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Private Equity: Macht Unternehmen groß und Anleger reich

Früher waren es vor allem institutionelle Anleger, die Private Equity als lukrative Kapitalanlage nutzten. In den vergangenen Jahren haben auch vermögende Privatanleger diese Anlageklasse mit hohen Renditen entdeckt und bisweilen hohe Gewinne erzielt.

(Foto: Shutterstock)

Früher waren es vor allem institutionelle Anleger, die Private Equity als lukrative Kapitalanlage nutzten. In den vergangenen Jahren haben auch vermögende Privatanleger diese Anlageklasse mit hohen Renditen entdeckt und bisweilen hohe Gewinne erzielt.

Von Alexander Binz, Partner Circle Eleven

Sie suchen gezielt Unternehmen mit Finanzbedarf in verschiedenen Wachstumsphasen, Buyouts oder auch in Umstrukturierungsphasen, sammeln dafür im Voraus Geld (Zahlungszusagen, die erst abgerufen werden, wenn Beteiligungen eingegangen werden) und unterstützen die Unternehmen bis zu ihrem Exit nach mindestens drei und bis zu zehn Jahren. Läuft es gut, profitieren die Anleger von den ausgeschütteten Gewinnen und Renditen, die oft zweistellige Größenordnungen erreichen. Bekannte Namen wurden mit Private Equity finanziert, zum Beispiel: YouTube, Airbnb, Boss, Peloton, ThyssenKrupp Elevator und viele andere.

Der Trend ist eindeutig: 2020 gab es dem Dachverband der Branche (InvestEurope) zufolge allein in Europa über 8.000 Beteiligungen von Private-Equity-Fonds an Unternehmen. Für 2021 deutet sich ein neues All-Time-High beim Fundraising und bei den Investitionsvolumen an. Aktuell verwalten laut Preqin, der führenden PE-Datenbank, weit über 5.000 Private- Equity-Fondsmanager weltweit ein Volumen von 4.500 Mrd. Euro. Zum Vergleich: Im Jahr 2000 waren es erst 500 Mrd. Euro, 2010 bereits über 2.000 Mrd. Euro. Allein in Deutschland sind über 5.000 Unternehmen (mit über 1,1 Mio. Beschäftigten) im Besitz von Private-Equity-Fonds, so der Verband der deutschen Private-Equity-Branche.

2019 gab es nach einer Studie von Price Waterhouse Cooper (PWC) in Europa insgesamt 2.515 Unternehmenskäufe und -verkäufe mit PE-Beteiligung. Das sind 16 Prozent mehr als 2018. Das Transaktionsvolumen betrug 260 Milliarden Euro – fast genauso viel wie im Rekordjahr 2018 (262,1 Milliarden Euro). Insbesondere die Zahl der Buyouts hat kräftig zugelegt, und zwar um 26 Prozent auf 1.973 Deals im Gesamtwert von 200,7 Milliarden Euro (+15 Prozent).

Der Hauptgrund dafür ist die zunehmende Zahl an Mega-Deals, also Transaktionen in Höhe von mehr als einer Milliarde Euro. 47 solcher Deals gab es 2019. Zwar dominieren Aktien nach wie vor die eigenkapitalfinanzierten Anlageformen: Das verwaltete PE-Vermögen entspricht nur rund 4,5 Prozent der Marktkapitalisierung aller weltweiten Aktien. Aber mit wachsender Erfahrung und entwickelten Märkten holen die nicht börsennotierten Investitionen zunehmend auf.

Wie lässt sich dieser Trend erklären und wie können Anleger davon profitieren?

Strafzinsen, hohe Unsicherheit an den Aktienmärkten und zunehmende Inflationsrisiken stellen Privatinvestoren vor ganz neue Herausforderungen. Wer sein Vermögen langfristig – auch nach Abzug der Inflation – erhalten möchte, ohne auf Renditechancen zu verzichten, kommt an zwei Dingen nicht vorbei:
   

• einer durchdachten, strategischen Vermögensallokation und
   

• dem Einbezug alternativer Anlageklassen, vor allem von Private Equity.

Die aktuelle Situation am Kapitalmarkt wird bestimmt durch eine massive Überliquidität. Zu viel „billiges Geld“ jagt zu wenigen, guten Investitionsmöglichkeiten hinterher. Die Folge: Viele Investoren sind bereit, für geringe Renditen teils sehr hohe Verlustrisiken einzugehen.

In Situationen von Unsicherheit hat sich historisch vor allem eine „Strategie“ bewährt: Diversifikation. Neben der Streuung des liquiden Vermögens über unterschiedliche Regionen und Industrien heißt das, eine sinnvolle Mischung über Anlageklassen hinweg umzusetzen. Als Anhaltspunkt bietet sich ein Blick auf die Allokation der sog. „UHNWIs“ (Ultra-High Net Worth Individuals, also Privatinvestoren mit liquiden Anlagen ab €100 Mio.) an, die ihr Vermögen in der Regel im Rahmen ihrer eigenen Single Family Offices verwalten (lassen). Single Family Offices investieren mit langfristigem Horizont und einem klaren Fokus auf Vermögenssicherung und Rendite.

Neben Aktien und einem (zumindest aktuell) hohen Cash-Bestand, investieren die führenden Single Family Offices rund 40 Prozent ihres Gesamtvolumens in alternative Anlageklassen. Neben Immobilien (mit 14 Prozent) spielt Private Equity mit 16 Prozent Anteil hier die Hauptrolle.

Was ist Private Equity?

Bei Private Equity handelt es sich um die langfristig orientierte Eigenkapitalbeteiligung an “privaten” (also nicht börsengelisteten) Unternehmen. Die Private-Equity-Manager streben in der Regel eine Mehrheitsbeteiligung am Zielunternehmen an. Durch aktives Management soll während der Haltedauer eine Wertsteigerung erzielt werden. Nach etwa drei bis sieben Jahren wird dann ein Verkauf des Unternehmens (der sog. „Exit“) angestrebt, z.B. durch einen Börsengang oder die Veräußerung an einen strategischen Käufer. Private Equity wird in der Regel durch die Beteiligung an geschlossenen Fonds umgesetzt, die dann jeweils in rund 15 bis 20 Portfoliounternehmen investieren. Aktuell legen weltweit über 5.000 spezialisierte Private-Equity-Manager entsprechende Fonds auf.

Warum Private Equity?

Was macht Private Equity so interessant? Private Equity hat über fünf Jahrzehnte konsistent zweistellige Renditen geliefert. Insbesondere wird regelmäßig eine Überrendite zu Aktien erwirtschaftet (im langjährigen Schnitt von über 4 Prozent p.a.). Private Equity wirkt aufgrund der langfristigen Ausrichtung stabilisierend und diversifizierend auf das Portfolio.

Wie lässt dich die attraktive Rendite erklären?

Zumindest laut Finanzmarkttheorie gibt es keinen „Free Lunch“ bei der Kapitalanlage. Für die Überrendite von Private-Equity-Fonds im Vergleich zu Aktien und anderen Anlageklassen gibt es stattdessen gute Gründe:
   

• Prämie für Illiquidität: Aktien sind täglich handelbar, Private Equity ist bis zu zehn Jahre gebunden. Diese Inflexibilität für die Investoren wird vom Markt honoriert.
   

• Prämie für Komplexität: Investiert wird in geschlossene Fonds, die hohe Mindestbeteiligungen fordern (oft 10 Mio. Euro oder mehr) und die in der Regel zugangsbeschränkt sind (d.h. der Private-Equity-Manager „akzeptiert“ nur ausgewählte Investoren für eine Beteiligung). Auch die Identifikation und Auswahl der besten Fondsmanager ist aufwendig und erfordert viel Erfahrung.
   

• Governance-Vorteile: Fonds gehen in der Regel Mehrheitsbeteiligungen bei Ihren Portfoliounternehmen ein. Ein Wertzuwachs wird dann über 5+ Jahre angestrebt und nicht vom klassischen, kurzfristigen Quartalsdenken getrieben.

Für wen steht ein PE-Investment offen?

Bis vor wenigen Jahren mussten Investoren mindestens fünf bis zehn Mio. Euro mitbringen, um sich an einem einzelnen Private-Equity-Fonds zu beteiligen. Für Investoren mit kleineren Allokationszielen blieben nur zwei Alternativen: die Zeichnung spezieller Private-Equity- Dachfonds für Privatanleger oder der Erwerb von Private-Equity-Aktien (sog. „Listed Private Equity“, in der Regel Aktien von börsennotierten Private-Equity-Managern).

Leider erschließen beide Wege nicht das vorteilhafte Risiko/Rendite-Profil geschlossener Private-Equity-Fonds. Dachfonds sind mit einer weiteren Gebühren- und Vertriebskosten- Struktur belastet – diese frisst in der Regel die komplette Überrendite gegenüber Aktien auf. Listed Private Equity ist von Natur aus ein Aktieninvestment – dieses ist börsentäglich handelbar, eine Illiquiditätsprämie gegenüber Aktien wäre somit nicht gerechtfertigt und wurde historisch auch nicht erzielt.
Seit einigen Jahren bietet sich allerdings eine Lösung für interessierte Privatinvestoren: Mehrere Anbieter am deutschen Markt poolen die Investments von Anlegern und erreichen so die hohen Mindestanforderungen der Private-Equity-Manager. Aus regulatorischen Gründen stehen diese Investments in Deutschland Privatanlegern ab 200.000 Euro pro Fonds- Zeichnung zur Verfügung.
Eine weitere Innovation bietet Circle Eleven deutschen Anlegern: Innerhalb eines Zeichnungsrahmens von 200.000 Euro lassen sich mehrere Fonds mit kleineren Stückelungen zeichnen. Damit lässt sich bereits mit dem regulatorischen Mindestzeichnungsbetrag ein diversifiziertes Private-Equity-Portfolio mit mehr als 100 unterliegenden Portfoliounternehmen realisieren. Ein derart breit gestreutes Portfolio hat – basierend auf den historischen Risiko-/Rendite-Parametern – eine Verlustwahrscheinlichkeit (wenn also nach Laufzeitende das eingesetzte Kapital nicht mindestens zurückgezahlt wird) von weniger als 0,3 Prozent.

Fazit

Private Equity ist eine Anlageklasse, die allen Beteiligten nützt: Unternehmen können mit dem gewonnenen Eigenkapital groß werden, Anleger erhalten Renditen, von denen Sparbuchinhaber nur träumen können. Wer sein Geld längerfristig anlegen möchte, findet in Deutschland inzwischen interessante Angebote. Gerade in einer Zeit der Unsicherheit an den Aktienmärkten bietet Private Equity eine Alternative mit begrenztem Risiko und hohen Gewinnchancen. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass die Gebühren fair sind und die Transparenz großgeschrieben wird.

Über den Autor:

Alexander Binz ist Gründungspartner von Circle Eleven (https://circleeleven.com/ und dort für Strategie und Investments verantwortlich. Zuvor war er Geschäftsführer bei Blue Capital.