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Ein weiter Weg vom Sparer zum Anleger

Mehr als drei Viertel der Deutschen sind mit der Entwicklung ihrer Sparprodukte unzufrieden. Das wird durch eine aktuelle Studie untermauert, die das Bankhaus J. P. Morgan jetzt vorgelegt hat.

BÖRSE am Sonntag

Mehr als drei Viertel der Deutschen sind mit der Entwicklung ihrer Sparprodukte unzufrieden. Das wird durch eine aktuelle Studie untermauert, die das Bankhaus J. P. Morgan jetzt vorgelegt hat.

Obwohl nur jeder fünfte Deutsche mit der Entwicklung seiner Sparprodukte zufrieden ist, bleibt die Bereitschaft, die „sicheren Anlagehäfen“ zu verlassen, nach wie vor gering. Und das trotz der Erkenntnis, dass das Niedrigzinsumfeld mittelfristig anhalten wird. Doch die Hürde vom Sparer zum Anleger scheint für viele zu hoch zu sein. Nach wie vor schätzen sich drei Viertel der beim Income-Barometer Befragten als „sicherheitsorientiert“ ein, jeder Zweite sogar als „sehr sicherheitsorientiert“; für sie ist es wichtiger, ihr Kapital zu erhalten, selbst wenn es sie Rendite kostet.

Lediglich 14 Prozent der Befragten trauen sich dagegen zu, Schwankungen auszuhalten: mit 11,6 Prozent nimmt rund jeder Zehnte geringe Schwankungen in Kauf, wenn die Geldanlagen dafür vier bis fünf Prozent Ertrag bringen. Und zwei Prozent sagen, sie könnten auch größere Schwankungen gut aushalten, erwarten dafür aber auch eine Rendite von sechs bis sieben Prozent. Für das Income-Barometer der Fondsgesellschaft J.P. Morgan Asset Management hat die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im zweiten Quartal 2017 deutschlandweit und repräsentativ für die deutsche Bevölkerung 1.828 Frauen und Männer zu ihrem Spar- und Anlageverhalten, ihrer Risikobereitschaft, sowie ihren Einstellungen zu Zinsen, regelmäßigen Erträgen („Income“) und Wünschen an eine gute Geldanlage befragt.

Deutschland, Volk der Sparer

Mit 78 Prozent ärgert sich die Mehrheit der Deutschen beim Blick auf die Erträge ihrer Spar- und Versicherungsprodukte. Dass sich bereits seit März 2016 der Leitzins der Europäischen Zentralbank auf dem Rekordtief von null Prozent befindet, hat für viele tatsächlich gravierende Folgen, denn auf dem Sparkonto sowie für Tages- und Feldgelder gibt es kaum noch Zinsen. Noch ist die Enttäuschung aber nicht so groß, dass diese zum Umdenken oder sogar zum Handeln führt, denn nach wie vor liegt jeder zweite Euro in Deutschland in niedrig verzinsten Geldanlagen.

Bei regionaler Betrachtung zeigt sich übrigens, dass es ausgeprägte regionale Unterschiede bei der Zufriedenheit mit den Sparerträgen gibt. Während besonders die Hessen (58,2 Prozent) aber auch Schleswig-Holsteiner (62,5 Prozent) am wenigsten unzufrieden sind, liegt ihr Anteil in Hamburg (75,9 Prozent), Baden-Württemberg (76,5 Prozent), Berlin (77,2 Prozent) und NRW (77,6 Prozent) immerhin noch leicht unter dem Bundesdurchschnitt. Leicht überdurchschnittlich ist die Unzufriedenheit in Sachsen (80,5 Prozent), Sachsen-Anhalt (82,0 Prozent), Bayern (83,0 Prozent), Niedersachsen/ Bremen (83,5 Prozent), Brandenburg (84,0 Prozent) sowie Rheinland-Pfalz/Saarland (84,6 Prozent). Besonders unzufrieden zeigen sich die Sparer in Mecklenburg-Vorpommern – hier liegt der Anteil bei 92,7 Prozent. Nach Jahren der Niedrigzinsen ist die Geduld der Sparer also arg strapaziert, die zunehmend erkennen, dass sparen allein sich nicht rechnet.

Und es lässt es sich rational auch nicht wirklich begründen, dass obwohl die Bundesbürger mit dem Ertrag ihrer Sparprodukte unzufrieden sind, sie trotzdem lieber auf Rendite verzichten, als auf die Chancen der Kapitalmarkterträge zu setzen. Auch wenn diese zugegebenermaßen ein höheres Risiko aufweisen, heben sich die Marktschwankungen ja gerade über die längeren Anlagezeiträume hinweg auf, wie Zeitreihen belegen. Gemäß der Befragung sind Sparprodukte auch nach rund zehn Jahren immer weiter sinkender Zinsen hoch im Kurs: 53 Prozent der Befragten besitzen Sparbücher, 38 Prozent nutzen eine Lebens- oder Rentenversicherung, 29 Prozent legen in Tages- oder Festgelder an. Lediglich 13 Prozent der Befragten gaben an, Investmentfonds zu nutzen, in Aktien direkt investieren gar nur neun Prozent.

Teure Sicherheit

Aber warum nutzen viele deutsche Sparer keine ertragreicheren Investments wie Fonds, obwohl sie mit der Entwicklung ihrer Sparanlagen nicht glücklich sind? Die Antwort ist schlicht und ergreifend, dass mehr als die Hälfte der Deutschen das Thema Kapitalanlage einfach nicht versteht: 52 Prozent der Befragten lassen lieber die Finger von Investmentprodukten, weil sie ihre Kenntnisse dafür nicht als ausreichend einschätzen. Dabei können beispielsweise Fonds auch für weniger erfahrene und risikoscheuere Sparer eine bequeme Brücke zum Kapitalmarkt bauen, denn sie nehmen die ‚Arbeit‘ der Geldanlage ab und bieten schon mit kleinen Anlagebeträgen eine breit gestreute, transparente Lösung. So eignen sich insbesondere regelmäßige Einzahlungen im Rahmen von Sparplänen, um erste Erfahrungen in der Wertpapieranlage aufzubauen.

Mit 35 Prozent gibt allerdings mehr als ein Drittel der Befragten die Sorge vor Schwankungen und möglichen Verlusten als Hinderungsgrund an. Diese ‚Deutsche Angst‘ vor Kurseinbußen und Marktvolatilität kostet die Sparer dabei viele Milliarden Euro: Denn wenn von den über zwei Billionen Euro, die in kaum verzinsten Spareinlagen liegen, nur ein Zehntel in höher rentierliche Aktien oder Mischfonds investiert worden wäre, ließe sich die Gesamtrendite eines Portfolios deutlich steigern, ohne das Risiko maßgeblich zu erhöhen.
Auch sagten 17 Prozent, dass ihnen die Kosten bei Wertpapieren zu hoch seien. Dieses Argument überzeugt angesichts der enormen Beträge, die deutsche Sparer sich aufgrund ihres Verharrens in kaum verzinsten Sparprodukten entgehen lassen, jedoch wenig.

Durch die Kapitalzuwachs- und Ertragschancen des Kapitalmarkts könnten die Anleger ihr Erspartes jedoch umso stärker vermehren, und über mittel- bis langfristige Zeiträume gleichen sich die Schwankungen aus. Im anhaltenden Niedrigzinsumfeld und bei aktuell wieder anziehender Inflation müssen Sparer dagegen mit realem Kapitalverlust rechnen. So wird die vermeintliche Sicherheit teuer und endet in einer schleichenden Enteignung. Weitere 12 Prozent der Befragten gaben an, dass ihnen die richtige Beratung für das Anlegen in Wertpapiere fehlt, was viele Finanzberater hoffentlich als Signal verstehen, noch einmal in den Dialog zu treten.

Konsum statt „hoher Kante“

Denn angesichts der aktuell unbefriedigenden Zinssituation findet es mit 44 Prozent fast die Hälfte der Befragten derzeit schlauer, größere Anschaffungen zu machen, als ihr Geld anzulegen. 19 Prozent sehen unabhängig vom Zinsniveau das Sparbuch oder Tagesgeld weiterhin als „erste Wahl“. Und 18 Prozent wissen gar nicht erst, wie sie sich im aktuellen Zinsumfeld positionieren sollen. Es gibt aber auch Aussagen, die zeigen, dass rund die Hälfte der Deutschen gar nicht so wenig kapitalmarktaffin ist: 29 Prozent der Befragten wünschen sich nämlich regelmäßige Zinsen oder Ausschüttungen auf ihrem Konto. Weitere elf Prozent bestätigen, dass sie Wertpapiere bevorzugen würden, da Tages- und Festgelder gerade nichts einbringen und noch einmal zehn Prozent sind auf der Suche nach einer Alternative zur klassischen Zinsanlage, die auch regelmäßige Ausschüttungen bietet.

Erschreckenderweise ist mit 57 Prozent der Befragten mehr als der Hälfte der Deutschen nicht bekannt, dass Aktien und Anleihen regelmäßige Erträge generieren. Dabei sind ja gerade diese Ausschüttungen im Niedrigzinsumfeld besonders interessant – die Dividendenrendite von europäischen Aktien liegt mit 3,3 Prozent zum 30. Juni 2017 derzeit beispielsweise deutlich über dem, was Sparbücher oder Festgelder abwerfen, darüber hinaus werden diese unabhängig von Kapitalmarktschwankungen ausgezahlt und haben somit eine wichtige Pufferfunktion.

Eine Anlage, die diese regelmäßigen Erträge bündelt und regelmäßig ausschüttet, wäre für ein Viertel der Deutschen interessant. Acht Prozent der Befragten haben bereits einen Fonds mit regelmäßigen Ausschüttungen – neudeutsch „Income“ – in ihrem Portfolio. Auf die Frage, welche Wünsche die Deutschen an ihre Geldanlage haben, gab mit 49 Prozent fast die Hälfte „Sicherheit“ und „tägliche Verfügbarkeit“ an, einhergehend mit der Bereitschaft, auf Ertragschancen zu verzichten. Jeder vierte wünscht sich dagegen eine Geldanlage, die zusätzliches Einkommen in Form von regelmäßigen Ausschüttungen generieren kann.
Die Befragten wurden abschließend gefragt, wie sie 50.000 Euro nutzen würden, wenn diese zur freien Verfügung stünden. Mit 49 Prozent würde rund die Hälfte der Deutschen auf Konsum setzen. Rund ein Drittel würde konservativ anlegen, also das Geld so sichern, dass die Kaufkraft erhalten, zwölf Prozent streben einen reinen Kapitalerhalt „auf dem Papier“ an. Ein weiteres Drittel würde versuchen, das Geld durch Investments zu vermehren.

Brücke zum Kapitalmarkt bauen

Das Income-Barometer zeigt also, dass viele Deutsche den Schritt vom Sparer zum Anleger noch scheuen, da sie Marktschwankungen fürchten und sich nicht ‚fit‘ für die Kapitalmärkte fühlen. Aktiv verwaltete, flexible Mischfonds die verschiedenste ertragsstarke Anlageklassen kombinieren, ermöglichen schon mit kleinen Anlagebeträgen ein breit gestreutes, Investment.  Verbunden mit dem Investmentkonzept ‚Income‘, also regelmäßigen Ausschüttungen, sind so transparente Erträge verbunden mit langfristigen Kurszuwächsen möglich – und das ist ja genau das, was sich die Deutschen laut dem Income-Barometer für die Geldanlage wünschen. J. P. Morgan