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Hedgefonds-Zertifikate: Zertifikate auf die Alternativen

Mit den Notierungen von Aktien und Rohstoffen rutschten zuletzt auch die Kurse der über 200 in Deutschland emittierten Hedgefonds-Zertifikate in den Keller. Für antizyklische Investoren eröffnet sich damit die Chance zum Einstieg in "alternative Anlageprodukte".

BÖRSE am Sonntag

Hedgefonds - Zertifikate sind hierzulande mittlerweile ein alter Hut. Bereits im Februar 2000 hatte die Commerzbank diesen Markt mit ihrem COMAS I Zertifikat (zum 31. März 2005 liquidiert) erschlossen. Das auf ein breit gefächertes Portfolio lancierte Produkt hatte mit 80 Mio. Euro noch ein vergleichsweise geringes Volumen und sah eine Mindestanlage von 20.000 Euro vor.

Noch im selben Jahr zog die Deutsche Bank mit ihrem Xavex HedgeSelect nach. Mit einem Volumen von 1,2 Mrd. Euro stieß man in neue Größenordnungen vor. Ein Einstieg war bei diesem Produkt bereits ab 1.000 Euro möglich, sodass nun erstmals auch Privatanleger tatsächlich in die Lage versetzt wurden, mittelbar in Hedgefonds zu investieren.

Original oder Derivat?

Mittlerweile werden Hedgefonds-Zertifikate in vielfältiger Form angeboten. Nach wie vor beziehen sich die meisten Produkte jedoch auf einen Korb verschiedener Hedgefonds oder einen Hedgefonds-Index. Dieses Prinzip ähnelt einem Dachfonds, der seinerseits Anteile an mehreren verschiedenen Fonds hält. Hedgefonds-Zertifikate stellen – wie die meisten Zertifikate – Inhaberschuldverschreibungen der Emissionsbanken dar. Der Anleger sollte also auch auf deren Bonität achten. Doch warum bietet sich für Privatanleger überhaupt der Einstieg über Zertifikate an? „Gute Dach- Hedgefonds und deren Strategien sind ohne die Verbriefung durch Zertifikate in der Regel nicht für Privatanleger zugänglich, beispielsweise weil Direktinvestments steuerlich nicht effizient sind oder der Mindestanlagebetrag zu hoch ist. Weiterhin bieten Zertifikate den Vorteil, dass sie liquider sind als die dem Zertifikat zugrunde liegenden Hedgefonds“, so Ingo Heinen, Direktor der Investmentbank Nomura International.

Doch die in Derivate verpackten Anteile an den berüchtigten Fonds können noch mehr. Zwar wurden die aggressiven Fonds ihrem Ruf „in allen Marktlagen positive Erträge erzielen zu können“, in der Vergangenheit nur selten gerecht. Doch selbst in den zurückliegenden, besonders turbulenten Monaten konnten nicht wenige die Performance reiner Aktienanlagen deutlich übertreffen. „Wenn sich Hedgefonds-Zertifikate auf breit diversifizierte Fonds beziehen, ist davon auszugehen, dass sie langfristig stabile und positive Erträge liefern. Natürlich können Hedgefonds nicht zaubern: In der größten Finanzkrise der Gegenwart wird auch der überwiegende Teil der Hedgefonds unter dem erratischen Hin und Her an den Märkten und den massiven Verkaufswellen leiden. Wer allerdings langfristige Chancen in allen Marktphasen haben möchte, für den sind breit diversifizierte Dach-Hedgefonds gut geeignet. Sie haben zwar ein höheres Risiko als Geldmarktanlagen, bieten allerdings langfristig höhere Renditechancen bei einem geringeren Risiko als Aktienfonds“, erläutert Heinen.

Managed-Futures gehören zu den Gewinnern

So lagen zwischen 1994 und 2004 die jährlichen Durchschnittserträge von Hedgefonds durchgehend höher als bei Aktien oder Anleihen, und dies bei einer deutlich niedrigeren Schwankungsbreite als bei Aktien. Damit weisen viele Hedgefonds ein besseres Chance-Risiko-Profil auf als normale Aktienfonds, was sich auch an der sogenannten Sharpe Ratio messen lässt. Diese Kennziffer enthält im Zähler die sogenannte Überschussrendite. Darunter versteht man die über die sichere Geldmarktanlage hinausgehende Rendite. Liegt beispielsweise der risikolose Geldmarktzins bei 2% und hat das betrachtete Investmentprodukt im gleichen Zeitraum 12% erwirtschaftet, so lieferte Letzteres eine Überschussrendite von 10%. Diese wird ins Verhältnis gesetzt zum Risiko, ausgedrückt als Volatilität. Eine positive Sharpe Ratio, also eine, die deutlich größer als eins ist, zeigt an, dass gegenüber der risikolosen Geldmarktanlage eine Mehrrendite erwirtschaftet wurde. Zum anderen zeigt sie, in welchem Verhältnis diese Mehrrendite zum eingegangenen Risiko steht. Gute Hedgefonds-Zertifikate sollten hier auf längere Sicht signifikant bessere Werte als herkömmliche Aktien- oder Rentenfonds erzielen.

Gegenüber Single-Hedgefonds ergeben sich schließlich Vorteile, was die Risikostreuung – durch die Investition in verschiedene einzelne Hedgefonds – sowie die Stellung verbindlicher Kauf- und Verkaufskurse betrifft. Natürlich wurde auch die Hedgefonds-Branche von der sich in den letzten Wochen zuspitzenden Krise hart getroffen – die überwiegende Zahl der berüchtigten Fonds verlor in den letzten Monaten ebenfalls kräftig. Doch im Unterschied zu anderen Assetklassen gibt es bei den Hedgefonds eben auch Gewinner: Zertifikate, die die sogenannte Managed- Futures-Strategien oder Trendfolgemodelle abbilden, konnten von den starken Marktbewegungen und der gestiegenen Volatilität erheblich profitieren: Beispielsweise legte das von Exane Finance im Februar 2008 aufgelegte Superfund A Zertifikat (WKN: A0S16S) seit Jahresbeginn bereits um rund 36% zu. Auch der österreichische Managed Future Index (MFX) liegt seit Jahresanfang mit rund 11% im Plus. Gerade für die Hedgefonds-Industrie liegt in der Finanzkrise jedoch noch eine besondere Chance.

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Hedgefonds könnten profitieren

Denn aus der einstigen Risikofreude der Anleger ist zuletzt geradezu eine Risikophobie geworden. So eröffnen sich gerade bei zweitklassigen Firmenanleihen, Hypothekenanleihen, forderungsbesicherten Wertpapieren (ABS-Portfolios) und in weiteren Spezialbereichen enorme Renditechancen. Daher ist auch Heinen sicher:„Es werden Hedgefondsmana- ger sein, die als Erste Profit aus den unterbewerteten Vermögenswerten ziehen werden“. Fakt ist, dass Hedgefonds gerade von der Nutzung bestehender Marktineffizienzen profitieren – im Zuge der Turbulenzen nehmen diese geradezu explosionsartig zu. Erfolgversprechend könnten daher auch Dachzertifikate – wie das jüngst von Nomura lancierte Benchmark Innovation Fund Zertifikat oder das bereits seit Längerem erhältliche Benchmark Opportunitas Zertifikat der Commerzbank – sein: Die Produkte ermöglichen Anlegern eine Partizipation an Handelsansätzen mit einem hohen Innovationspotenzial und Nischenstrategien mit hohen Eintrittsbarrieren.

Finanzkrise führt zur Marktbereinigung

Noch im ersten Quartal 2008 schlugen sich Hedgefonds-Zertifikate relativ wacker: Neben einer niedrigen Wechselbeziehung zu den Aktienmärkten konnten sie auch eine positive Performance erzielen. Insbesondere Produkte auf Rohstoffe entwickelten sich gut. Nach einer Untersuchung des Absolut|report schnitt in diesem Zeitraum das UBS Multi Manager Alternative Commodities Indexzertifikat (WKN: UB0EDD) mit einem Plus von 4,94% am besten ab, gefolgt vom Man RMF Commodity Hedge Certificate (WKN: DB6DCT) der Deutschen Bank (+3,49%). Die Turbulenzen an den weltweiten Finanzmärkten in den vergangenen Monaten haben jedoch auch die Hedgefonds Branche hart getroffen: So hat der von Hedge Fund Research berechnete HFRX Global Hedge Fund Index seit Jahresanfang rund 20% verloren. Das Tremont Investable Hedge Fund Zertifikat (WKN: CSFB0C) der Credit Suisse, das den gleichnamigen Branchenindex abbildet, verlor seit Jahresanfang sogar rund 28% an Wert. In beiden Fällen fiel der Großteil der Verluste im Monat September an. Hart getroffen wurden auch die Top-Performer des 1. Quartals: Das UBS Multi Manager Alternative Papier verlor seit seinem Höchststand Ende Juni rund 23%, das Man RMF Commodity Hedge Papier der Deutschen Bank seit dem Höchststand im Juli rund 18%. Nach einer kürzlich veröffentlichten Umfrage des Branchendienstes EurekaHedge liegen denn auch 97% der 4000 untersuchten Fonds unter der angepeilten Mindestrendite. Weil ein Großteil der jährlichen Gebühren jedoch an diese gekoppelt ist, dürften die Erträge vieler Fonds in diesem Jahr nur sehr mager ausfallen. Eine Entwicklung, die nach dem Boom der letzten Jahre zu einer gesunden Marktbereinigung führen dürfte, da zuletzt immer mehr Neueinsteiger ohne Erfahrung mit kleinen Fonds auf den Markt drängten.

Fazit

Mit „Let‘s Make Money“ kommt Ende November ein Dokumentarfilm zur Finanzkrise in die Kinos. Im Film äußert sich einer der Top- Investmentbanker wie folgt: “The best time to buy is, when there is blood on the street.” Oder weniger martialisch mit den Worten Warren Buffetts: „Sei ängstlich, wenn die anderen gierig sind, sei gierig, wenn die anderen ängstlich sind.“ Tatsächlich ergeben sich gerade durch die derzeit extreme Risikoscheu Chancen auf überdurchschnittliche Renditen. Anleger sollten jedoch auf bewährte Manager und Strategien setzen. „Allerdings ist Dach- Hedgefonds nicht gleich Dach-Hedgefonds“, so Heinen. „Daher ist die Auswahl des richtigen Fonds für das Zertifikat entscheidend“, so Heinen weiter. Privatanleger sollten deswegen zu gut diversifizierten Zertifikaten seriöser Anbieter greifen.

So lagen zwischen 1994 und 2004 die jährlichen Durchschnittserträge von Hedgefonds durchgehend höher als bei Aktien oder Anleihen, und dies bei einer deutlich niedrigeren Schwankungsbreite als bei Aktien. Damit weisen viele Hedgefonds ein besseres Chance-Risiko-Profil auf als normale Aktienfonds, was sich auch an der sogenannten Sharpe Ratio messen lässt. Diese Kennziffer enthält im Zähler die sogenannte Überschussrendite.

Darunter versteht man die über die sichere Geldmarktanlage hinausgehende Rendite. Liegt beispielsweise der risikolose Geldmarktzins bei 2% und hat das betrachtete Investmentprodukt im gleichen Zeitraum 12% erwirtschaftet, so lieferte Letzteres eine Überschussrendite von 10%. Diese wird ins Verhältnis gesetzt zum Risiko, ausgedrückt als Volatilität. Eine positive Sharpe Ratio, also eine, die deutlich größer als eins ist, zeigt an, dass gegenüber der risikolosen Geldmarktanlage eine Mehrrendite erwirtschaftet wurde. Zum anderen zeigt sie, in welchem Verhältnis diese Mehrrendite zum eingegangenen Risiko steht. Gute Hedgefonds-Zertifikate sollten hier auf längere Sicht signifikant bessere Werte als herkömmliche Aktien- oder Rentenfonds erzielen. Gegenüber Single-Hedgefonds ergeben sich schließlich Vorteile, was die Risikostreuung – durch die Investition in verschiedene einzelne Hedgefonds – sowie die Stellung verbindlicher Kauf- und Verkaufskurse betrifft.

Natürlich wurde auch die Hedgefonds- Branche von der sich in den letzten Wochen zuspitzenden Krise hart getroffen – die überwiegende Zahl der berüchtigten Fonds verlor in den letzten Monaten ebenfalls kräftig. Doch im Unterschied zu anderen Assetklassen gibt es bei den Hedgefonds eben auch Gewinner: Zertifikate, die die sogenannte Managed- Futures-Strategien oder Trendfolgemodelle abbilden, konnten von den starken Marktbewegungen und der gestiegenen Volatilität erheblich profitieren: Beispielsweise legte das von Exane Finance im Februar 2008 aufgelegte Superfund A Zertifikat (WKN: A0S16S) seit Jahresbeginn bereits um rund 36% zu. Auch der österreichische Managed Future Index (MFX) liegt seit Jahresanfang mit rund 11% im Plus. Gerade für die Hedgefonds-Industrie liegt in der Finanzkrise jedoch noch eine besondere Chance.