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Aktienanalyse: Zalando

Zalando bleibt auf Wachstumskurs. Während die Umsätze im deutschen Textilhandel um vier Prozent zurückgingen, konnten die Berliner im ersten Quartal 2018 ein Einnahmenplus von 22 Prozent präsentieren. Der Onlinehandel insgesamt kam nur auf ein Plus von zehn Prozent. Baader-Bank-Analyst Volker Bosse sieht Zalando nicht zuletzt deshalb gut am Markt positioniert und rät mit einem Kursziel von 55 Euro weiter zum Kauf der Aktie.

BÖRSE am Sonntag

Zalando bleibt auf Wachstumskurs. Während die Umsätze im deutschen Textilhandel um vier Prozent zurückgingen, konnten die Berliner im ersten Quartal 2018 ein Einnahmenplus von 22 Prozent präsentieren. Der Onlinehandel insgesamt kam nur auf ein Plus von zehn Prozent. Baader-Bank-Analyst Volker Bosse sieht Zalando nicht zuletzt deshalb gut am Markt positioniert und rät mit einem Kursziel von 55 Euro weiter zum Kauf der Aktie.

Wir sehen Zalando sehr gut positioniert, um auch weiterhin von den strukturellen Veränderungen im Einkaufsverhalten der Konsumenten sowie von den Chancen, die sich aus der Digitalisierung des Einzelhandels ergeben, zu profitieren. Mit einem Jahresumsatz von 4,5 Milliarden Euro, 2,5 Milliarden Seitenbesuchen pro Jahr und 24 Millionen aktiven Kunden ist es Zalando gelungen, zum Marktführer des Online-Modehandels in Europa aufzusteigen. In Bezug auf Warenauswahl, -verfügbarkeit, Belieferungsgeschwindigkeit und Convenience setzt Zalando die Industriestandards, die die Masse der Wettbewerber nur schwer erfüllen kann. Dabei hat Zalando auch früh auf den mobilen Zugang zum Kunden gesetzt und kann jetzt von der starken Akzeptanz des Smartphones profitieren und vor allem bei der jüngeren Zielkundschaft punkten.

Vom Online-Modeanbieter zur Modeplattform

Zalando ist weit davon entfernt sich auf den bereits erreichten Lorbeeren auszuruhen, sondern ist auf dem Weg zur nächsten Evolutionsstufe des Geschäftsmodells. Zalando’s Vision ist es, sich zum Spotify des Modehandels zu entwickeln, sprich zum Infrastrukturanbieter für die gesamte Modeindustrie. Zalando hat ein Partnerprogramm lanciert, das es den Modemarken ermöglicht, ihren Webshop in die Zalando-Welt zu integrieren und damit direkt an den Kunden zu verkaufen. Der Kunde wird bei einer entsprechenden Suchanfrage von Zalando auf die Seite des Markenshops weitergeleitet, bleibt dabei aber im „look und feel“ der Zalando-Seite. Kommt der Kauf zwischen dem Markenanbieter und dem Kunden zu Stande, erhält Zalando eine Provision auf den Umsatz. Dies ist aus unserer Sicht eine win-win-Situation.

Andererseits ist die fällige „Vermittlerprovision“ von rund 15 bis 20 Prozent auch finanziell für Zalando interessant, da Zalando die verkaufte Ware nicht einkaufen, einlagern und rausschicken muss. Die Ware bleibt im Zentrallager der Marken und wird von dort direkt zum Kunden versendet. Aufgrund der starken Kundenfrequenz auf der Zalando-Seite besteht auch auf Seite der Marken ein hohes Interesse, mit Zalando zusammenzuarbeiten. Aktuell sind rund 180 Partner mit 900 Marken Mitglied im Partnerprogramm von Zalando. Die bekanntesten sind dabei Adidas, Nike, Vans, Lacoste, Tommy Hilfiger und sogar Inditex und H&M sind mit Ihren Sublabels Oysho und Massimo Dutti beziehungsweise Weekday vertreten. Aktuell liegt der Umsatz aus dem Partnerprogramm im hohen einstelligen Prozentbereich der Konzernumsätze. Gemäß Zalando sollen sich diese mittelfristig auf rund 20 Prozent erhöhen. Wir halten langfristig auch einen Anteil von 30 bis 40 Prozent für möglich und erwarten, dass die zunehmende Bedeutung des „Vermittlergeschäfts“ sich auch positiv auf die Margensituation bei Zalando auswirken sollte.

In einem nächsten Schritt hat Zalando damit begonnen auch stationäre Händler in das Partnerprogramm einzubinden (aktuell <100 Läden). Somit kann Zalando dem Kunden zusätzliche Lieferungsoptionen anbieten (Selbstabholung) und für die stationären Geschäfte Kundschaft generieren. Auch hier bekommt Zalando dann eine Vermittlerprovision. An diesem Beispiel wird deutlich, dass sich Zalando von der reinen Wettbewerber- in die Partnerrolle entwickelt und zunehmend daran verdienen wird, alle Player der Modeindustrie miteinander zu vernetzen: Marken, Ware, Händler, Kunden, Influencer und so weiter.

Das Beauty-Segment – ein komplett neues Wachstumsfeld

Seit März 2018 hat Zalando sein Produktangebot um das Beauty-Segment erweitert. Rund 130 Marken und mehr als 4.000 Artikel werden angeboten, allerdings zunächst nur in Deutschland und auch nur im Damensegment, aber die weitere und internationale Expansion soll folgen. Wir sehen den Einstieg von Zalando in das Beauty-Segment als einen strategisch richtigen Schritt. Auf der einen Seite bedeutet dies zusätzliche Umsatzpotenziale für Zalando. Der Markt für Beauty-Produkte in Europa ist rund 80 Milliarden Euro schwer und die Online-Penetrationsrate ist mit fünf Prozent noch relativ gering, auch weil es noch keinen dominierenden Online-Anbieter in diesem Produktfeld gibt. Auf der anderen Seite ermöglicht es der Einstieg von Zalando in das Beauty-Segment ihre „Assets“, die sie über vergangenen Jahre aufgebaut haben besser zu nutzen und auszulasten. Sei es die hohe Markenbekanntheit, die Kundenfrequenz auf der Webseite, die Logistikkapazitäten oder letztlich auch die Kundendaten. Denn es ist davon auszugehen, dass die Modekundschaft auch eine gewisse Affinität zu Beauty-Produkten hat.

Gemäß Plan soll Zalando im Jahr 2020 einen Bruttohandelsumsatz in Höhe von rund zehn Milliarden Euro erreichen, was ein jährliches Wachstum von mehr als 20 Prozent voraussetzt. Bislang liegt Zalando diesbezüglich sogar leicht über Plan. Langfristig soll ein Umsatz von 20 Milliarden Euro bei einer EBIT-Marge von zehn Prozent generiert werden. Dies würde dann einem fünfprozentigen Marktanteil im europäischen Modemarkt entsprechen. Damit wäre Zalando in Reichweite zu Inditex und H&M. Bereits heute hat Zalando gemäß eigener Angaben im deutschen Schuhgeschäft schon einen Marktanteil von fünf Prozent. Auch das EBIT-Margenziel von zehn Prozent hatte Zalando bereits schon einmal überschritten. In 2016 konnte in der DACH-Region sogar eine EBIT-Marge in Höhe von 12,5 Prozent ausgewiesen werden.

Volker Bosse ist Co-Head Equity Research bei der Baader Bank.