35 Prozent des Jahresüberschusses.

Die Schuldenlast soll sinken

Neben der nachhaltigen Stärkung der Kapitalkraft erhofft sich Schaeffler, das einen weltweit formidablen Ruf als führender integrierter Automobil- und Industriezulieferer genießt, seine Schulden mit Hilfe des Börsengangs besser in den Griff zu bekommen. Besonders der gescheiterte Übernahmeversuch für Continental aus dem Jahre 2008 hat nachwirkenden finanziellen Schaden verursacht, wenngleich in den vergangenen Jahren peu à peu die Schuldenlast eingedämmt werden konnte. „Der geplante Börsengang der Schaeffler AG ist ein strategischer Schritt, um die Verschuldung weiter zu reduzieren und die Kapitalstruktur zu verbessern. Wir verschaffen uns so noch mehr finanzielle Flexibilität, um zusätzliche Wachstumschancen zu erschließen", sagt Rosenfeld. Bis 2018 will das Unternehmen rund um die Eigner Maria-Elisabeth Schaeffler-Thumann und ihren Sohn Georg F. W. Schaeffler, die das Lebenswerk des 1996 verstorbenen Georg Schaeffler fortsetzen, „weitere Schulden in Höhe von einer Milliarde Euro aus dem operativen Cash Flow“ zurückführen.

Zuletzt lief das Geschäft für den an rund 170 Standorten in 50 Ländern global vernetzten Konzern aufgrund des schwächelnden China-Geschäfts etwas schleppender. Auf das erste Halbjahr 2015 blickt man allerdings mit Freude zurück, da Schaeffler ähnlich wie in den vergangenen Jahren vom guten Geschäft mit der Automobilindustrie profitieren konnte. Somit rechnen die Mittelfranken trotz der Schwierigkeiten im Reich der Mitte mit einem währungsbereinigten Umsatzplus von vier bis fünf Prozent fürs Gesamtjahr. Dabei erwartet Schaeffler, das rund 84.000 Menschen Arbeit bietet, dass die Profitabilität auf dem Niveau des ersten Halbjahres bleiben wird. Damals verdiente der Konzern mit 309 Millionen Euro beachtenswerte 99 Millionen Euro mehr als im Jahr zuvor. Der Gesamterlös lag bei 6,7 Milliarden Euro, was ein Plus von 12,4 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum bedeutete.

Als wesentlicher Treiber kristallisierte sich für Schaeffler mit einem Anstieg von 14,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr das Automotive-Geschäft heraus. In den ersten sechs Monaten 2015 erwirtschaftete der Konzern einen Cash Flow aus laufender Geschäftstätigkeit in Höhe von 422 Millionen Euro. Die Investitionsauszahlungen betrugen 501 Millionen Euro. Die Investitionsquote betrug 7,4 Prozent. Im ersten Halbjahr 2015 ergab sich ein negativer Free Cash Flow in Höhe von 72 Millionen Euro. 2014 lag der Umsatz bei rund 12,1 Milliarden Euro. Durch die Neuausrichtung der Industriesparte, verbesserte Marktversorgung, optimierte Servicequalität, stärkere Kundenorientierung sowie konkrete Pläne zur Kostensenkung und Effizienzsteigerung soll dieser in den kommenden Jahren möglichst kontinuierlich weiter steigen. WIM

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