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Outperformance trotz Krise

Outperformance-Zertifikate machen nur einen Bruchteil des Zertifikatevolumens aus. Doch gerade in der Krise könnte ein Blick auf diese Gattung lohnen. Sie werden nicht nur ihrem Namen gerecht, sondern kämpfen bei der Renditeerwartung auch um den Spitzenplatz.

BÖRSE am Sonntag

Zwar mussten die Produkte mit dem wohlklingenden Namen laut der aktuellen Scope-Studie (3. Quartal 2008) die Top-Platzierung in Sachen Rendite für die Discounter räumen, doch mit einer durchschnittlichen Renditeerwartung von 4,4% liegen die Outperformancespezialisten deutlich vor den beliebten Bonus- (3,5%) und Garantiezertifikaten (3,2%). Darüber hinaus konnten die Performancespezialisten laut der Scope-Studie neben den Discountern als einzige Gattung auch eine nennenswerte Outperformance im Vergleich zu den Basiswerten (1%) erzielen.

Im Klartext: Outperformance-Zertifikate waren dem Direktinvestment im Durchschnitt überlegen! Im Gegensatz zu Hebelprodukten müssen die Vorteile zudem nicht mit einem erhöhten Risiko erkauft werden. Letzteres setzt allerdings voraus, dass der Preis des Zertifikats beim Kauf nicht oberhalb des Aktienkurses lag. Im ungünstigen Fall – bei Kursverlusten des Underlyings – spiegeln die Papiere am Ende der Laufzeit die Kursentwicklung des Basiswertes eins zu eins wider.

Turbulenzen lassen Outperformer gut aussehen

Der Aufbau ist dabei denkbar einfach. Um ein Outperformance-Zertifikat auf Aktien oder Indizes zu konstruieren, behalten die Emittenten die Dividendenerlöse ein und kaufen damit Call-Optionen auf die zugrunde liegende Aktie beziehungsweise Aktien. Diese Komponente sorgt für die Outperformance des Papiers. Je höher die Dividende ausfällt und je länger die Laufzeit, desto mehr Calls können gekauft werden und desto höher ist unter sonst gleichen Bedingungen die Partizipation bei steigenden Kursen. Die Anzahl der zu beziehenden Calls hängt jedoch noch von zwei weiteren Faktoren ab: Zum einen von der Wahl des Basispreises des Calls, also von welchem Kurs an die Partizipation beginnen soll. Je früher diese greift, also je tiefer der Basispreis des Calls, desto geringer ist die Partizipationsrate. Zum anderen beeinflusst die Volatilität des Basiswerts den Preis der Call-Optionen. Mit den Turbulenzen an den Finanzmärkten ist auch die Volatilität stark angestiegen. Ein Umstand, der sich für die Besitzer von Outperformance-Zertifikaten in der jüngsten Vergangenheit positiv ausgewirkt hat: Laut Monatsstatistik September des Deutschen Derivate Verband verzeichnen zwar auch Outperformance- und Sprint-Zertifikate mit durchschnittlich 11% markante Kursverluste. „Sie verlieren aufgrund gestiegener Volatilitäten, die sich positiv auf den Preis der Produkte auswirken, [jedoch] weniger, als zu erwarten gewesen wäre“, so der Verband. Die Optionskomponente gleicht also die Kursverluste des Basiswertes zum Teil aus. Hintergrund: Steigt die zukünftig erwartete Schwankungsbreite an, werden Optionen teurer. Papiere, die bereits am Markt sind, werden daher aufgrund der größeren Hebel attraktiver. Im Gegensatz dazu werden die Konditionen der Neuemissionen tendenziell unattraktiver, weil sich aufgrund der steigenden Optionsprämien und/oder sinkenden Dividenden die Hebel reduzieren.

Funktionsweise und Auszahlungsprofil

Bei Emission der Papiere wird ein Startwert, in etwa auf Höhe des aktuellen Aktienkurses, festgelegt. Dieser hat die Funktion einer Kursbasis (=100), ab der die Outperformance, also der Mehrertrag gegenüber dem Aktienkurs gemessen wird. Am Referenztag, rund eine Woche vor Fälligkeit, wird der Schlusskurs mit der Kursbasis verglichen. Notiert die Aktie über der Kursbasis, erhält der Anleger den Startwert zuzüglich eines Outperformancebetrags zurück. Wie hoch dieser Betrag ausfällt, hängt von der Differenz zwischen Aktienkurs und Basispreis am Bewertungstag sowie der bei Emission festgelegten Partizipationsrate ab. Für die Ermittlung des Outperformancebetrages wird die Differenz mit der Partizipationsrate multipliziert. Beispiel: Die Partizipationsrate eines Outperformancepapiers beträgt 200 Prozent, der Basispreis 100 Euro. Beträgt der Kurs der Aktie am Referenztag 120 Euro, wird das Zertifikat zu 140 Euro zurückgezahlt. Würde die Aktie dagegen am Ende der Laufzeit unter dem Startwert, z.B. bei 80 Euro, notieren, wird das Papier nur zum Gegenwert der Aktie zurückerstattet – der Anleger macht in diesem Fall einen Verlust in Höhe von 20 Euro. Beim Vergleich mit dem Direktinvestment kommt dazu noch die entgangene Dividende.

Risiken

Die Rendite dieser Papiere hängt maßgeblich vom Schlusskurs der zugrunde liegenden Aktie am Referenztag ab. Notiert die Aktie zu diesem Zeitpunkt bei Null, erleidet der Investor – wie auch bei einem Direktinvestment – den

Totalverlust seines eingesetzten Kapitals.

Daneben spielt für das „downside-risk“ der Kaufkurs eine entscheidende Rolle. Das Risiko steigt, sobald das Zertifikat mehr kostet als die Aktie. Das ist meist dann der Fall, wenn die Aktie bereits über dem Basispreis notiert. In diesem Fall können Anleger mehr verlieren als mit dem Direktinvestment.

Evolution der Outperformer

Die Vorläufer der Outperformer sind Sprint-Zertifikate, die es schon seit einigen Jahren am Markt gibt. Bei diesen Papieren ist der Gewinn nach oben begrenzt, dafür sind die Hebel oft höher. Die Sprinter bieten sich damit vor allem für Anleger an, die mit mittelfristig steigenden Kursen rechnen, aber keinen Börsenboom erwarten. Neben den herkömmlichen Papieren gibt es mittlerweile auch sogenannte Protect-Outperformance- oder Outperformance- Plus-Zertifikate. Mit Hilfe dieser Weiterentwicklungen, die auch unter Bezeichnungen wie Bonus-Plus-, Pepp- oder Power-Zertifikate angeboten werden, kann, zusätzlich zur Chance auf eine Überrendite, auch das Anlagerisiko gegenüber dem Direktinvestment reduziert werden. Zu diesem Zweck verfügen diese Papiere über eine zusätzliche Barriere. Letztere wird zum Emissionszeitpunkt deutlich unterhalb des Startwerts fixiert und auf diese Weise ein Risikopuffer gegen Kursverluste eingebaut. Wird dieser Sicherungslevel heit ist, wie immer an den Finanzmärkten, jedoch nicht umsonst zu bekommen, sondern muss durch Abstriche bei der Höhe der Partizipation erkauft werden. Gerade in der zurückliegenden Marktphase haben sich diese Schutzmechanismen jedoch bezahlt gemacht. Wer die derzeitigen Niveaus zum Einstieg nutzen möchte, dem bietet gerade die Kombination aus grundsolidem Basiswert, Sicherheitspuffer und Renditekicker attraktive Chancen.

Tuning für Defensivkünstler

Mit Blick auf die Schwankungsbreite des Basiswertes und die Höhe der Dividende sind derzeit beispielsweise Outperformanceprodukte auf die Aktie des Defensivkünstlers Deutsche Telekom interessant. Ein Anfang November emittiertes Protect- Outperformance-Plus-Zertifikat der Landesbank Baden Württemberg (WKN: LBW1FS) mit einem Basispreis in Höhe von 11,43 Euro und einem Protect-Level bei 8,35 Euro bietet beispielsweise eine Partizipationsrate von 150%. Das Papier läuft bis zum 16.11.2011 und verhilft dem grundsoliden Papier zu einem echten Renditekick. Mutige Anleger können mit dem Verzicht auf eine zusätzliche Absicherung noch etwas mehr herausholen: Das Outperformance- Zertifikat der Citibank (WKN: CG63UA) läuft nur bis zum 18.12.2009 und bietet bei einem Basispreis in Höhe von 13 Euro sogar eine Partizipationsrate in Höhe von 180%. Allerdings sollten Anleger bei letzterem Produkt auch das Emittentenrisiko im Auge behalten.

Fazit:

Anleger, die von der momentanen Erholung der Aktienmärkte überproportional profitieren möchten, aber davon ausgehen, dass der Abwärtstrend sich anschließend weiter fortsetzen wird, sollten zu Produkten mit kurzer Restlaufzeit greifen. Wer hingegen davon ausgeht, dass das Schlimmste bereits überstanden ist und aus einer langsamen Erholung das Maximum herausholen möchte, ist mit einer längeren Laufzeit besser bedient. Der Grund: Die Outperformanceregelung greift erst bei Fälligkeit. Der Erwerb eines Outperformance- Zertifikats ist übrigens besonders interessant, wenn der Basiswert nur gering unter dem Basispreis des Zertifikats notiert. Bei weiteren Kurssteigerungen profitieren Anleger dann besonders stark.