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Mit Zertifikaten auf Schatzsuche

Ob arabische Emirate, Molybdän oder New Energy – regelmäßig wurden in den letzten Jahren neue Zertifikate auf Wachstumsregionen, Zukunftsbranchen oder seltene Bodenschätze angepriesen. Nicht wenige Exoten sind zwischenzeitlich abgestürzt, aber viele Papiere haben durchaus das Potenzial, mittelfristig zu echten Renditebringern zu avancieren.

BÖRSE am Sonntag

Neben klassischen Zertifikaten, die sich auf Aktien und Anleihen bekannter Unternehmen, Indizes und Märkte fokussieren, haben Emittenten in der Vergangenheit vermehrt Zertifikate aufgelegt, die sich ganz gezielt auf Spezialthemen, wie Solartechnik, Kreditrisiken, einzelne Rohstoffe oder exotische Länder konzentrieren. Getragen wurde diese Vielfalt von der Liquiditätsschwemme und einem globalen Wirtschaftsboom. Zusammengenommen verstärkten sich beide Effekte und sorgten für einen Boom über alle Assetklassen und Ländergrenzen hinweg. Weil sich mit strukturierten Produkten neue Anlageideen besonders schnell umsetzen lassen, während zum Beispiel bei Fonds erst ein langwieriges Zulassungsprocedere durchlaufen werden muss, konnte der Zertifikatemarkt besonders stark von dieser Entwicklung profitieren.

Die Psychologie der Rallye

Doch nicht nur die Emittenten witterten Morgenluft, auch die sonst so vorsichtigen deutschen Privatanleger legten angesichts der in Aussicht gestellten Renditen die gewohnte Zurückhaltung ab. Sie investierten noch bis vor Kurzem in die exotischsten Konstruktionen und Basiswerte. Wer hätte beispielsweise vor wenigen Jahren erwartet, dass hiesige Kleinanleger in Massen gezielt auf Aktienkörbe aus Kasachstan oder einen Weinindex setzen würden? Oder statt auf einen breit angelegten Rohstoffindex auf so seltene Stoffe, wie Rhodium, Uran oder Molybdän spekulieren würden? Die Gründe für den gestiegenen Risikoappetit lassen sich auf drei Faktoren zurückführen. Erstens: Alle neuen Basiswerte konnten bei ihrer Entdeckung durch die Masse der Anleger bereits enorme Kurssteigerungen vorweisen. Zweitens: Die Fortsetzung der Rallye beziehungsweise deren scheinbare Unumkehrbarkeit konnten plausibel dargelegt werden. Drittens: Die Psychologie. Menschen reagieren erwiesenermaßen übertrieben optimistisch, wenn es gut läuft, sie folgen dem Herdentrieb und blenden Gefahren oder Warnsignale einfach aus. Auf dem Höhepunkt der Krise und kurz danach verkehrt sich das Verhalten ins Gegenteil. Die Anleger scheuen plötzlich jegliches Risiko. Daher hat es die riskanten, exotischen und/oder weniger liquiden Anlagen besonders hart erwischt – hier herrscht nun eine Übertreibung nach unten. Daraus folgt, dass die beste Zeitspanne für einen Einstieg auf dem Höhepunkt beziehungsweise kurz danach ist. Doch welche Assets haben echtes Potenzial?

Zweite Welt zum Schleuderpreis

Neben hochriskanten Einzelwetten auf Dubai und Kasachstan gibt es zahlreiche weit weniger exotische Zertifikate. Diese mussten ebenfalls massive Kurseinbrüche hinnehmen, verbriefen aber die Teilhabe an der Entwicklung der zukunftsträchtigsten Branchen und Regionen. In besonderem Maß dürfte dies für die Emerging Markets gelten. Zwar sind auch sie von der Wirtschaftskrise betroffen, doch können China und Brasilien selbst in diesem Umfeld weiterhin mit deutlichen Zuwächsen beim BIP rechnen. Viele Ökonomen gehen daher inzwischen von einer historischen Kräfteverschiebung aus. Bereits heute steht fest, dass das Gewicht der großen Schwellenländer – neben China, Brasilien, Indien und Russland auch Mexiko und Südafrika – in den internationalen Institutionen und Gremien zukünftig steigen wird. Wer sich auf dem derzeitigen Niveau günstig und vor allem mit breit diversifizierten Produkten eindeckt, kann auf Sicht von einigen Jahren nicht allzu viel falsch machen. Für ein Engagement bietet sich beispielsweise das Open-End-Zertifikat von ABN AMRO auf den DAXglobal BRIC Index (WKN: AA 0AF 9) an. Der maximale Anteil eines Mitglieds beträgt ein Zehntel, insgesamt sorgen 40 Titel für eine breite Diversifizierung. Bei Ländern liegt die Obergrenze bei 35%. Die Gewichtung wird alle drei Monate angepasst, die Zusammensetzung überprüft die Deutsche Börse jährlich. Mit dem DWS GO Emerging Markets Top Stars Zertifikat (WKN: DWS0G9) können Anleger gezielt auf Bluechips aus Asien, Osteuropa und Lateinamerika setzen. Im Gegensatz zu dem ABN-AMRO- Produkt werden die Netto-Dividenden bei dem ebenfalls aktiv gemanagten DWS-Produkt berücksichtigt. Für die Kursentwicklung spielte dies jedoch zuletzt keine Rolle.

Neue Chancen im alten Europa

Geografisch weit weniger gestreut, tief gefallen, aber potenziell aussichtsreich sind allerdings auch Papiere mit Fokus auf den deutschen Immobilienmarkt. Im Gegensatz zu dem amerikanischen oder spanischen Markt kann mit Blick auf die Preisentwicklung am Immobilienstandort Deutschland von keiner Blase gesprochen werden. Auch fundamental stimmen hierzulande die Rahmenbedingungen, zwar scheinen die Geschäftsmodelle einiger Gesellschaften (PATRIZIA) auf Sand gebaut, doch insgesamt steht die Branche sehr solide da. Trotzdem blieben auch die hiesigen Immobilienunternehmen nicht von der heftigen Korrektur verschont. Viele Firmen notieren derzeit mit einem außerordentlich hohen Abschlag auf den inneren Wert, sodass mittel- bis langfristig gute Chancen auf eine Erholung bestehen. Für eine Teilhabe bietet sich das Papier auf den S-BOX DIMAX Deutschland Performance-Index (WKN: A0JZNS) an – seit seinem Höchststand Anfang 2007 hat der Basiswert gut drei Viertel seines Wertes verloren. Interessant erscheinen auch die entsprechenden Produkte der schweizerischen UBS (WKN: UB1ARD) und der französischen Société Générale (WKN: SG0WAX).

Strukturiert aus der Krise

Überschneidungen zwischen den Themenkomplexen ergeben sich mit Blick auf den Megatrend Infrastruktur. Nicht nur, dass diese Werte stark von den globalem Konjunkturprogrammen profitieren, die Themen Umweltschutz, Wasserversorgung und Verkehrsinfrastruktur stellen auch in allen Schwellen- und Entwicklungsländern zentrale Herausforderungen dar. Mit dem Produkt DWS GO Emerging Markets Infrastruktur TR Index Zertifikat (WKN: DWS0GF) können Anleger folgerichtig gezielt auf die wichtigsten Infrastrukturunternehmen aus den Schwellenländern setzen. Weitere auf diesen Bereich fokussierte Produkte kommen von der UBS (WKN: UB2STR) und Goldman Sachs (WKN: GS72RX).

Echte Werte

Mit der Krise sind auch die Rohstoffpreise implodiert. Gerade die Öl- und Energiepreise sind im historischen Vergleich wieder günstig. Mittelfristig dürften die massiven staatlichen Interventionen zudem zu einem kräftigen Anziehen der Inflationsraten führen. Gerade mit Blick auf den Zusammenhang zwischen US-Dollar und Ölpreis dürfte hier der Grundstein für deutlich steigende Notierungen gelegt worden sein. Für Privatanleger eignen sich insbesondere Zertifikate, die sich auf Indizes beziehen, beispielsweise der RICI-Energy-Index. Er deckt zwei Ölsorten, zwei Dieselsorten sowie Heizöl und Erdgas ab und lässt sich mit einem Indextracker der ABN AMRO (WKN: ABN08L) bequem ins Depot holen. Neben Produkten auf Energieträger sind unter Inflationsgesichtspunkten aber zweifellos auch die zahlreichen Goldzertifikate interessant. Auch Zertifikate auf Goldminenbetreiber könnten in diesem Zusammenhang neuen Glanz erlangen. So hat sich beispielsweise der höchst erfolgreiche Hedgefonds Paulson & Co. jüngst an einem Goldförderer beteiligt. Der Fonds machte in den letzten Jahren mehrere hundert Milliarden US-Dollar Gewinn und gehörte zu den größten Gewinnern der Hypothekenkrise, weil er sehr früh auf einen Kollaps wettete.

Fazit

Gerade an diesem letztem Beispiel wird deutlich, wie erfolgreich antizyklisches Handeln ist. Viele der über Zertifikate in den letzten Jahren zugänglich gewordenen Märkte besitzen mittelfristig ein enormes wirtschaftliches Potenzial, Anleger sollten die derzeitigen Kurse daher für einen Einstieg nutzen. Ein Anlagehorizont von 3-5 Jahren ist dabei ebenso eine Grundvoraussetzung.