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Bonuszertifikate: Eine Frage der Struktur

Bonuszertifikate verfügen im Normalfall über zwei Schwellen: Eine Kursschwelle (Barriere) und eine Bonusschwelle. Die Kursschwelle liegt bei Emission der Zertifikate unter der aktuellen Notierung des Basiswerts. Dagegen ist die Bonusschwelle über dem aktuellen Kurs des Underlyings angesiedelt. Es gibt jedoch keine Regelung, wie weit diese beiden Schwellen vom Börsenkurs entfernt sein müssen. Dies entscheidet allein der Emittent und legt damit die Chance- Risiko-Profile der einzelnen Papiere fest, die im Einzelfall stark voneinander abweichen können.

BÖRSE am Sonntag

Bonuszertifikate verfügen im Normalfall über zwei Schwellen: Eine Kursschwelle (Barriere) und eine Bonusschwelle. Die Kursschwelle liegt bei Emission der Zertifikate unter der aktuellen Notierung des Basiswerts. Dagegen ist die Bonusschwelle über dem aktuellen Kurs des Underlyings angesiedelt. Es gibt jedoch keine Regelung, wie weit diese beiden Schwellen vom Börsenkurs entfernt sein müssen. Dies entscheidet allein der Emittent und legt damit die Chance- Risiko-Profile der einzelnen Papiere fest, die im Einzelfall stark voneinander abweichen können.

Ideal für ruhige Börsenzeiten

Bewegt sich der Kurs des Basiswerts während der Laufzeit in dem durch Kursund Bonusschwelle vorgegebenen Kursband, bekommt der Anleger am Laufzeitende einen fixen Betrag (Bonus) in Höhe der Bonusschwelle ausgezahlt. Dieser entspricht in der Regel und jährlich einer Verzinsung von 6-8 Prozent. Liegt der Kurs des Underlyings am Verfallstermin über der Bonusschwelle, partizipiert der Anleger bei diesen Produkten voll an diesem Wertzuwachs. Sein Gewinnpotenzial ist somit, trotz Sicherheitspuffer nach unten, nicht begrenzt. Fällt der Kurs des Basiswerts während der Laufzeit aber unter die Kursschwelle, verhält sich das Bonuszertifikat wie ein normales Direktinvestment, das heißt, die Bewegungen des Basiswerts werden nun 1:1 nachvollzogen – der Anleger partizipiert nun auch unbegrenzt an den Verlusten. Steigen die Kurse danach wieder, nimmt der Anleger eins zu eins an den Kursgewinnen teil. Der Anspruch auf eine Bonuszahlung ist in diesem Fall aber für immer verloren, er lebt auch dann nicht mehr auf, wenn die Kursschwelle wieder überschritten wird.

Kriseninvestments sehen anders aus

Im Jahr 2007 hielten sich die Schwankungen trotz beginnender Finanzkrise noch einigermaßen in Grenzen und die Sicherheitspuffer der Papiere erfüllten bei den meisten Papieren eindrucksvoll ihren Zweck: So ermittelte das Deutsche Derivate Forum (DDV) für den Zeitraum vom 1. Juli bis zum 17. August 2007, dass in diesem Zeitabschnitt die stärksten Kursverluste sowohl im DAX als auch beim EURO STOXX 50 bei gut 10% lagen. Trotz der raschen und deutlichen Kursverluste blieben damals die Barrieren und Risikopuffer bei 96,5% aller Bonusund Teilschutzzertifikate unberührt. Im laufenden Jahr ergibt sich nun ein völlig anderes Bild: Nach den stärksten Erschütterungen der Finanzmärkte seit der Weltwirtschaftskrise im Jahr 1929 zeigt sich, dass Bonuszertifikate und speziell die Ende des vergangenen Jahres so gern gekauften Multi-Bonus-Produkte besonders schlecht abschneiden. Betrachtet man die Performance der DAX-Werte seit Jahresbeginn, so liegen nahezu alle mehr als 30% unter dem Jahreshoch. Damit sind bei einem Einstieg in den ersten Monaten des laufenden Jahres bei Papieren mit Risikopuffer von maximal 20-30 Prozent – wie sie bei einfachen Bonusstrukturen üblich sind – die Barrieren gerissen worden. Selbst bei defensiven Basiswerten waren die 30% innerhalb kürzester Zeit aufgebraucht. Ein Beispiel: Im Frühling ging bei knapp der Hälfte von 1500 auf die Deutsche Telekom emittierten Bonuspapieren der Schutzmechanismus verloren. Besonders schlimm hat es jene Anleger getroffen, die sich ausschließlich an der Höhe des Bonus orientiert haben. Denn zu dem Kursverlust des Basiswertes kommt auch noch der Verlust des – in diesem Fall häufig enthaltenen – Aufgeldes.

Mit Selbstbeschränkung zum Erfolg

Als Profiteure dieser Entwicklung könnten sich vor allem die Capped Bonuszertifikate erweisen. Die gestiegene Volatilität ermöglicht eine für den Anleger attraktivere Ausgestaltung dieser Produkte. Capped Bonuszertifikate vereinen die besten Eigenschaften von Bonus- und Discountzertifikaten. Bei Fälligkeit erfolgt eine attraktive Bonuszahlung, wenn die Aktie oder der Index während der Laufzeit den Sicherheitslevel nicht touchiert. Ein Cap begrenzt zwar den Gewinn, ermöglicht aber gleichzeitig im Vergleich zu klassischen Bonuszertifikaten eine höhere Bonuszahlung und eine niedrigere Barriere – sprich einen höheren Puffer. So bietet das Capped Bonuszertifikat (WKN: CM- 0WRW) der Commerzbank auf die Aktien von ThyssenKrupp nach wie vor einen Puffer von rund 13%, obwohl die Aktie zuletzt kräftig Federn lassen musste. Mit dem Verzicht auf unbegrenzte Partizipation „erkaufen“ sich Anleger bei diesen Produkten also deutlich mehr Sicherheit. Wie die aktuelle Marktsituation zeigt, ist dies gerade für konservative Anleger eine Überlegung wert.

Einfach und sicher

Weil Cap und Bonuslevel bei zahlreichen Papieren übereinstimmen, sind die Papiere zudem sehr transparent: In diesem Fall entspricht die maximal erzielbare Rendite nämlich der Bonusrendite. Besonders interessant sind die Papiere in der derzeitigen Situation: Durch den Anstieg der Volatilität sind bereits gehandelte Capped Bonuszertifikate deutlich günstiger geworden. Neu emittierte Produkte können bei gleichem Preis mit einem höheren Cap und einem höheren Bonus ausgestattet werden. Als Glücksgriff könnten sich indes auch neu emittierte Bonus-Pro-Zertifikate erweisen. Bei dieser Variante kann der Sicherheitslevel nur während der letzten drei Laufzeitmonate ausgeschaltet werden. Eine Einschränkung, die die Wahrscheinlichkeit auf Auszahlung des Bonus deutlich erhöht – wenn der Anleger das richtige Timing erwischt. So läuft das im Juli 2007 emittierte Papier der Commerzbank (WKN: CB6HWK) auf die France-Télécom- Aktie leider nur bis 30.12.2008. Mit dem Kursturz in der vergangenen Woche wurde der Sicherheitslevel knapp gerissen. Wer jetzt über einen Einstieg via Bonuszertifikat nachdenkt, sollte also unbedingt einen Blick auf diese beiden Varianten werfen.

Prämie für Pessimisten

Wer von Anfang an mit weiter fallenden Notierungen oder einer lang anhaltenden Krise, wie nach dem Platzen der japanischen Immobilienblase Anfang der 90er-Jahre rechnet, sollte hingegen gleich zu einer völlig anderen Spielart dieser Papiere greifen: Reverse-Bonuspapiere sind die umgekehrte Variante der klassischen Bonusprodukte. Bei den Reverse-Produkten erfolgt die Rückzahlung zuzüglich Prämie daher dann, wenn der Basiswert während der gesamten Laufzeit kein einziges Mal den sogenannten Knock-in-Level, der über dem Basispreis angesetzt wird, berührt oder überschreitet. Fallen die Kurse bis zum Ende der Laufzeit sogar unter den Bonuslevel, der hier unterhalb des Basisniveaus angesetzt ist, werden die weiter sinkenden Kurse eins zu eins in Kursgewinne umgemünzt. Die Prämie geht hingegen verloren, wenn der Knock-in-Level verletzt wird. Ab diesem Zeitpunkt bedeutet jedes Prozent, welches das Underlying bei Fälligkeit über dem Basispreis liegt, ein Prozent Kursverlust. Wer also das Reverse-Papier der Société Générale auf den DAX (WKN: SGOTC3) mit einem Basispreis von 6300 Punkten, einem Bonuslevel von 5300 Punkten und einer Laufzeit bis 19.12.08 im Depot hat, kann sich jetzt richtig freuen: Allein zwischen Anfang September und Anfang Oktober legte das Papier über 25% zu. Reverse- Bonusstrukturen auf den DAX mit längerer Laufzeit haben beispielsweise die Commerzbank (z.B. WKN: CB75YU), oder die Deutsche Bank (z.B. WKN: DB4BYH) im Angebot. Mit allen Produkten waren zuletzt zweistellige Gewinne möglich.

Fazit

Mit den richtigen Produkten, einer gehörigen Portion Risikobewusstsein und der Auswahl stabiler Emittenten, ließen sich selbst in den zurückliegenden, turbulenten Börsenmonaten mit Bonusstrukturen gute Renditen erzielen. Es hat sich jedoch auch gezeigt, dass zumindest die Standardausgabe nicht für Krisenzeiten taugt. Doch welche andere Produktgattung hat schon Angebote am Markt, mit denen bei Verzicht auf unbegrenzte Partizipation nach oben in Zeiten wie diesen noch Gewinne eingefahren werden können? Unter Berücksichtigung der Bonität des Emittenten bleiben manche Zertifikatarten damit eine interessante Anlagemöglichkeit.