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Japanische Aktien: Trendwende nach durchwachsenem Jahresstart?

Japanische Aktien mit durchwachsenem Jahresstart / Ausschüttungspolitik der Unternehmen bietet gute Perspektiven / Mögliche Einstiegsgelegenheiten für entsprechend risikobereite Anleger

BÖRSE am Sonntag

Japanische Aktien mit durchwachsenem Jahresstart / Ausschüttungspolitik der Unternehmen bietet gute Perspektiven / Mögliche Einstiegsgelegenheiten für entsprechend risikobereite Anleger

Von Ulrich Stephan

Zunächst schien es, als könnten die großen internationalen Aktienmärkte den Schwung aus 2017 mit ins neue Jahr nehmen – schon Ende Januar ging vielen jedoch ein Stück weit die Puste aus. Das galt zum Beispiel für die US-Börse oder verschiedene Indizes in Europa, aber auch für den japanischen Aktienmarkt. Seit Jahresbeginn gab der breite Aktienindex Topix um knapp 1,7 Prozent nach. Deutlich besser sieht es in den letzten zwölf Monaten mit einem Plus von rund 18 Prozent (inklusive Dividenden) aus. Vieles spricht dafür, dass die Kurse an der Tokioter Börse nach dem durchwachsenen Jahresstart wieder anziehen könnten.

Die Zuversicht in Hinblick auf den japanischen Aktienmarkt wird von den hohen Erwartungen an die beginnende Berichtssaison gestützt. In den kommenden Wochen präsentieren die japanischen Unternehmen ihre Abschlusszahlen für das zurückliegende Fiskaljahr. Die Analysten rechnen im Durchschnitt mit außergewöhnlich positiven Jahresabschlüssen – und die Deutsche Bank geht davon aus, dass viele Unternehmen die Gewinnschätzungen sogar übertreffen könnten. Dieser Trend bei den Erlösen könnte sich im kommenden Fiskaljahr fortsetzen: Aktuell liegen die durchschnittlichen Prognosen der Analysten für das Gewinnwachstum in diesem Zeitraum mehr als fünf Prozent höher als noch vor sechs Monaten.

Ausschüttungen japanischer Unternehmen könnten steigen

Neben positiven Geschäftszahlen werden für die Berichtssaison in Japan außerdem Ankündigungen von Dividendenzahlungen sowie Aktienrückkäufen in Rekordhöhe erwartet – was die Kursentwicklung in Japan zusätzlich stimulieren könnte. Dennoch verfügen die japanischen Unternehmen über vergleichsweise hohe Cash-Bestände, die künftig effektiver genutzt werden sollen – etwa für Investitionen oder Ausschüttungen. Hier war in den vergangenen Jahren bereits ein Umdenken seitens der Unternehmenslenker zu beobachten: Dividenden und Aktienrückkäufe haben tendenziell zugelegt; die Eigenkapitalrendite japanischer Konzerne liegt mit über neun Prozent so hoch wie seit 2008 nicht mehr.

Ebenso wie die positiven Aussichten für die Unternehmen könnte auch die aktuell vergleichsweise niedrige Bewertung den japanischen Aktienmarkt für entsprechend risikobereite Anleger interessant machen: Basierend auf den Gewinnerwartungen für die kommenden 12 Monate wird der Topix aktuell mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 13,7 gehandelt. Im gesamteuropäischen Stoxx 600 liegt das KGV aktuell bei 14,3, im US-Leitindex S&P 500 bei 16,4.

Japanische Papiere als Beimischung im Depot

Trotz der guten Perspektiven gilt es jedoch, auch die Risiken für die japanische Aktienmarktentwicklung im Auge zu behalten. Dazu zählen beispielsweise eine nachhaltige Abkühlung der Weltwirtschaft sowie eine Verschärfung des Handelsstreits zwischen den USA und China. Beides könnte die stark exportorientierten japanischen Unternehmen belasten – wenngleich die Deutsche Bank aktuell weder mit dem einen noch mit dem anderen rechnet. Darüber hinaus sollten Japananleger die politischen Entwicklungen innerhalb des Landes selbst beobachten, da die Zustimmungswerte der Bevölkerung für Premierminister Shinzo Abe zuletzt deutlich gesunken sind. Von der Bank of Japan erwartet die Deutsche Bank weiterhin eine lockere Geldpolitik. Die Löhne steigen zwar bereits langsam, aber das Inflationsziel von 2 Prozent wird voraussichtlich 2018 und 2019 weit verfehlt. Somit dürften die Finanzierungskosten für japanische Unternehmen vorerst niedrig bleiben. Insgesamt scheint der japanische Aktienmarkt für entsprechend risikobereite Anleger angesichts steigender Unternehmensgewinne und Ausschüttungen sowie Aktienrückkäufen in Rekordhöhe seitens der Konzerne eine interessante Beimischung im Depot darzustellen.

Ulrich Stephan ist Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank.