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Was die neuesten Zahlen über die Deutsche Bank sagen

Nach drei Verlustjahren in Folge hat die Deutsche Bank 2018 wieder einen Gewinn erwirtschaftet. Vorstandschef Christian Sewing sieht sein Geldhaus damit „auf dem richtigen Weg“. Anleger wie Analysten jedoch zweifeln daran. Konkurrenzfähiger nämlich scheint die Bank nicht geworden zu sein. Was die jüngsten Zahlen wert sind.

BÖRSE am Sonntag

Nach drei Verlustjahren in Folge hat die Deutsche Bank 2018 wieder einen Gewinn erwirtschaftet. Vorstandschef Christian Sewing sieht sein Geldhaus damit „auf dem richtigen Weg“. Anleger wie Analysten jedoch zweifeln daran. Konkurrenzfähiger nämlich scheint die Bank nicht geworden zu sein. Was die jüngsten Zahlen wert sind.

Christian Sewing war ganz offensichtlich mehr als erleichtert, als er ihn endlich präsentieren konnte, den ersten Jahresgewinn der Deutschen Bank seit 2014. „Die Rückkehr in die Gewinnzone zeigt, dass die Deutsche Bank auf dem richtigen Weg ist.“, sagte er und blickte zugleich optimistisch voraus: „Wir werden 2019 die Kosten weiter senken und gleichzeitig in Wachstum investieren. So werden wir unsere Profitabilität auch über das laufende Jahr hinaus substanziell steigern.“

Dabei war es am Ende fast noch einmal knapp geworden. Im vierten Quartal des vergangenen Jahres musste die Deutsche Bank aufgrund der Turbulenzen an den Märkten und einer leichten Abschwächung der Wirtschaft einen Verlust in Höhe von 409 Millionen Euro verdauen, so blieb am Ende nur ein schmaler Gewinn von 341 Millionen übrig, aber immerhin, die Zahlen waren seit langem einmal wieder schwarz anstatt rot.

Das wären sie allerdings ohne die Einmalbelastung durch die US-Steuerreform in Höhe von 1,4 Milliarden Euro bereits 2017 gewesen. Mit insgesamt 900 Millionen Euro wäre das Ergebnis sogar deutlich positiver ausgefallen als im letzten Jahr. Ja, es hat sich, bereinigt um den Steuer-Effekt, sogar mehr als halbiert. 

Die Frage was eine solche Rückkehr in die Gewinnzone nun konkret damit zu tun hat, dass man bei Deutschlands größter Privatbank auf dem richtigen Weg sein will, muss deshalb erlaubt sein. Und wie es scheint haben sich damit auch Analysten und Anleger auseinandergesetzt.

Anleger und Analysten skeptisch

An der Börse nämlich wurden die neuesten Zahlen des einst so stolzen Instituts alles andere als wohlwollend aufgenommen. Bis auf 7,30 Euro schickten Anleger die Aktie in die Tiefe, womit sie von ihrem Rekordtief bei 6,80 Euro aus dem vergangenen Dezember nicht mehr weit entfernt ist. Trotzdem also, dass der Kurs des Papiers auf Fünfjahressicht nun schon fast 80 Prozent an Wert verloren hat und die Marktkapitalisierung gerade einmal noch bei 15,2 Milliarden Euro liegt, richtet sich der Blick der Investoren weiterhin eher nach unten als nach oben. Bestätigung erhalten sie von den Analysten, die teils erneut deutliche Worte fanden.

Mit Blick auf die Aktie des Geldhauses sei die Stimmung weiter sehr pessimistisch, schrieb beispielsweise UBS-Analyst Daniele Brupbacher. Das Hauptproblem der Bank bleibe ihre geringe Profitabilität. Sein Kursziel beließ Brupbacher bei wenig hoffnungsfrohen 7,80 Euro je Aktie. Berenberg-Analyst Eoin Mullany senkte seines sogar von acht auf sieben Euro und traut der Bank damit noch weniger zu. Sollten die Frankfurter 2019 ihr Renditeziel nicht erreichen und im Firmenkundengeschäft sowie in der Investmentsparte weiter Marktanteile verlieren, sei strategisches Umdenken erforderlich, schrieb er und zielte damit freilich auf eine mögliche Fusion mit der Commerzbank oder sogar einem anderen Finanzinstitut ab. Auch Brupbacher sprach von großem Handlungsdruck, dem die Bank ausgesetzt sei. Einen radikalen Strategieschwenk auf Basis eines selbstständigen Weiterbestehens halte er für unwahrscheinlich.

Kian Abouhossein von JPMorgan schrieb: „Das Unvermögen der Deutschen Bank im Anleihegeschäft die Trendwende zu schaffen bereitet uns Sorgen.“ Die Erträge dort seien im vierten Quartal 2018 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 29 Prozent eingebrochen. Vor allem an die US-Konkurrenz seien Marktanteile verloren gegangen, so der Experte weiter.

2018 verliert kein europäisches Finanzinstitut mehr an Wert als die Deutsche Bank

Vor allem letztere Erkenntnis ist nicht neu, mit Blick auf die Marktkapitalisierung an der Börse zeigt sich das Dilemma am deutlichsten. Kommt die Deutsche Bank nur noch auf die bereits erwähnten 15,2 Milliarden Euro, liegt der Börsenwert von Abouhosseins Arbeitgeber bei umgerechnet 300 Milliarden Euro. Neben dem US-Krösus kommt Europas wertvollste Bank, die HSBC, auf eine Marktkapitalisierung von 150 Milliarden Euro. Es folgen die spanische Santander und die französische BNP Paribas mit 67 respektive 51 Milliarden Euro. 

An der Börse – auch das ist nicht neu – läuft es für die Deutsche Bank also – vorsichtig ausgedrückt – nicht rund. 2018 hat kein andere europäisches Finanzinstitut am Markt so viel Wert verloren, wie die Frankfurter. Im Schnitt trauen die Analysten der Aktie einen Kurs von 8,12 Euro zu, das entspräche bei dem derzeitigen Kurs einem Aufwärtspotenzial von elf Prozent. Immerhin, könnte man sagen. Aber gerade Anlegern reicht dieses „Immerhin“ nicht mehr. Zu lange nun schon geht sie, die Talfahrt der Deutschen Großbank. Zu lange nun schon geht es mehr um die Erfüllung von Minimalerwartungen als um Aufbruchsstimmung stiftende Ergebnisse.

Gewinn aus Kostensenkungen, Ertragsschwund geht weiter

So kam der Gewinn 2018 auch zuvorderst aus den Kostensenkungen der Bank (Minus fünf Prozent dank des Abbaus von 5.800 Arbeitsplätzen) und nicht über das Wachstum. Die Erträge nämlich gingen um vier Prozent auf 25,3 Milliarden Euro zurück. Immerhin – da ist das Wörtchen wieder – stieg die Eigenkapitalquote von 4,3 auf 4,6 Prozent, reduzierten sich die Bilanzrisiken und gingen die Rückstellungen von zwei auf 1,2 Milliarden Euro zurück.

Besorgniserregend dagegen ist dann schon wieder die Performance im Unternehmens- und Investmentbanking. Hier ging nicht nur der Umsatz um 8,3 Prozent zurück, vor allem der Gewinn brach mit einem Minus von 46,2 Prozent deutlich ein. Aber – immerhin – konnten die Kosten um 700 Millionen Euro gesenkt und die Schulden verringert werden. Im Asset Management sank der Umsatz um 13,7 Prozent, der Vorsteuergewinn um 49,9 Prozent. Einzig im Privat- und Firmenkundengeschäft lief es gut, das Ergebnis vor Steuern stieg um 78,3 Prozent, die Einlagen vermehrten sich um acht Milliarden Euro, das Kundenplus lag bei 3.000 und das Volumen aus neuen Krediten nahm um drei Milliarden Euro zu.

Der Erfolg der Sparte dürfte für das größte und deutlichste „Immerhin“ stehen.  Doch auf Dauer dürfte das kaum reichen, um die Bank wieder profitabler zu machen. Zu schwer wiegt die Schwäche der anderen Bereiche, in denen man den Anschluss verpasst hat. Die Konkurrenz ist meilenweit enteilt. Und nun kommt es allem Anschein nach auch noch zu konjunkturell schwierigen Zeiten, die den Bankensektor in der Regel und im Allgemeinen unter Druck setzen dürften. Dass als letzter Ausweg für den Moment die Fusion mit der Commerzbank zu gelten scheint, macht darüber hinaus wenig Mut. Zwei kriselnde Banken verschmelzen zu einer. Das klingt mehr nach Gruselfusion als nach zukunftsfähigem und wertsteigerndem Zusammenschluss.

Oliver Götz