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Jetzt japanische Aktien?

Für ein Investment in Japan sprechen gute Gewinnaussichten, ein Abbau hoher Liquiditätsquoten bei Unternehmen sowie eine weitere Verbesserung der Eigenkapitalrenditen für weiteres Kurspotential. Als stark exportorientierte Volkswirtschaft profitiert Japan besonders vom Wachstum des Welthandels. Das lässt sich aktuell auch an den positiven Gewinnrevisionen für viele japanische Unternehmen ablesen.

BÖRSE am Sonntag

Für ein Investment in Japan sprechen gute Gewinnaussichten, ein Abbau hoher Liquiditätsquoten bei Unternehmen sowie eine weitere Verbesserung der Eigenkapitalrenditen für weiteres Kurspotential. Als stark exportorientierte Volkswirtschaft profitiert Japan besonders vom Wachstum des Welthandels. Das lässt sich aktuell auch an den positiven Gewinnrevisionen für viele japanische Unternehmen ablesen.

Von Ulrich Stephan

Japan ist also zurück. Gründe für dieses starke Abschneiden waren insbesondere die dynamische Weltkonjunktur und die ultralockere Geldpolitik der Bank of Japan (BoJ). Die 2018er-Gewinnerwartungen der Analysten für den breiten, rund 2.020 Unternehmen umfassenden Aktienindex Topix liegen derzeit 3,3 Prozent höher als noch vor drei Monaten – im Vergleich zu vor einem halben Jahr sind es sogar 5,1 Prozent mehr. Damit fielen die Revisionen in Japan höher aus als im Weltleitindex MSCI World.

Verantwortlich dafür sind auch die in den vergangenen Jahren erzielten Effizienzsteigerungen japanischer Unternehmen, die ihre Gewinnmarge damit von vier Prozent im Jahr 2014 auf zuletzt 5,5 Prozent steigern konnten. Vereinfacht gesagt: Vom Umsatz bleibt mittlerweile mehr Gewinn übrig. Zwar gibt es im internationalen Vergleich nach wie vor Steigerungspotenzial, die Tendenz ist jedoch vielversprechend. Die verbesserten Gewinnaussichten der japanischen Unternehmen wirken sich positiv auf die Aktienbewertungen aus: Während das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) im US-amerikanischen Leitindex S&P 500 unter Berücksichtigung der Gewinnerwartungen für die kommenden zwölf Monate derzeit bei 19,0 liegt, ist der Topix mit einem KGV von 15,2 günstiger bewertet.

Für den japanischen Bankensektor liegt das KGV sogar bei lediglich 11,7. Hier scheint das Potential für Kurssteigerungen besonders groß zu sein – zumal die Kreditinstitute aufgrund ihrer sehr internationalen Ausrichtung zu den Hauptprofiteuren der starken Weltkonjunktur und der weltweit steigenden Kreditnachfrage gehören. Einer der Gründe für den großen Unterschied in den Bewertungsunterschieden zwischen den USA und Japan ist die Eigenkapitalrentabilität. Diese ist in Japan in den letzten Jahren zwar deutlich gestiegen, allerdings längst nicht auf das Niveau von US-Unternehmen. Die positive Nachricht: Weitere Steigerungen der Kapitaleffizienz sollten in Japan möglich sein, da die Unternehmen im Durchschnitt noch immer hohe Bargeldbestände halten.
Neben der hohen weltwirtschaftlichen Dynamik dürfte die Bank of Japan ein entscheidender Faktor für die Entwicklung am japanischen Aktienmarkt bleiben.

Erst in ihrer Januarsitzung bestätigte sie die Fortsetzung ihrer ultralockeren Geldpolitik. Zum Beispiel kündigte die BoJ an, neben Anleihen weiterhin auch japanische Aktien in ihrem Kaufprogramm erwerben zu wollen. Das wiederum sollte sich positiv auf die Nachfrage nach japanischen Unternehmensbeteiligungen und damit deren Kurse auswirken. Außerdem dürfte die Geldpolitik eine starke Aufwertung der japanischen Währung verhindern – was den zahlreichen exportorientierten Unternehmen im Land zugutekommen sollte. Denn eine schwächere Inlandswährung macht japanische Waren im Ausland günstiger und damit wettbewerbsfähiger. Für den EUR/JPY-Kurs erwartet die Deutsche Bank bis Jahresende 2018 eine JPY-Abwertung von aktuell rund 135 auf 144. In den letzten Monaten lässt sich allerdings ein interessanter Zusammenhang feststellen: Während über die letzten Jahre ein enger Zusammenhang zwischen der Kursentwicklung japanischer Aktien und dem JPY-Kurs – insbesondere für den USD/JPY-Wechselkurs – bestand, haben sich Aktien- und Währungskurse jüngst entkoppelt. Andere positive Treiber scheinen folglich zu überwiegen.

Insgesamt könnte ein breit diversifiziertes Investment in japanische Aktien ein interessanter Bestandteil im Depot bleiben. Zumal die japanischen Unternehmen über hohe Cashbestände verfügen, die künftig effizienter eingesetzt werden könnten – etwa für Aktienrückkäufe, Dividenden oder Investitionen. Für entsprechend risikobereite Euroanleger könnte sich am japanischen Aktienmarkt ein aktiv gemanagtes, währungsbesichertes Investment ebenso anbieten wie indexbasierte Zertifikatelösungen.

Dr. Ulrich Stephan ist Chef-Anlagestratege der Deutschen Bank für Privat- und Firmenkunden.