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Garantiezertifikate: Die Zinsen sind sicher

Die Deutschen lieben sichere Anlagen. Garantiezertifikate werden diesem Wunsch gerecht und profitieren davon seit der Lehman-Pleite in besonderem Maße. Das spiegelt sich auch bei der Entwicklung der Marktanteile wider. Laut der vom Deutschen Derivate Verband (DDV) veröffentlichten Statistik zum Marktvolumen im Oktober stecken mittlerweile mehr als 66% des Geldes, das Anleger in Zertifikate investiert haben, in Kapitalschutzprodukten.

BÖRSE am Sonntag

Die Deutschen lieben sichere Anlagen. Garantiezertifikate werden diesem Wunsch gerecht und profitieren davon seit der Lehman-Pleite in besonderem Maße. Das spiegelt sich auch bei der Entwicklung der Marktanteile wider. Laut der vom Deutschen Derivate Verband (DDV) veröffentlichten Statistik zum Marktvolumen im Oktober stecken mittlerweile mehr als 66% des Geldes, das Anleger in Zertifikate investiert haben, in Kapitalschutzprodukten.

Damit hat sich der Marktanteil dieser besonders konservativen Produktgattung innerhalb von 2 Jahren verdoppelt: Auf dem Gipfel des Zertifikatebooms im September 2007 lag ihr Anteil bei lediglich einem Drittel. Da drängt sich natürlich die Frage auf, ob die 57 Mrd. Euro, die mittlerweile in Kapitalschutzzertifikaten stecken, auch gut angelegt sind.

Hohe Renditen mit Garantiezertifikaten

Eine Antwort auf diese Frage liefert der von der European Derivatives Group berechnete Benchmark-Index für Garantiezertifikate. Und das Ergebnis dürfte viele überraschen: In der Zeit zwischen Ende Oktober 2008 bis Ende Oktober 2009 schaffte der Index eine Performance von sage und schreibe 7%! Auch über längere Strecken können die Sicherheitsspezialisten im Rückblick punkten: Im Zeitraum Anfang 2006 bis Ende Oktober 2009 hat der Garantieindex den EURO STOXX 50 deutlich geschlagen. Während der Aktienindex in diesem Zeitraum über 20% seines Wertes eingebüßt hat, konnten die Kapitalschutzpapiere um 10% zulegen. Was auf den ersten Blick traumhaft klingt, hat jedoch bei näherer Betrachtung auch einen Haken. Denn für die stolze Performance seit Anfang 2006 ist fast ausschließlich die Periode Oktober 2008 bis Ende Oktober 2009 verantwortlich. Vorher, von Anfang 2006 bis in den Herbst 2008 hinein, belief sich die jährliche Wertsteigerung hingegen gerade einmal auf ein mageres Prozent. Wie lässt sich dieser dramatische Unterschied erklären?

So funktioniert der Kapitalschutz

Um überhaupt ein kapitalgarantiertes Produkt generieren zu können, investiert der Emittent den größten Teil des eingezahlten Kapitals in eine Nullkuponanleihe (Zerobond). Auf diese Weise stellt er sicher, dass am Ende der Laufzeit mindestens das eingezahlte Kapital wieder zur Verfügung steht. Der Preis dieser Wertsicherungskomponente ist aber nicht immer gleich, sondern ist abhängig von dem jeweils aktuellen Zinsniveau sowie der Laufzeit der Anleihe. Da sich der aktuelle Wert eines Zerobonds aus der Abzinsung seines Rückzahlungsbetrages ergibt, ist dieser (bei gleicher Laufzeit) desto niedriger, je höher das Zinsniveau ist. Wird das Produkt in Zeiten hoher Zinsen aufgelegt, muss der Emittent daher weniger Kapital für die Wertsicherungskomponente bereitstellen. Sind die Zinsen zum Zeitpunkt der Auflage dagegen vergleichsweise niedrig, kostet der Zerobond entsprechend mehr. Fehlt noch der Part, der den Papieren die Partizipation am Basiswert ermöglicht. Zu diesem Zweck wird das restliche Kapital – zusammen mit den anfallenden Dividenden – in Optionen auf den gewählten Basiswert angelegt. Die Optionskomponente wird nun wiederum stark durch die Volatilität beeinflusst. Je höher die Schwankungen, desto teurer die Optionen.

Produkte im Vergleich

Ein Vergleich veranschaulicht diesen Zusammenhang: Ein neues, sich noch in der Zeichnungsphase befindendes Garantiezertifikat der Société Générale auf den EURO STOXX 50 (WKN: SG1LBU) nimmt am Laufzeitende mit einer Partizipationsrate von 100% an einer positiven Entwicklung des europäischen Bluechip-Index teil – allerdings maximal bis zum Cap, der bei 150% des Startniveaus festgesetzt ist. Legt der EURO STOXX 50 entsprechend zu, wäre am Laufzeitende (27.01.2016) in sechs Jahren eine maximale Rendite von 50% beziehungsweise 7% pro Jahr möglich. Unter Berücksichtigung des Agios von 1,5% reduziert sich die annualisierte Höchstrendite auf 6,7%. Dagegen nimmt ein im letzten Oktober 2009 emittiertes Garantiezertifikat der WGZ Bank auf den EURO STOXX 50 (WKN: WGZ372) zwar ebenfalls am Laufzeitende mit einer Partizipationsrate von 100% an einer positiven Entwicklung des europäischen Leitindex teil – allerdings nur bis zu einem Cap von 140% des Startniveaus. Legt der EURO STOXX 50 entsprechend zu, wäre am Laufzeitende in sechs Jahren eine maximale Rendite von 40% beziehungsweise 5,7% pro Jahr möglich. Unter Berücksichtigung des Agios von 2% reduziert sich die annualisierte Höchstrendite auf 5,4%. Der deutliche Unterschied bei den Konditionen resultiert maßgeblich aus dem fortschreitenden Rückgang der Volatilität. Gemessen am VDAX-NEW sank die Volatilität in diesem Zeitraum von 30 auf aktuell nur noch rund 20 Punkte.

Darauf sollten Anleger achten

Daher gilt: Je höher das Zinsniveau und je niedriger die Volatilität bei Emission sind, desto attraktiver sind die Konditionen der Kapitalschutzprodukte. Neben der Ausstattung der Papiere muss jedoch noch eine zweite Voraussetzung erfüllt sein: Der oder die Basiswerte müssen nach der Emission kräftig steigen. Ohne die Rally an den Aktienmärkten im Jahr 2009 hätten auch die Garantieprodukte auf ihren niedrigen Renditeniveaus verharrt. Nun gibt es aber noch eine weitere Sichtweise. In vielen Phasen macht nämlich auch ein Blick auf bereits am Markt befindliche Kapitalschutzpapiere – also quasi gebrauchte Zertifikate – Sinn. Denn ist ein Papier schon länger am Markt, bewirken sinkende Zinsen das Gegenteil: steigende Kurse. Steigende Zinsen sorgen hingegen für fallende Preise. Gleiches gilt für die Volatilität: Steigende Schwankungen wirken sich grundsätzlich positiv auf bereits gehandelte kapitalgeschützte Zertifikate aus, sinkende Schwankungsbreite sorgt für Kursverluste. Während also in den Hoch-Zeiten der Finanzkrise neu emittierte Garantiepapiere besonders schlechte Konditionen aufwiesen, galt für ältere Papiere das genaue Gegenteil.

Schnäppchenjagd ist vorbei

Risikobereiten Schnäppchenjägern boten sich in dieser Phase einmalige Gelegenheiten, denn die gebrauchten Garantiezertifikate notierten zwangsläufig deutlich unter ihren garantierten Rückzahlungsbeträgen. So kostete beispielsweise das Frachtraten Garantie Zertifikat II von Morgan Stanley im Februar 2009 nur mehr 70 Euro. Bei einer Restlaufzeit von drei Jahren und einer Mindestrückzahlung zu 100 Euro konnte man sich zu diesem Zeitpunkt eine garantierte Rendite von rund 40% sichern. Auch wenn man die besondere Unsicherheit, gerade die amerikanischen Banken betreffend, nicht vergessen darf, boten sich bis ins erste Quartal 2009 hinein einmalige Gelegenheiten. Noch im April 2009 notierten beispielsweise zwei WestLB-Produkte auf den EURO STOXX 50 bei rund 90 Euro. Bei einer Restlaufzeit von gut drei Jahren bedeutete der Abschlag eine sichere annualisierte Rendite von knapp 3% und zusätzlich die Chance, an möglichen Kursgewinnen zu partizipieren.

Fazit

Bei der Auswahl von Garantiezertifikaten sollten nicht nur die aktuellen Produkte verschiedener Emittenten miteinander verglichen werden, sondern auch ältere Papiere mit einbezogen werden. Darüber hinaus sollte sich der Anleger darüber im Klaren sein, dass die Kapitalgarantie erst am Ende der Laufzeit greift. Während der Laufzeit kann das Papier aufgrund der Entwicklung von Zinsniveau und Volatilität durchaus deutlich unter dem Einstandskurs notieren. Der Anleger sollte daher darauf achten, dass die Laufzeit des Garantieproduktes sich mit seinem persönlichen Anlagehorizont deckt.