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Das sind die Kursrutsch-Gewinner im DAX

Kursverlust von deutlich rund zehn Prozent über die letzten zwei Handelswochen im DAX! Angesichts dieser Marktlage von Gewinnern zu sprechen, scheint beinahe etwas vermessen. Vor allem, da die zu Beginn nur leichten Korrekturen, ausgehend von der Wall-Street, über die vergangene Woche hinweg in ein mindestens mittelschweres Börsenbeben mündeten. Bisher allerdings rutschen nicht alle Dax-Werte in die tiefrote Zone. Eine Aktie stand lange sogar leicht im Plus. Zufall?

BÖRSE am Sonntag

Kursverlust von rund zehn Prozent über die letzten zwei Handelswochen im DAX! Angesichts dieser Marktlage von Gewinnern zu sprechen, scheint beinahe etwas vermessen. Vor allem, da die zu Beginn nur leichten Korrekturen, ausgehend von der Wall-Street, über die vergangene Woche hinweg in ein mindestens mittelschweres Börsenbeben mündeten. Bisher allerdings rutschen nicht alle Dax-Werte in die tiefrote Zone. Eine Aktie stand lange sogar leicht im Plus. Zufall?

An den Börsen hat seit langem mal wieder das Parkett gebebt. Am vergangenen Montag verlor der US-Leitindex Dow Jones zweitweise 1.600 Punkte und damit so viele wie nie zuvor in einem so kurzen Zeitraum. Am Ende des Handelstages hatte der Index einen Teil seiner Verluste wieder wettgemacht, lag aber immer noch mit über vier Prozent und etwa 1.100 Punkten im Minus. Ebenso der S&P 500, der von 2.762 auf 2.648 Punkte fiel. Nach kurzer Erholung zur Wochenmitte folgte am Donnerstag dann bereits der nächste sogenannte Flash-Crash und lies den Dow Jones um weitere 1.000 Punkte auf 23.860 Punkte und den S&P500 um 100 Punkte auf 2.581 Punkte einstürzen.

Beide Indizes gaben damit deutlich ihre gesamten Gewinne seit dem Jahreswechsel wieder ab. Diese gewaltigen Kursrutsche an den US-Börsen führten in der Folge weltweit zu einem deutlichen Abverkauf an den Märkten. Der japanische Leitindex Nikkei büßte auf Wochensicht über acht Prozent ein, der Hongkonger Hang-Seng Index stürzte mit einem Minus von 9,5 Prozent auf 29.507 Punkte.

Nicht weniger hart traf es die Indizes in Deutschland. Vor allem auch, da sie schon lange vor der Wall-Street mit einem kleinen Schwächeanfall zu kämpfen hatten, der mit den dortigen Kursstürzen nochmals einen heftigen Schub bekam. So fielen M- und TecDax innerhalb der erwähnte dreizehntägigen Handelsspanne um 9,1 respektive 8,5 Prozent auf 25.103 und 2.462 Punkte. Ausgerechnet der Dax fiel mit knapp zehn Prozent nochmal tiefer und verlor auf Sicht von etwas mehr als zwei Wochen mehr als 1.300 Punkte. Auch er gab somit überdeutlich all seine bisherigen Gewinne im Jahr 2018 wieder ab und rutsche in die Verlustzone. Von einer Panik seien Anleger nicht mehr weit entfernt, kam es dahingehend von Axi-Trader-Analyst Milan Cutkovic. Am Freitag bemühten sich die meisten Indizes um eine – wenn auch sicher äußerst instabile – Bodenbildung. Weitere plötzliche und hohe Tagesverluste sollten deshalb aber keinesfalls ausgeschlossen werden.

Anleger müssten damit rechnen, dass die Schwankungen an den Aktienmärkten noch eine Weile anhalten, so CMC-Markets-Experte Michael McCarthy. Die Aktienmärkte hätten einer massiven Überbewertung unterlegen, stimmte auch Westwood Capital-Mitgründer Dan Alpert mit in den warnenden O-Ton von Analysten und Experten mit ein. Investoren hätten deshalb nur nach einem Grund gesucht zu verkaufen. All dem Pessimismus zum Trotz, gab es in Deutschlands Leitindex aber auch ein paar Lichtblicke. Ein paar wenige Titel haben den Einbruch der Märkte bislang nämlich erstaunlich gut verkraftet.

Deutsche Börse – Steigende Umsätze durch Volatilität

Einer davon ist die Aktie der Deutschen Börse. Die nämlich lag bis zum erneuten Kurssturz am Donnerstag sogar mit zwei Prozent im Plus, und mit Blick auf die bislang dreizehn Tage andauernde Dax-Negativ-Rally steht gerade mal ein Minus von einem Prozent zu Buche . Zum Vergleich: Die große Mehrheit der restlichen Dax-Titel fiel um mindestens sechs Prozent. Der Grund dafür ist schnell gefunden: Verglichen mit allen anderen Dax-Werten profitiert die Aktie der Deutschen Börse von zunehmenden Kurschwankungen und Turbulenzen an den Märkten, da sich unter Anlegern der Absicherungsbedarf erhöht und der Handel mit Optionen stärker nachgefragt wird. So wurden an der Eurex, die wiederum von der Deutschen Börse betrieben wird, allein am Montag 140.000 März-Kontrakte gehandelt – ein Spitzenwert. Bleibt die Volatilität nach den jüngsten Kurstürzen, wie von einem Großteil der Experten erwartet, hoch, dürfte das den Handel mit Futures und damit auch die Umsätze der Börsenbetreiber weiter ankurbeln.

Mit einer Ebit-Marge von 43 Prozent, einer Dividendenrendite, die gerade in volatilen Zeiten zumindest einen kleinen Ausgleich schaffen kann, von 2,3 Prozent und einem geschätzten Gewinn von 5,34 Euro pro Aktie 2018, liefert das Börse-Papier auch darüber hinaus gute Kaufgründe. Zudem hätten die Börsenbetreiber mit Blick auf den Aktienhandel im Allgemeinen einen starken Jahresstart hingelegt, wobei sich die LSE und die Deutsche Börse am besten entwickelt hätten, schrieb UBS-Analyst Michael Werner vergangene Woche in einer Studie.

Aus Anlegersicht könnten die Kursgewinne der Deutschen Börse auch für den Gesamtmarkt ein gutes Zeichen sein. So scheint die Mehrheit der Investoren zwar weiter hohe Schwankungen und auch Kurseinbrüche zu vermuten, allerdings keinen Crash in einem Ausmaß wie 2008 oder nach Platzen der Dotcom-Blase. Das käme schließlich auch der Aktie eines Börsenbetreibers nicht zu Gute.

ProSiebenSat.1Media – Kaum Verluste dank positiver Chartsignale

Relativ unbeeindruckt von den negativen Kursturbulenzen präsentierte sich auch die Aktie von ProSiebenSat.1Media. Ausgerechnet die Münchner, die an der Börse auf Jahressicht über 22 Prozent Wertverlust hatten verkraften müssen und unter der immer stärker werdenden Streaming-Konkurrenz aus dem Netz leiden, gehörten in den zwei schwärzesten Dax-Wochen seit Langem, mit einem Minus von rund drei Prozent, zu den „Gewinnern“. Vor allem wieder etwas positivere Analystenkommentare und auch die charttechnische Situation des Papiers dürften dazu beigetragen haben. Seit November nämlich befindet sich die Media-Aktie in einem kleinen Aufwärtstrend und konnte Mitte Januar zum ersten Mal seit Oktober 2017 wieder die wichtige 30-Euro-Marke überqueren.

Diese Kurserholung dürfte nicht zuletzt von der Aussicht auf wieder steigende Werbeerlöse des Konzerns im vierten Quartal 2017 wie auch im ersten Quartal  des neuen Jahres getragen worden sein, kam es von einem Händler. Damit einhergehend habe trotz Kurssturz einmal mehr die Unterstützung bei 28 Euro gehalten. Das sahen wohl viele Anleger als Kaufsignal, womit sich die ProSiebenSat.1-Aktie am Mittwoch im Zuge der zwischenzeitlichen Dax-Erholung mit einem Plus von mehr als fünf Prozent an die Spitze des deutschen Leitindexes setzen konnte.

Barclays-Analyst Julien Roch rät mit einem Kursziel von 38 Euro inzwischen klar zum Kauf des Papiers. ProSiebenSat.1 zähle unter den frei empfangbaren TV-Sendern zu den am besten diversifizierten. Zudem werde derzeit das Digitalgeschäft des Konzerns von Anlegern unterschätzt. In Relation zum Wachstum sei die Aktie günstig bewertet. Hinzu kommt eine mit zirka sieben Prozent besonders starke Dividendenrendite. Ebenfalls positiv für die Münchner: Die beiden Entertainer-Zugpferde Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf haben vor kurzem ihre Exklusiv-Verträge um mehrere Jahre verlängert. Langfristig aber könnte der Wandel in der Mediennutzung, sprich vor allem die vermehrte Nutzung von  Online-Streaming-Diensten wie Netflix, für traditionelle Medienkonzerne wie ProSiebenSat.1 durchaus zu einer existenzbedrohenden Herausforderung werden.

Adidas – Realwirtschaft als Stütze

Mit einem Minus von 4,5 Prozent hat auch die Adidas-Aktie dem Kurssturz vergleichsweise gut standgehalten. Auch hier dürfte es ein Mix aus positiven Chart-Impulsen und positiven Analystenstimmen gewesen sein, der das Papier bislang weitestgehend schadlos durch das Börsenbeben brachte. Auslöser waren allerdings wohl die schon Mitte Januar von Adidas-Finanzchef Harm Ohlmeyer geäußerten Pläne den Marktanteil in den USA in Zukunft deutlich steigern zu wollen. Mittelfristiges Ziel, so Ohlmeyer, seien 15 bis 20 Prozent. Gegenwärtig dürfte er in etwa bei zehn Prozent liegen. Damit könnte Adidas künftig auch in den USA stärker zulegen als der Mark, glaubt Commerzbank-Analyst Andreas Riemann. Bei Anlegern war dies besonders positiv aufgenommen worden, womit die Aktie in der Folge ihren seit August 2017 laufenden Korrekturkurs (-18 Prozent) verlassen und von 167 wieder auf über 185 Euro klettern konnte. Als dann der Gesamtmarkt auf Talfahrt ging, dürften dies viele Anleger wohl schnell als passende Einstiegschance auserkoren haben.

Glaubt man Mainfirst-Experte John Guy sind die  mittel- und langfristigen Aussichten für den Sportartikelhersteller nämlich nicht nur in der Realwirtschaft, sondern auch am Finanzmarkt blendend. Er rechne für 2018 zwar mit weniger operativem Schwung, 2019 dann aber bereits mit Besserung, der Gewinn je Aktie sollte dann wieder um etwa 30 Prozent steigen, so Guy. Das entspräche einem Kurspotenzial von mehr als 30 Prozent. Ihn überzeugten vor allem auch Konzernstrategie und Wachstum des Konzerns, schrieb derweil Macquarie-Analyst Andreas Inderst. Kaum ein Dax-Konzern wächst derzeit so rasant wie Adidas. Gerade in volatilen Zeiten wohl eine willkommene Kursstütze.

Die Verliererin kommt aus Frankfurt

Mit einem Minus von 21,8 Prozent, einen mehr als doppelt so starken Kursrutsch wie der DAX, musste in den letzten zwei Wochen die Aktie der Deutsche Bank verkraften. Sie ist damit deutlich diejenige, die das Börsenbeben in Deutschlands Leitindex am schlechtesten überstanden hat. Für das Frankfurter Geldhaus läuft es einfach nicht, die Konkurrenz, vor allem aus den USA, eilt immer weiter davon, während sich die größte deutsche Privatbank weiter mit Restrukturierungs- und Umbaumaßnahmen herumschlagen muss. Erneut negative Analystenkommentare brachten – salopp formuliert – das Fass im Zuge des bedrohlich wankenden Gesamtmarktes wohl zum Überlaufen. Vor allem im Investmentbanking seien die Erträge weiter sehr schwach, kam es von JPMorgan-Analyst Kian Abouhossein. Man hinke der Konkurrenz hier deutlich hinterher. Zudem komme die Bank mit den Verkäufen von Teilbereichen nicht wie geplant voran, die langfristigen Kostenziele dürften so wohl kaum erreicht werden, schrieben die Experten von Mainfirst.

Mit einem Kurs von 12,69 Euro liegt die Aktie der Bank inzwischen schon unter der 13-Euro-Marke. Das Zehn-Euro-Tief aus dem September 2016 scheint nicht mehr weit entfernt. So bleibt hier wohl nur zu hoffen, dass der sich schneller wieder erholt, als Deutschlands einst so stolzes Vorzeige-Geldhaus. OG