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Garantiert - gut gewählt?

Obwohl der Nutzen von Garantiefonds umstritten ist, haben sich die Produkte am Markt etabliert. Gerade in turbulenten Zeiten gehen die Deutschen gern auf Nummer sicher und so steigen die Anzahl und das Volumen der wertgesicherten Produkte laufend. Doch was taugen diese wirklich?

BÖRSE am Sonntag

Ziel der seit rund 20 Jahren existierenden Garantiefonds ist es laut Bundesverband Investment und Asset Management (BVI), dem langfristigen Anleger zumindest die Rückzahlung des eingesetzten Kapitals zu garantieren. Sprich, wenn der gekaufte Fonds schon keine Wertsteigerung erzielen kann, sollten doch zumindest Verluste ausgeschlossen sein. Nach diesem Prinzip wird dem Investor, bezogen auf einen bestimmten Stichtag, beispielsweise ein Mindestrücknahmepreis, eine Mindestrendite oder auch eine Mindestausschüttung garantiert.

Dass die Deutschen tatsächlich an Finanzprodukten mit einem hohen Grad an Sicherheit sehr interessiert sind, ist kein Gerücht, sondern spiegelt sich sowohl im Nettomittelaufkommen der wertgesicherten Fonds als auch der Anzahl der Garantieprodukte wider. Laut BVI stieg das in Garantiefonds und Fonds mit dynamischen Absicherungselementen veranlagte Kapital allein in den ersten 8 Monaten des laufenden Jahres um mehr als 10%. Die Anzahl der Fonds stieg parallel dazu um 28 auf insgesamt 239 an. Zweifellos hat sich auch hier die aktuelle Finanzmarktkrise bemerkbar gemacht.

Sie werden den Unterschied spüren

Zwar ist es angesichts der horrenden Verluste vieler Indizes und Fonds verständlich, dass gerade Privatanleger auf Nummer sicher gehen wollen, doch Profis sehen diese Strategie kritisch. So äußerte sich beispielsweise Uwe Wystup, Professor für Finance & Management in Frankfurt, kürzlich gegenüber einer österreichischen Zeitung: „Nach einem Börsencrash sollten Anleger eigentlich Aktien kaufen. Doch da macht vielen die Psychologie einen Strich durch die Rechnung.“ Um zu verstehen, warum Profis so urteilen, sieht man sich am besten die historische Performance der Garantiefonds an. So wurde im letzten Jahr eine Studie des Fondsanalysehauses e-fundresearch.com veröffentlicht, in der die durchschnittliche Performance aller in Deutschland, Österreich und der Schweiz zum Vertrieb zugelassenen Garantiefonds zwischen 2002 und 2007 analysiert wurde. Das Ergebnis war eindeutig. In diesem Fünfjahreszeitraum legten die 24 Garantiefonds, die über eine so lange Historie verfügen, gerade einmal um 3,1% pro Jahr zu und auch die 93 Fonds, die zu diesem Zeitpunkt eine Dreijahreshistorie aufwiesen, erzielten nur eine jährliche Rendite von 6,5%. Um diese Werte richtig einordnen zu können, ist es hilfreich, sich die Entwicklung am Beispiel eines fiktiven Kapitalstocks von 10.000 Euro zu verdeutlichen. Bei einer Anlage der 10.000 Euro in den MSCI World über den gleichen Zeitraum hätten Anleger am Ende der fünfjährigen Periode über ein Kapital in Höhe von 15.670 Euro verfügen können (MSCI Rendite p.a. 9,4%), während bei der Anlage in den Garantiefonds nur 11.649 Euro herausgekommen wären (Rendite 3,1% p.a.). Auch Wystup konnte in einer Studie nachweisen, dass der Renditeunterschied gerade auf lange Sicht erheblich ist. Nach 25 Jahren hätte der Fondskäufer ohne Kapitalschutz in dieser Studie 22.309 Euro ansammeln können, der konservative Investor dagegen nur 3.724 Euro. „Der Anleger ohne Vollkaskoschutz ist sechs Mal so reich wie sein sicherheitsfanatischer Nachbar“, kommentiert Wystup.

Das steckt hinter der Garantie

Dass die Absicherung des eingesetzten Vermögens nicht umsonst zu haben ist, sollte eigentlich jedem Anleger klar sein. Der Preis für die Absicherung ist die verminderte Gewinnchance. Doch in den Verkaufsprospekten vieler Garantiefonds wird die Chance auf überdurchschnittliche Gewinne bei gleichzeitigem Ausschluss des Risikos betont. Dass da etwas nicht zusammenpasst, ist offensichtlich, denn die Bank selbst will natürlich auch kein Risiko eingehen. Des Rätsels Lösung: Der Großteil des Geldes wird in praktisch risikolose Staatsanleihen investiert – mit entsprechend geringer Rendite. Der Rest fließt in Kaufoptionen auf Aktien- oder Länderindizes. Da die Rentenpapiere nicht selten zwei Drittel des Fondsvermögens ausmachen, bleibt für die Erwirtschaftung der Zusatzrendite kaum Geld übrig. Diese Aufteilung ist jedoch notwendig, damit bei einer durchschnittlichen Laufzeit von 10 Jahren und einem Zinsniveau von rund 3,5% am Ende mindestens das eingesetzte Kapital zurückbezahlt werden kann. Deshalb ist die Beteiligung an der Wertentwicklung der zugrunde liegenden Indizes häufig sehr begrenzt.

Sind Verluste möglich?

Neben den direkten Aufwendungen für die Absicherung fallen aber auch noch indirekte Gebühren an. Garantiefonds kommen daher, gemessen an der jährlichen Gesamtkostenbelastung (Total Expense Ratio, kurz TER) im Schnitt auf 1,3% pro Jahr, Anleihenfonds hingegen nur auf eine TER von 0,9%. Vor dem Hintergrund, dass die Garantieprodukte wie erwähnt konstruktionsbedingt meist ebenfalls hauptsächlich aus Anleihen bestehen, kann man Garantiefonds daher getrost als teuer bezeichnen. Berücksichtigt man dann noch die Inflation, erreichen Anleger häufig gerade einmal den Kapitalerhalt. Doch auch bei Garantieprodukten ist ein realer Verlust möglich. Selbst wenn ein Anleger 100% des eingesetzten Kapitals zurückbekommt, fährt er einen Verlust in Höhe des gezahlten Ausgabeaufschlages ein und der kann bis zu 5% betragen. Der vorzeitige Ausstieg ist in den meisten Fällen zum aktuellen Kurs des Fonds möglich, allerdings ist zu beachten, dass die Kapitalgarantie erst zum Ende der Laufzeit greift. Häufig wird von den Fondsgesellschaften noch eine Rücknahmegebühr von ca. 2% erhoben. Somit kann es bei einem Fondskurs unter dem Ausgabekurs zu Verlusten für den Investor kommen.

Persönlicher Zeithorizont entscheidet

Bis Anfang 2007 war die Auflage von Garantiefonds in Deutschland nicht möglich, da deutsche Kapitalanlagegesellschaften (KAGs) keine Garantieversprechen abgeben durften. Die Fondsanbieter konnten daher nur die angestrebten Ziele veröffentlichen und sogenannte Wertsicherungsfonds herausbringen. Diese enthalten kein formelles Garantieversprechen und unterscheiden sich daher von den echten Garantieprodukten. Die in Deutschland bereits angebotenen Garantiefonds stammen deshalb meist von den Luxemburger Tochtergesellschaften der Anbieter. Um die deutsche Finanzbranche zu stärken, hat das Bundesfinanzministerium jedoch beschlossen, solche Produkte auch in Deutschland zuzulassen. Mit dem LBBW Garantie Welt 2012 BWI (WKN: A0KEYN) startete im Mai letzten Jahres der erste Garantiefonds nach deutschem Recht. Der Fonds richtet sich an Privatanleger und soll anhand von vier Subindizes an der Wertentwicklung der Aktienmärkte Euroraum, Amerika, Japan sowie der BRIC-Staaten partizipieren. Mit den Börsenturbulenzen kamen jedoch diesmal auch scheinbar sichere, lang laufende Staatsanleihen unter die Räder. Weil die Aktienindizes zudem auf Tauchstation gegangen sind, verfallen viele Optionen wertlos. In der Folge hat auch der LBBW Garantie Welt 2012 innerhalb eines Jahres rund 17% verloren. Rechnet man Ausgabeaufschlag (3,5%) und die jährliche Verwaltungsgebühr (0,85%) hinzu, summieren sich die Verluste auf über 21% des eingesetzten Kapitals. Damit ist das Produkt jedoch bei weitem kein Einzelfall. Laut e-fundresearch.com liegen seit Jahresbeginn 2008 rund 90% aller im deutschsprachigen Raum zugelassenen Fonds im Minus. Weil die langfristigen Renditen der Garantieprodukte oftmals nur Sparbuchniveau erreichen, stellt sich für Anleger die Frage, ob das Geld nicht mit kurz laufenden Staatspapieren oder auf dem Tagesgeldkonto sinnvoller angelegt ist. Allerdings kommt Wystups Studie – gerade bei der Betrachtung kürzerer Zeiträume – im Fondsvergleich zu folgendem Ergebnis: „Kurz- und mittelfristig können Garantien eine Alternative sein“, denn hier sei der Renditeabstand deutlich geringer. Für die Altersvorsorge kommen die Produkte damit jedoch in keinem Fall infrage. Hier sollten Anleger nach modernen Konzepten wie Target-Fonds, zu Deutsch Zielsparfonds, Ausschau halten. Bei diesen Produkten wird das aufgebaute Vermögen im Laufe der Zeit immer stärker in risikoarme Anlageklassen umgeschichtet.

Fazit

Der Anleger sollte sich von dem Namen der Produkte nicht täuschen lassen. Interessenten sollten zunächst die realistischerweise zu erwartende Rendite mit der anderer risikoarmer Finanzprodukte vergleichen. Darüber hinaus sollte sich der Anleger darüber im Klaren sein, dass die Kapitalgarantie meist erst zum Ende der Laufzeit greift und ein vorzeitiger Verkauf eventuelle Verluste mit sich bringen kann. Letztendlich gilt es zwischen dem Sicherheitsbedürfnis und den Renditeerwartungen abzuwägen.