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Der Rohstoff, aus dem Träume sind

Die Rohstoffpreise sind angesichts der Finanzkrise in den letzten Monaten samt und sonders kollabiert. Alle Rohstoffe? Nein! Gold leistet erbitterten Widerstand und mittlerweile ziehen einige weitere Notierungen nach. Neben Gold sollten Anleger vor allem ein Industriemetall im Auge behalten.

BÖRSE am Sonntag

Nach dem Ende der fünfjährigen Hausse wird es zukünftig nicht mehr so einfach sein, mit Rohstoffen Geld zu verdienen. Andererseits ist der Sektor äußerst vielfältig, vom Defensivinvestment Gold über zyklische Industriemetalle und Nahrungsmittel bis hin zu knappen Energieträgern ist für jeden Anleger und jedes Marktumfeld etwas dabei. Es kommt also vor allem auf die Auswahl des richtigen Rohstoffs zum richtigen Zeitpunkt an. Über welches Instrument der Einstieg erfolgen sollte, hängt von der Risikoneigung des Anlegers ab. Grundsätzlich lassen sich Rohstoffe in folgende Oberkategorien einteilen: Soft- und Hard- Commodities sowie Energieträger. Hard Commodities bezeichnen dabei Industrie- und Edelmetalle, Energieträger Erdöl und Erdgas, während man unter Soft Commodities Agrarrohstoffe wie Zucker, Sojabohnen, Kaffee oder die berühmten Schweinehälften subsumiert. Da der physische Erwerb in der Regel ausscheidet, bleiben noch Zertifikate, ETFs/ETCs und Futures. Besonders vielfältig sind Auswahl und Möglichkeiten mittlerweile bei den Zertifikaten und ETC-Konstruktionen.

Rohstoffe mit Zertifikat

Grundsätzlich lassen sich Rohstoffzertifikate – neben dem Rohstoff selbst – nach ihren Basiswerten unterscheiden. Verbrieft kann hier z.B. die Partizipation an der Preisentwicklung einer Unze Gold, also eines einzelnen Rohstoffs oder aber auch die Entwicklung eines ganzen Rohstoffindex sein. Daneben existieren die gleichen oder ähnlichen Konstruktionen wie bei den Zertifikaten auf Aktien, also beispielsweise Quanto-, Garantie- und Hebelzertifikate. Zur besseren Handelbarkeit werden häufig auch Bruchteile als kleinste Einheit verbrieft, beispielsweise 1/10, 1/100 und 1/1000 eines Indexstandes oder des Preises einer Unze.

Exchange Traded Commodities

Seit Ende 2006 lassen sich Rohstoffe zudem auch über Exchange Traded Commodities (ETCs) auf einfache Art und Weise handeln. Wie Aktien können diese ETCs laufend über die Börse ge- und verkauft werden und ermöglichen ein genaues Tracking der wichtigsten Rohstoffe. Die neuen Instrumente weisen dabei die gleiche günstige Kostenstruktur auf wie ETFs: Die jährliche Verwaltungsgebühr liegt bei 0,49% und der Spread bewegt sich im regulären Handel in der Regel zwischen 0,2% und 0,6%. Im Gegensatz zu den börsengehandelten Indexfonds auf Aktien oder Anleihen sind die neuen ETCs allerdings kein Sondervermögen. Das heißt, im Insolvenzfall des Anbieters wird das investierte Kapital zunächst einmal der Insolvenzmasse zugeordnet. Die börsengehandelten Commodity Fonds bilden die Wertentwicklung einzelner Rohstoffe, wie Kaffee (WKN: A0KRJT) oder Zucker (WKN: A0KRJ8), ab oder beziehen sich auf Rohstoffkörbe. Seit Kurzem gibt es auch ETCs mit Hebel und auf fallende Notierungen.

Die Eigenheiten der Rohstoffinvestments

Gleichgültig, ob Zertifikat oder ETC, beziehen sich die Derivate auf einen Index, dann bewegen sie sich auch 1:1 mit diesem mit. Demgegenüber kommt es aber häufig zu Abweichungen, wenn lediglich ein einziger Rohstoff die Basis bildet. Denn im Unterschied zu den Aktienmärkten sind die Rohstoffmärkte physische Märkte und da es unwirtschaftlich ist, die Waren zu lagern, nutzen die Emittenten Terminkontrakte (Futures), um die Preisänderungen der Rohstoffe abzubilden. Nun unterscheiden sich die Terminkurse aber meist von den Kassapreisen. Denn die Futures werden außer durch die Erwartungen auch durch Refinanzierungs- und Leihkosten beeinflusst. Damit kommt ein weiterer wichtiger Aspekt ins Spiel: Da die Terminkontrakte zeitlich begrenzt sind, die begebenen Derivate aber meist über deren Fälligkeitstermin hinaus weiterlaufen, müssen die Emittenten die zugrunde liegenden Positionen anpassen. Zu diesem Zweck wechseln sie regelmäßig kurz vor dem Laufzeitende des jeweiligen Kontraktes zum nächst fälligen über. Diese Vorgehensweise bezeichnet man im Fachjargon als Rollieren. Dabei spielt das Verhältnis der Terminnotierungen eine große Rolle: Sind die längerfristigen Kurse höher, kommt es beim Rollieren zu Verlusten. Denn für den Betrag, den man beim Verkauf des fälligen Terminkontraktes erhält, bekommt man weniger vom nächsten. Diese Situation wird als Contango bezeichnet. Umgekehrt folgt natürlich, dass im Falle niedrigerer längerfristiger Preise Gewinne anfallen – diese Konstellation wird als Backwardation bezeichnet.

Hohe Gewinne mit intelligenten Produkten

In den vergangenen 20 Jahren wurde die Wertentwicklung von Rohstoffinvestments maßgeblich über die Rollrendite (zu 55%) und weniger durch steigende Spotpreise (45%) generiert. Da sich die Rollrendite aufgrund der Konstruktion jedoch nicht auf die Zertifikate transportieren ließ, bildet diese ein großes, für Zertifikateanleger bislang ungenutztes, Renditepotenzial. ABN AMRO bietet seit Ende 2006 drei unterschiedliche Zertifikate an, die es dem Anleger erlauben, genau diese Potenziale zu heben. Der CYD-Long Only Commodity-Index (WKN: AA0CYL) investiert nur in jene Rohstofffutures, die eine Backwardation-Situation aufweisen – in den letzten 12 Monaten verlor das Produkt trotzdem rund 14%. Der CYD-Markt Neutral Plus Commodity-Index (WKN: AA0CYN) geht im jeweiligen Rohstoff gleichzeitig eine Long- und eine Short- Position in Futures mit unterschiedlichen Fälligkeiten und Preisen ein, um eine vom Spotpreis unabhängige Performance zu erwirtschaften. Auf Sicht von 12 Monaten liegt das Papier mit 4,5% im Plus. Um die Performance der beiden Produkte einordnen zu können, ist ein Blick auf die Benchmark notwendig: Der DJ AIG Commodity Index verlor im gleichen Zeitraum 43,5%! Beide Zertifikate haben sich also deutlich besser geschlagen als der Markt. Das dritte Papier aus dieser Serie hat sich sogar absolut hervorragend entwickelt: Beim CYD-Long Short Commodity-Index (WKN: AA0CYS) werden Futures in Backwardation gekauft und Futures in Contango verkauft. In den letzten 12 Monaten konnte das Zertifikat um rund 42% zulegen! Gerade in Krisenzeiten haben sich die Produkte damit als äußerst wirkungsvoll erwiesen. Aufgrund der divergierenden Entwicklungen bei den einzelnen Rohstoffen dürften diese Produkte ihren Inhabern auch im laufenden Jahr noch viel Freude bereiten.

Indikator für Insider

Und damit nicht genug, Rohstoffe taugen auch als Indikator für die Aussichten der Weltwirtschaft. Im Fachjargon der Amerikaner wird etwa der Kupferpreis aufgrund seiner prognostischen Qualitäten als Dr. Copper bezeichnet. Der Doktortitel in Wirtschaftswissenschaften ist hart erarbeitet, denn in der Vergangenheit hat die Notierung des Industriemetalls stets sehr gute Aufschlüsse über das zukünftige Wirtschaftswachstum sowie die Entwicklung der Inflation gebracht und konjunkturelle Wendepunkte rund sechs Monate im Voraus anzeigt. Interessant ist nun, dass die Kupferpreise seit Jahresbeginn wieder steigen. Der bislang sehr zuverlässige Indikator deutet damit auf eine wachsende Weltwirtschaft und/oder eine steigende Inflation im zweiten Halbjahr hin. Selbst wenn sich die Wirtschaft so schnell nicht erholen sollte und die enormen Konjunkturprogramme lediglich die Inflation ankurbeln, sollte sich eine Spekulation auf steigende Rohstoffpreise – insbesondere auch bei Kupfer – auszahlen. Vorsichtige Anleger setzen dabei weiterhin auch auf Gold. Hier bietet sich unter anderem der bekannte Xetra-Gold ETC (WKN: A0S9GB) an. Für den Anleger interessant ist vor allem die Tatsache, dass dieses Produkt tatsächlich mit physischem Gold hinterlegt wird, und dass die Papiere das Recht verbriefen, sich das Gold auch ausliefern zu lassen.

Fazit

Mit Einführung der ETCs und ausgefeilten Rohstoffzertifikaten stehen informierten Privatanlegern nicht nur transparente, kostengünstige und liquide Instrumente zur Verfügung, sondern erlauben es dem Investor auch, die Besonderheiten der Rohstoffmärkte gezielt auszunutzen.