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Marktkommentar 2008/2009

Das Jahr war geprägt von den außerordentlichen Verwerfungen durch die Weltfinanzkrise mit atemberaubenden Volatilitäten bis hin zu Grenzen der Preisstellung für namhafte Titel. Auch die Schwellenländer sind betroffen. Die Easy-Money-Haltung in Kombination mit einer freien Fahrt für die Märkte erwies sich als das Realität gewordene Gespenst des Generationensozialismus.

BÖRSE am Sonntag

2008

Das Jahr war geprägt von den außerordentlichen Verwerfungen durch die Weltfinanzkrise mit atemberaubenden Volatilitäten bis hin zu Grenzen der Preisstellung für namhafte Titel. Auch die Schwellenländer sind betroffen. Die Easy-Money-Haltung in Kombination mit einer freien Fahrt für die Märkte erwies sich als das Realität gewordene Gespenst des Generationensozialismus.

Inzwischen hat ein Sentiment – eine generalisierte schlechte Stimmung – um sich gegriffen, bei dem man vergisst, dass heute die Produktionsinfrastruktur, die Prozessund Transportlogistik, aber auch die Kommunikationsinfrastruktur im Gegensatz zu gern zitierten historischen Beispielen nicht betroffen sind.

Dem weltweit negativen Sentiment sollte man sich daher nicht unterwerfen. Globalisierung und Vernetzung in der Informationsgesellschaft lassen sich nicht rückgängig machen. Unternehmen suchen weiterhin nach Möglichkeiten, kostengünstig zu produzieren. Wenn sie diese nicht in den klassischen Schwellenländern finden, werden sie in den neuen Märkten der aufstrebenden Volkswirtschaften fündig. Zum Ende des Jahres nutzen erfahrene namhafte Investoren und Unternehmenslenker daher die Zeiten für Neupositionierungen und Akquisitionsmöglichkeiten – oft auch im Wettbewerbsumfeld.

2009

Hinsichtlich der Renditeerwartungen am Markt werden neue Akzente gesetzt. Doch nicht nur das: Exzesse werden gegen gesunden Menschenverstand eingetauscht. Die Gier auf immer noch mehr Gewinn wird durch die Betrachtung realer Risiken und verschärfter Regulierungen eingedämmt. Investoren werden bei der Auswahl ihrer Assets mehr denn je auf Produkttransparenz und eine klare Beschreibung von Investmentprozessen achten. Unter dem Aspekt Governance wird ein Kriterium aus dem Themengebiet des sozial verantwortlichen Investierens in die konventionelle Analyse eingehen, um Downside-Risks zu begrenzen. Asset Manager, die hier ihre Hausaufgaben machen, bringen sich in eine gute Ausgangssituation.

Das im Jahr 2008 erstarkte Sentiment wird der Vernunft und dem Verstand weichen. 2009 sind liquide Mittel eines Unternehmens, strategische Positionierung und unternehmerische Infrastruktur bei der Umsetzung der Strategie entscheidend für die Titelauswahl.

Kurzfristdenken wird zugunsten andauernder Marktmacht verdrängt. Langfristinvestoren werden mehr denn je ein hohes Verständnis für Risiken, Strategie und den Business Case unter Beweis stellen müssen und können. Auch wenn die Zeiten für die Anlageklasse Aktien schwierig sind, gibt es keinen Weg am Produktivkapital vorbei. Denn, um auch mit anderen großen Investoren zu sprechen: Es ist niemals falsch, in gute Unternehmen zu investieren – schon gar nicht zu diesen Preisen.

Stefan Stobbe
BankInvest Group,
Countrymanager
Deutschland