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Mit Sicherheit ein gutes Investment

Die Finanzkrise hat den hierzulande ohnehin beliebten Garantiezertifikaten einen gewaltigen Boom beschert. Mit dem Börsencrash hat sich jedoch auch der Markt verändert: Neue Produkte bieten ein Höchstmaß an Sicherheit, alte Produkte spannende garantierte Renditen.

BÖRSE am Sonntag

Die Deutschen lieben sichere Anlagen. Garantiezertifikate werden diesem Wunsch gerecht und erleben einen enormen Aufschwung. Das spiegelt sich auch in der Entwicklung der Marktanteile der Zertifikate-Klassen wider. Laut der neuesten Monatsstatistik des Deutschen Derivate Verbandes (DDV), steckt mittlerweile mehr als die Hälfte des Geldes (51%), das Anleger in Zertifikate investiert haben, in Garantiezertifikaten. Auf dem Gipfel des Zertifikatbooms, im September 2007, lag der Anteil dieser Papiere bei lediglich einem Drittel (32,4%). Dass sich die, auf diese Weise verbriefte, konservative Anlagestrategie lohnt, haben die letzten Monate eindrucksvoll bewiesen: Der auf der Seite des DDV veröffentlichte Index für Garantieprodukte hat den EURO STOXX 50 seit Ende Juni 2008 nicht nur deutlich outperformt, sondern kann auch eine positive Rendite im mittleren einstelligen Bereich verbuchen, während der europäische Bluechip-Index im gleichen Zeitraum rund 40% verloren hat.

Garantie und Emittentenrisiko

Dass die Papiere gerade bei deutschen Privatanlegern so beliebt sind, hat einen einfachen Grund: Sie stellen sicher, dass der Investor an den Gewinnen des Basiswertes partizipiert, vor Verlusten aber geschützt ist. Konkret bedeutet dies, dass der Anleger bei klassischen Produkten am Ende der Laufzeit mindestens sein eingesetztes Kapital, vermindert um den Ausgabeaufschlag, zurückbekommt. Von Kursgewinnen profitiert der Anleger je nach Partizipationsrate ganz oder teilweise. Anleger sollten sich jedoch bewusst machen, dass es sich bei allen Zertifikaten um Inhaberschuldverschreibungen handelt. Das bedeutet, auch bei Garantieprodukten besteht das Risiko, dass bei Zahlungsunfähigkeit des Emittenten ein Totalverlust des investierten Kapitals eintritt. Daher sollte auch bei diesen Papieren auf die Bonität des Anbieters geachtet werden. Diese lässt sich anhand der Spreads der Credit Default Swaps relativ einfach überprüfen. Bei den Credit Default Swaps handelt es sich um „Ausfallversicherungen“ für das von den Banken emittierte Fremdkapital. Grundsätzlich gilt: Je geringer der Spread – sprich je geringer der Risikoaufschlag – desto höher ist die Bonität und umgekehrt. Aktuelle Aufstellungen der Credit Spreads der wichtigsten Emittenten finden sich ebenfalls auf den Seiten des DDV. Doch nachdem das Emittentenrisiko mit der Pleite von Lehmann Brothers im September des vergangenen Jahres konkrete Züge angenommen hat, gibt es seit Kurzem auch Produkte mit einem absoluten Ausfallschutz.

Das Rundum-Sorglos-Paket

Mit dem im Dezember emittierten Garantiezertifikat DWS GO Safe BricX Protect 90 (WKN: DWS0KM) bietet sich beispielsweise die Möglichkeit, unter vollständiger Ausschaltung des Emittentenrisikos und mit 90-prozentiger Sicherheit an einer Kurserholung der zuletzt schwer gebeutelten Schwellenländer Brasilien, Russland, Indien und China zu partizipieren. An einer möglichen Aufwärtsbewegung ist der Anleger zu 90% beteiligt. Die garantierte Rückzahlung greift wie üblich erst zum Ende der Laufzeit, am 11.06.2013. Letztlich muss die höhere Sicherheit jedoch auch bezahlt werden. Neben den üblichen Gebühren verdient die Bank vor allem durch die einbehaltenen Dividenden und natürlich die Konditionen. Es lohnt sich daher durchaus, nach vergleichbaren Angeboten mit identischen Basiswerten zu suchen, denn die Konditionen unterscheiden sich zum Teil erheblich. Doch auch die Suche nach älteren Garantiezertifikaten kann sich gerade in den kommenden Monaten lohnen. Dafür ist es jedoch notwendig, zu verstehen, wie die Produkte aufgebaut sind.

Funktionsweise der Garantieprodukte

Um überhaupt ein kapitalgarantiertes Produkt generieren zu können, investiert der Emittent den größten Teil des eingezahlten Kapitals in einen Zerobond. Auf diese Weise stellt er den Erhalt des Kapitalstocks sicher. Der Preis dieser Wertsicherungskomponente richtet sich vor allem nach dem bereits angesprochenen Zinsniveau sowie der Laufzeit der Anleihe. Da sich der aktuelle Wert eines Zerobonds aus der Abzinsung seines Rückzahlungsbetrages ergibt, ist dieser (bei gleicher Laufzeit) entsprechend niedriger, je höher das Zinsniveau ist. Wird das Produkt in Zeiten „hoher“ Zinsen aufgelegt, muss der Emittent daher weniger Kapital für die Wertsicherungskomponente bereitstellen. Sind die Zinsen zum Zeitpunkt der Auflage dagegen vergleichsweise niedrig, kostet der Zerobond entsprechend mehr. Bei einer Laufzeit von fünf Jahren und einer Verzinsung von knapp 5% würden beispielsweise rund 80% des Kapitals in Anleihen investiert werden, da sich am Ende der Laufzeit dann Tilgung, Zins und Zinseszins auf 100% summieren. Fehlt noch der Part, der den Papieren die Partizipation an der Rendite bringt. Zu diesem Zweck wird das restliche Kapital zusammen mit den anfallenden Dividenden in Optionen auf den gewählten Basiswert, meist ein Index oder Basket, angelegt. Die Optionskomponente wiederum wird stark durch die Volatilität beeinflusst. Je höher die Schwankungen, desto teurer die Optionen. Doch ist das Papier schon länger am Markt, bewirken sinkende Zinsen – wie zuletzt zu beobachten – das Gegenteil, nämlich steigende Kurse. Steigende Zinsen sorgen hingegen für fallende Preise. Gleiches gilt für die Volatilität: Steigende Schwankungen wirken sich grundsätzlich positiv auf bereits gehandelte kapitalgeschützte Zertifikate aus, sinkende Schwankungsbreiten sorgen für Kursverluste.

Das richtige Timing

Aufgrund der derzeit historisch niedrigen Zinsniveaus und hohen Volatilitäten sollten Anleger mit dem Kauf von Garantieprodukten daher noch warten. Steigen die Zinsen wieder und kehren die Volatilitäten auf ihren langjährigen Durchschnitt zurück, dann werden aus den derzeit emittierten Produkten echte Schnäppchen: Denn diese „gebrauchten Garantiezertifikate“ notieren in diesem Fall zwangsläufig unter dem garantierten Rückzahlungsbetrag. Dass dies tatsächlich funktioniert, zeigt der Blick zurück auf die Kurse im April 2008: Bei Restlaufzeiten von fünf oder sechs Jahren notierten einige Garantiezertifikate damals zum Teil auf Kursniveaus zwischen 74 und 80% des Emissionspreises. Berechnet man die Rendite auf das eingesetzte Kapital bis zu der garantierten Rückzahlung am Ende der Laufzeit, ergaben sich interessante und gleichzeitig garantierte Renditen.

Worauf es bei Auswahl ankommt

Hat man einen Basiswert identifiziert, sollte man zunächst einen Blick auf die Partizipationsrate werfen. Diese liegt optimalerweise bei 100%. Wie oben erwähnt, sollten dann – vor allem bei Standardprodukten wie beispielsweise auf DAX oder EURO STOXX 50 – die Konditionen der verschiedenen Emittenten miteinander verglichen werden. Helfen kann hier auch ein Blick auf die eingangs beschriebenen Benchmark-Indizes. Auch sollte sich der Anleger darüber im Klaren sein, dass die Kapitalgarantie erst am Ende der Laufzeit greift. Während der Laufzeit kann das Papier aufgrund der Entwicklung von Zinsniveau und Volatilität durchaus deutlich unter dem Einstandskurs notieren. Muss der Investor zu einem solchen Zeitpunkt verkaufen, entstehen auch bei Garantieprodukten Verluste, und das Zustandekommen des laufenden Börsenkurses ist häufig intransparent! Der Anleger sollte daher darauf achten, dass die Laufzeit des Garantieproduktes sich mit seinem persönlichen Anlagehorizont deckt. Ein vorzeitiger Verkauf ist zwar grundsätzlich börsentäglich möglich, sollte jedoch nur im Notfall erfolgen.

Profiteure der Steuerreform

Die seit 01.01.2009 geltende Abgeltungssteuer kommt den Kapitalschutzprodukten ebenfalls entgegen: Bislang wurden die Sicherheitszertifikate als Finanzinnovation eingestuft, was dazu führte, dass sämtliche Erträge – unabhängig von der Haltedauer – voll versteuert werden mussten und zwar mit dem persönlichen Steuersatz. Liegt dieser über 25%, zahlen Anleger nach Einführung der Abgeltungssteuer bei Produkten mit Kapitalgarantie weniger an den Fiskus und die Rendite nach Steuern steigt.