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Inflationsrate wieder bei zwei Prozent

Die Inflationsrate in der Eurozone liegt einer vorläufigen Schätzung zufolge im Mai bei 2.0 %. Im Vormonat waren es noch 1.6 %.

(Foto: VP Bank)

Die Inflationsrate in der Eurozone liegt einer vorläufigen Schätzung zufolge im Mai bei 2.0 %. Im Vormonat waren es noch 1.6 %.

Dr. Thomas Gitzel, Chief Economist, VP Bank

Mit der Veröffentlichung der deutschen Inflationsrate am Vortag war bereits klar, dass die Inflationsschätzungen für den gemeinsamen Währungsraum nicht mehr haltbar sein würden. Die von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragten Volkswirte rechneten mit einem Anstieg von 1.9%.

Präzise Inflationsvorhersagen sind derzeit schwierig. Die Corona-Pandemie hat beinahe das gesamte Preisgefüge beeinflusst. Viele Waren wurden billiger, andere wiederum teurer. Darüber hinaus waren Preismessungen im Hotel- und Gaststättengewerbe nicht möglich, so dass die Statistikämter auf Preisfortschreibungen ausweichen mussten.

All dies macht eine Vorhersage derzeit äusserst anspruchsvoll. Fakt ist aber, dass die tatsächliche Preisdynamik im Jahresvergleich in den Modellen unterschätzt wird. In den USA kam es sogar zu einer deutlichen Überraschung. Dort stieg im April die Inflationsrate von 2.6 % auf 4.2 %.

Allerdings sollten aus dem gegenwärtigen Teuerungsanstieg keine Rückschlüsse für die Zukunft gezogen werden. Aktuell handelt es sich um Corona-Sondereffekte. Der Inflationsanstieg beruht auf einer geringen Vergleichsbasis des Vorjahres. Von Bedeutung ist, was für die Zukunft erwartet wird.

Die marktbasierten Inflationserwartungen lassen eher auf Teuerungs-Tristesse schliessen, also auf Hyperinflationsszenarien. Gemessen an einer 10jährigen deutschen inflationsgeschützten Anleihe, liegt die erwartete Teuerung gerade einmal bei knapp unter 1.40 %. Das ist der Europäischen Zentralbank (EZB) zu wenig und nicht etwa zu viel. Auch in den USA sind die Inflationserwartungen trotz des aktuellen überraschend deutlichen Anstiegs der Teuerung gefallen.

Sowohl die EZB als auch die Fed wissen um die gegenwärtigen Sondereffekte und betrachten den Anstieg zwar sorgfältig aber ohne Schrecken. Akuter Handlungsbedarf sehen die Währungshüter deshalb nicht. Man muss dabei allerdings unterscheiden. Die EZB hat als Pandemie-Notfallmassnahme das Wertpapieraufkaufprogramm namens PEPP lanciert. Doch selbst Konjunkturskeptiker werden derzeit anerkennen müssen, dass uns die Nach-Corona-Zeit einen kräftigen Aufschwung beschert. Von Notfall kann jedenfalls keine Rede mehr sein. Das PEPP hat seine Berechtigung verloren.