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So schlagen Sie den Markt

Mit Outperformance-Zertifikaten können Anleger optimal von einer sich fortsetzenden Erholung an den Aktienmärkten profitieren. Weil die Papiere mit dem wohlklingenden Namen auch kleine Zuwächse des Basiswertes in schöne Gewinne verwandeln, müssen die Börsen dafür nicht einmal besonders stark steigen.

BÖRSE am Sonntag

Interessanterweise erkaufen Anleger dieses Plus an Renditechance nicht etwa mit erhöhten Risiken – wie beispielsweise bei Hebelpapieren. Im ungünstigsten Fall – bei Kursverlusten des Underlyings – spiegeln die Papiere am Ende der Laufzeit lediglich die Kursentwicklung des Basiswertes wider. Diese Eigenschaft lässt sich aktuell auch sehr schön nachverfolgen: Der von der European Derivatives Group (EDG) berechnete Outperformance-Index hat beispielsweise im Februar weniger verloren als der EURO STOXX 50. Zwar betrug der Unterschied weniger als 1%, doch für ein Produkt, dass für Hausse-Phasen konzipiert ist, ist laut Deutschem Derivate Verband „ein Gleichstand mit dem Markt in fallenden Märkten schon ein Erfolg“.

Erholung macht Outperformer attraktiv

Der Aufbau ist dabei denkbar einfach. Um ein Outperformance-Zertifikat auf Aktien oder Indizes zu konstruieren, behalten die Emittenten die Dividendenerlöse ein und kaufen damit Call-Optionen auf die zugrunde liegende Aktie (oder Aktien). Je höher die Dividende ausfällt und je länger die Laufzeit, desto mehr Calls können gekauft werden und desto höher ist auch die Partizipationsrate. Die Anzahl der „eingebauten“ Calls hängt aber noch von zwei weiteren Faktoren ab: Zum einen von der Wahl des Basispreises (Strike) des Calls. Dieser definiert, ab welchem Kurs die Partizipation beginnt. Dabei gilt: Je früher diese greift, desto niedriger ist die Partizipationsrate. Zum anderen beeinflusst die Volatilität des Basiswerts den Preis der Call-Optionen. Mit der Erholung an den Börsen ist die Volatilität in den letzten Monaten deutlich gesunken: So sank der VDAX-New – dieser gibt die implizite Volatilität des DAX über 45 Tage in Prozentpunkten an – im vergangenen Jahr um über 55% auf aktuell nur noch 18,5 Punkte. Ein Umstand, der sich positiv auf die Ausstattungsmerkmale von Outperformance-Zertifikaten auswirkt. Denn sinkt die erwartete Schwankungsbreite, werden die benötigten Optionen billiger. Weil dadurch mehr Optionen je Basiswert gekauft werden können, steigt wiederum die Partizipationsrate.

Kontrollierte Offensive

Bei der Emission wird der Strike meist in etwa auf Höhe des aktuellen Aktienkurses festgelegt. Dieser hat die Funktion einer Kursbasis (=100), ab der die Outperformance, also der Mehrertrag gegenüber dem Aktienkurs, gemessen wird. Am Referenztag, rund eine Woche vor Fälligkeit, wird der Schlusskurs mit der Kursbasis verglichen. Notiert die Aktie über der Kursbasis, erhält der Anleger den Startwert zuzüglich eines Outperformance-Betrags zurück. Wie hoch dieser Betrag ausfällt, hängt von der Differenz zwischen Aktienkurs und Basispreis am Bewertungstag sowie der bei Emission festgelegten Partizipationsrate ab. Für die Ermittlung des Outperformance-Betrages wird die Differenz mit der Partizipationsrate multipliziert. Das Schöne daran: Bei Outperformance-Zertifikaten gibt es keine Gewinnobergrenze. Von einem starken Aufwärtstrend des Basiswertes profitiert der Anleger also in vollem Umfang. Ein Beispiel: Mit dem am 18.01.2010 emittierten Outperformance-Zertifikat (WKN: DZ6YBL) der DZ Bank auf Siemens können Anleger auf eine weitere Erholung der deutschen Industrie-Ikone setzen. Die Partizipationsrate des Outperformance-Papiers beträgt 150%, der Basispreis liegt bei 65 Euro. Die Aktie notiert derzeit bei rund 75 Euro und liegt damit deutlich in der Outperformance-Zone. Wer das Papier zum Emissionspreis von 69,75 Euro gekauft hat, kann sich nach nur 11 Wochen über einen Wertzuwachs von 11 Euro beziehungsweise 15,7% freuen. Wer die Aktie direkt gekauft hat, muss sich mit 3% weniger begnügen.

Funktionsweise und Markteinschätzung

Richtig interessant wird es aber erst später. Denn die Partizipationsrate eines Outperformance-Papiers kommt, in der jeweils festgelegten Höhe, erst am Laufzeitende vollständig zum Tragen. Während der Laufzeit baut sich die Hebelwirkung in der Gewinnzone oberhalb des Basispreises erst nach und nach auf. Daraus ergibt sich auch, dass sich die Produkte nicht für kurzfristige Trades eignen. Vielmehr setzt der mittelfristig orientierte Anleger mit Blick auf das Ende der Laufzeit auf einen nachhaltigen Aufwärtstrend des Basiswertes. Weil das Papier am Ende der Laufzeit mindestens zum dann herrschenden Aktienkurs zurückerstattet wird, beschränkt sich der mögliche Nachteil gegenüber einem Direktinvestment auf die entgangene Dividende. Weil es sich dabei um eine relative Betrachtung handelt, bedeutet dies jedoch nicht, dass man mit Outperformance-Zertifikaten keine Verluste machen kann.

Diese Faktoren bestimmen das Risiko

Die Rendite dieser Papiere hängt maßgeblich vom Schlusskurs der zugrunde liegenden Aktie am Referenztag ab. Notiert die Aktie zu diesem Zeitpunkt bei null, erleidet der Investor – wie auch bei einem Direktinvestment – den Totalverlust seines eingesetzten Kapitals.

Daneben spielt für das „downside-risk“ der Kaufkurs eine entscheidende Rolle. Das Risiko steigt, sobald das Zertifikat mehr kostet als die Aktie. Das ist meist dann der Fall, wenn die Aktie während der Laufzeit über den Strike hinaus gestiegen ist und das Zertifikat erst zu diesem Zeitpunkt erworben wird. Nur in diesem Fall können Anleger mehr verlieren als mit dem Direktinvestment. Dieser Zusammenhang gilt beispielsweise im obigen Beispiel: Weil das Zertifikat derzeit mehr kostet als der Basiswert, würde der Inhaber des Zertifikats bei einem Aktienkurs von beispielsweise 60,14 Euro bei Fälligkeit 27% verlieren – der Aktieninhaber lediglich 20%.

Rechnen lohnt sich

Umgekehrt ist der Erwerb eines Outperformance-Zertifikats vor allem dann interessant, wenn der Basiswert nur geringfügig unter dem Basispreis des Zertifikats notiert. Bei Überschreiten dieser Turboschwelle profitieren die Zertifikate nämlich besonders stark. Dies lässt sich beispielsweise an einem ebenfalls am 18.01.2010 emittierten Papier (WKN: DZ6YA5) auf die Münchener Rück zeigen. Bis Ende Februar entsprach der Kurs des Zertifikats, das eine Partizipationsrate von stolzen 200% bietet, mehr oder weniger dem der Aktie. Mit dem Überschreiten des Strikes bei 110 Euro sprang das Outperformance-Produkt jedoch an und lieferte in einem Monat eine Performance von 9% ab, während die Aktie nur 4,9% schaffte. Doch es kommt noch besser: Selbst wenn sich die Aktie bis zum Ende der Laufzeit (17.06.2011) des Zertifikats nicht mehr bewegt, wird das Papier dank dem Outperformance-Mechanismus zu 132 Euro zurückbezahlt. Bezogen auf den derzeitigen Kurs des Derivats von 122 Euro würde dies einer Rendite von rund 8,1% in 14,5 Monaten entsprechen – mithin in etwa der Höhe der zu erwartenden Dividenden. Die Anleger erhalten den Outperformance-Mechanismus also derzeit fast umsonst.

Fazit

Anleger, die von einer Fortsetzung der Erholung an den Aktienmärkten überzeugt sind, können die möglichen Gewinne mit Outperformance-Zertifikaten ohne allzu großes Risiko optimieren. Denn neben der Hebelwirkung, die für die überproportionale Gewinnchance sorgt, bieten diese Zertifikate im Vergleich zu anderen Hebelprodukten den Vorteil, dass sich die Hebelwirkung im Falle von Kursverlusten beim Basiswert in der Regel nicht zum Nachteil des Anlegers auswirken kann. Die Laufzeit des Papiers sollte sich mit dem Anlagehorizont des Anlegers decken.