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Exchange Traded Commodities: handfeste Vorteile

Börsengehandelte Fonds, kurz ETFs, sind eine Erfolgsgeschichte. Seit Ende 2006 lassen sich auch Rohstoffe als Exchange Traded Commodities auf einfache Art und Weise handeln. Weil in turbulenten Zeiten „echte Werte“ hoch im Kurs stehen und die Neulinge handfeste Vorteile bieten, können Anleger mehr als nur einen Blick riskieren.

BÖRSE am Sonntag

Die neuen Produkte ähneln in Aufbau und Funktionsweise den börsengehandelten Indexfonds (ETFs) und ergänzen in diesem Bereich das bestehende Angebot um die Welt der Rohstoffe. Wie Aktien können sie laufend über die Börse ge- und verkauft werden und ermöglichen ein genaues und transparentes Tracking der wichtigsten Bodenschätze und Agrarerzeugnisse. Die neuen Rohstofftitel weisen dabei die gleiche günstige Kostenstruktur auf wie ETFs: Die jährliche Verwaltungsgebühr liegt bei 0,49% und der Spread bewegt sich im regulären Handel in der Regel zwischen 0,2% und 0,6%. Dass die Kosten vergleichsweise niedrig sind, erklärt sich mit dem passiven Ansatz: Es muss kein gut bezahlter Fondsmanager eingestellt werden, der die Zusammensetzung des Produktes überwacht und mit einem eigenen Team von Analysten nach Einzelwerten sucht. Exchange Traded Commodities (ETCs) bieten aber zum Teil sogar noch etwas mehr als ETFs.

Neue Verpackung bringt Vorteile

Der bekannteste ETC dürfte das sogenannte „Xetra-Gold“ (WKN: A0S9GB) sein. Formal handelt es sich hierbei um eine Anleihe der Deutsche Börse Commodities GmbH, einer Tochtergesellschaft der Deutschen Börse AG. Für den Anleger interessant ist vor allem die Tatsache, dass dieses Produkt tatsächlich mit physischem Gold hinterlegt wird – die Gesellschaft deckt das jeweils ausstehenden Anleihevolumen zu 95% in physischem Gold und zu 5% über gleichberechtigte Forderungen ab – und dass die Papiere das Recht verbriefen, sich das Gold auch ausliefern zu lassen. Letzteres ist zwar sehr teuer und damit für Kleinanleger in der Praxis ungeeignet. Die Sicherheit ist aber zweifelsohne höher als bei einem Zertifikat und die Fungibilität deutlich größer als bei einer Münze: „Wir beobachten eine stabile Nachfrage nach physisch besicherten Gold-ETCs in Zeiten, in denen aus vielen anderen Anlageklasse Mittel abfließen. Mit ETCs überwinden Investoren zahlreiche Hindernisse, die bislang Investitionen in Edelmetalle verhinderten. Mit ETCs gewinnen sie einen einfachen Marktzugang und gute Handelsmöglichkeiten. Zudem sinken die operativen Risiken und auch eine sichere Verwahrung der Edelmetalle ist bei ETCs gewährleistet“, so Nik Bienkowski, Chief Operating Officer von ETF Securities, dem größten Anbieter börsengehandelter Rohstoffe.

Unterschiedliche Besicherung

Das Angebot der Engländer umfasst neben einem physisch besicherten Gold-ETC (WKN: A0LP78) auch Produkte für Silber (WKN: A0N62F), Platin (WKN: A0N62D) und Palladium (WKN: A0N62E) sowie einen Rohstoffkorb aus den vier Edelmetallen, die allesamt physisch besichert sind. Alle physisch besicherten Edelmetall-ETCs sind laut ETF Securities durch einzeln identifizierbare Edelmetallbarren gedeckt. Sie bergen daher kein Kreditrisiko. Die Edelmetallbarren werden in London treuhänderisch von der HSBC Bank verwaltet. Die hinterlegten Edelmetalle müssen den Regeln und Standards der London Bullion Market Association (LBMA) beziehungsweise des London Platinum Palladium Market (LPPM) entsprechen. Wertpapiere werden nur ausgegeben, sofern bestätigt wird, dass die entsprechenden Barren in dem Edelmetalldepot des Unternehmens hinterlegt sind. Wie physisches Gold werden die Edelmetalle nicht geliehen oder verliehen, noch werden Zinserträge mit den Edelmetallen erzielt. Dazu kommen über 100 weitere ETCs, die das gesamte Spektrum der Rohstoffe – von Erdgas, Öl über Kaffee bis Lebendrind – abdecken. Im Gegensatz zu den vier speziellen Edelmetallprodukten werden die meisten anderen Produkte jedoch nicht physisch mit den jeweiligen Rohstoffen hinterlegt.

Bonitätsrisiko beachten

Aus rechtlicher Sicht handelt es sich bei ETCs um besicherte, unbefristete und in Bezug auf das Volumen unbegrenzte Inhaberschuldverschreibungen. Im Fall der Insolvenz des Anbieters ist das angelegte Vermögen daher nicht automatisch separiert. Der börsengehandelte Rohstoff-Tracker stellt also kein Sondervermögen dar, anders als beispielsweise bei Investmentfonds. Allerdings ist bei den ETCs durch die 100%ige Hinterlegung mit Sicherheiten, nach Darstellung von ETF Securities, eine Absicherung für den Insolvenzfall gegeben. Die physische Hinterlegung hat in Verbindung mit dem Lieferanspruch aber noch weitere Konsequenzen. Nach Angaben der Deutschen Börse ist nach derzeitiger Gesetzeslage ein Kursgewinn abgeltungsteuerfrei, wenn zwischen dem An- und Verkaufszeitpunkt mindestens zwölf Monate liegen. Achtung: Bei anderen ETCs greift diese Ausnahmeregelung nicht. Auch wenn hier eine physische Hinterlegung besteht, werden die Produkte wie Zertifikate behandelt und ebenso besteuert.

Hin und her macht Taschen leer

Beziehen sich die ETCs auf einen Rohstoffindex, z.B. auf den All Commodities DJ-AIGCI (WKN: A0KRKC), dann bewegen sie sich auch 1:1 mit diesem mit. Demgegenüber kommt es aber häufig zu Abweichungen, wenn lediglich ein einziger Rohstoff die Basis bildet. Denn im Unterschied zu den Aktienmärkten sind die Rohstoffmärkte physische Märkte und da es unwirtschaftlich ist, die Waren wirklich zu lagern, nutzen die Emittenten die Terminbörsen, um die Preisänderungen der Rohstoffe abzubilden. Dort sichern sie sich über Terminkontrakte (Futures) ab. Dabei unterscheiden sich die Terminkurse meist von den Kassapreisen. Bei Futures spielen daher neben den Erwartungen auch Refinanzierungs- und Leihkosten oder Lagergebühren für die Preisbildung eine große Rolle. Damit kommt ein weiterer wichtiger Aspekt ins Spiel: Da die Terminkontrakte zeitlich begrenzt sind, die ETCs aber über deren Fälligkeitstermin hinaus weiterlaufen, müssen die Emittenten die Absicherung anpassen. Zu diesem Zweck wechseln sie regelmäßig kurz vor dem Laufzeitende des jeweiligen Kontraktes zum nächst fälligen über. Diese Vorgehensweise bezeichnet man im Fachjargon als Rollieren. Dabei spielt das Verhältnis der Terminnotierungen eine große Rolle: Sind die längerfristigen Kurse höher, kommt es beim Rollieren zu Verlusten. Denn für den Betrag, den man beim Verkauf des fälligen Terminkontraktes erhält, bekommt man weniger vom nächsten. Diese Situation wird als Contango bezeichnet, sie führt unweigerlich zu Verlusten. Umgekehrt folgt natürlich, dass im Falle niedrigerer längerfristiger Preise Gewinne anfallen. Diese Konstellation wird als Backwardation bezeichnet.

ETC versus Rohstoffzertifikat

Solche Direktanlagen in Commodities sind deutschen Privatanlegern zwar schon länger zugänglich gewesen, allerdings fast ausschließlich über Zertifikate. Der Nachteil der Derivate ist jedoch, dass sie als intransparent gelten und mit hohen Kosten belastet sind. Zwar werden bei den Zertifikaten keine Verwaltungsgebühren fällig, dafür sind aber die Spreads sehr hoch. Spannen von mehreren Prozent sind hier keine Seltenheit. Problematischer ist jedoch, dass die Zertifikate meist auf einer Vielzahl von Derivaten basieren, sodass die mitunter komplexen Gebilde versteckte Kosten beinhalten können und sich nicht immer im Gleichklang mit den Basiswerten bewegen. Ein weiterer Vorteil der Derivate, nämlich die gehebelte Spekulation oder das „short-selling“, wurde Anfang 2008 ebenfalls egalisiert. Mittlerweile kann man auch via ETC bei Gold (WKN: A0V9X0), Öl (WKN: A0V9XY) oder bei Rohstoffindizes short gehen oder gehebelt auf die Entwicklung von Edelmetallen wie Silber (WKN: A0V9Y5) oder Heizöl (WKN: A0V9Y0) setzen.

Neues Spiel, neues Glück

Aufgrund der vielen Vorteile, insbesondere in puncto Sicherheit und Kostenbelastung, eignen sich ETCs gerade auch für Privatanleger, die sich in Zeiten der Wirtschaftskrise mit echten Werten absichern möchten. Unabhängig von diesen krisengetriebenen Erwägungen stellen Rohstoffe auch langfristig eine sinnvolle Beimischung in einem gut diversifizierten Portfolio dar. Nach dem Platzen der Blase auf diesem Markt bietet sich zudem jetzt die Möglichkeit, Positionen auf dem deutlich ermäßigten Niveau aufzubauen.