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Strategisches Potpourri

Strategiezertifikate, die mitunter auch als Performancezertifikate kategorisiert werden, setzen auf bestimmte Strategien, die den Erkenntnissen der Finanzmarktforschung entnommen sind oder sich auf allgemeingültige Analysemethoden stützen. Grundgedanke der Strategiezertifikate ist das Erkennen von bestimmten Marktmechanismen zur Generierung von Überrenditen.

BÖRSE am Sonntag

Strategiezertifikate, die mitunter auch als Performancezertifikate kategorisiert werden, setzen auf bestimmte Strategien, die den Erkenntnissen der Finanzmarktforschung entnommen sind oder sich auf allgemeingültige Analysemethoden stützen. Grundgedanke der Strategiezertifikate ist das Erkennen von bestimmten Marktmechanismen zur Generierung von Überrenditen.

Am bekanntesten dürften wohl Strategiezertifikate sein, die auf spezielle Branchen oder Regionen setzen. Doch es gibt auch Produkte, die andere strategische Schwerpunkte setzen. Das Procedere muss man sich wie folgt erklären: Aus einer Gesamtheit von Aktien werden in bestimmten zeitlichen Abständen Aktien gewählt, die ein vorher festgelegtes Kriterium erfüllen. Solche Kriterien können beispielsweise die Marktkapitalisierung eines Unternehmens, die Gewinnentwicklung oder ein günstiges Kurs- Gewinn-Verhältnis (KGV) betreffen. Auch eine Unterscheidung in technische und fundamentalanalytische Faktoren erfolgt. Fundamentalanalytische Aspekte generieren sich aus den Bilanzen des jeweiligen Unternehmens, die ihre Grundlage im Gewinnwachstum oder in der Dividendenrendite haben. Technische Kriterien ergeben sich aus Chartanalyse und der technischen Analyse. Hierzu gehören die Relative Stärke, das Momentum oder spezielle Kurssignale.

Fundamentalanalyse kontra Chartanalyse

Manche Strategiezertifikate beruhen ausschließlich auf einem solchen Handelssystem, das sich der technischen Analyse bedient. Die Signale und die Filter werden konsequent umgesetzt. Eventuelle Subjektivität von Analysten und Experten werden nicht berücksichtigt. Für den Privatanleger wäre es gänzlich unmöglich, sich selbst ein Handelssystem aufzubauen, denn es bedarf eines ausgefeilten Analysesystems. Ein möglicher Nachteil liegt auf der Hand: Strategiezertifikate, die ausschließlich auf solchen technischen Handelssystemen basieren, sind riskant, da fundamentalanalytische Erwägungen wie die Ertrags- und Finanzlage eines Unternehmens nahezu vollständig ausgeblendet werden. Eine technische Analyse kann auch nur dann als ausgereift gelten, wenn sie eine Vielzahl komplex miteinander verknüpfter Kriterien berücksichtigt. Im Gegensatz dazu sieht die Fundamentalanalyse ihren Nukleus in verschiedenen Bilanzkennzahlen und zusätzlichen Berechnungen, um von der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage eines Unternehmens Renditeerwägungen abzuleiten. Neben klassischen Kennzahlen wie Eigenkapital-, Gesamtkapital- und Umsatzrentabilität, Cashflow, EBIT und anderen gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, die Bilanz eines Unternehmens systematisch auszuwerten. Die Fundamentalanalyse wird von vielen Experten als die Allzweckwaffe der Aktienanalyse angesehen; sie hat aber mitunter den entscheidenden Nachteil, dass alle verfügbaren Kennzahlen vergangenheitsorientiert sind und über die aktuelle Situation eines Unternehmens nur wenig aussagen.

Die Value-Strategie

Unter Value Investing versteht man eine Investition in Substanzwerte; diese haben eine hohe Eigenkapitalbasis. Die Grundidee des Value Investing basiert darauf, dass sich die Aktien am besten entwickeln, die am niedrigsten bewertet sind. Wenn die Kapitalmärkte funktionieren, dann werden diese Aktien früher oder später korrekt eingestuft und den Bewertungsrückstandaufholen. Eine niedrige Bewertung kann sich in einem günstigen Kurs-Gewinn-Verhältnis oder einer hohen Dividendenrendite ausdrücken. Hohe Dividendenausschüttungen sprechen für einen großen Erfolg, vor allem wenn sie langfristig erwirtschaftet wurden. Überdurchschnittliche Dividendenrenditen wirken zudem als Puffer gegen mögliche Kursverluste. Mit der Value-Strategie lassen sich Studien zufolge Vergleichsindizes schlagen.

Die Growth-Strategie

Growth Investing konzentriert sich auf sogenannte Wachstumswerte, die einerseits durch ein hohes und dynamisches Gewinnstreben und andererseits durch eine starke Marktexpansion gekennzeichnet sind. Dieser Ansatz beruht auf der Annahme, dass Aktien mit dem höchsten Gewinnwachstum am stärksten steigen werden. Auch die Growth-Strategie, die auf wachstumsstarke Aktien ausgerichtet ist, kann eine Outperformance gegenüber der Benchmark erzielen. Obwohl es für den Laien widersprüchlich erscheint, wenn sowohl die Growth- als auch die ihr entgegensetzte Value-Strategie ihre Benchmarks als Vergleichsmaß übertreffen können, so ist die Erklärung für dieses Paradoxon relativ einfach: Während Substanzaktien vor allem in börsenschwachen Perioden und bei einer Seitwärtstendenz eine überdurchschnittliche Performance erwirtschaften, toppen Wachstumsaktien ihren Vergleichsindex vor allem in ausgeprägten Boomphasen. Wachstumswerte findet man bevorzugt im Technologiesektor.

Die Dividendenstrategie

Die Dividendenstrategie beruht auf der Erkenntnis, dass Unternehmen, die eine vergleichsweise hohe Dividende ausschütten, auch langfristig eine bessere Performance generieren. Bei gleichem Kursniveau zweier Aktien ist jene lukrativer, die eine höhere Dividende ausschüttet, da der Anleger dadurch eine zusätzliche Rendite erhält. Die Dividendenstrategie wird folgendermaßen umgesetzt: Der Anleger kauft Aktien mit einer hohen Dividendenrendite; wenn der Kurs der Aktie ansteigt, sinkt allmählich die Dividendenrendite, da sich die Relation des Aktienkurses zu den Dividendenausschüttungen verändert. Wenn die Dividendenrendite erheblich gesunken ist, wird das Papier abgestoßen und eine neue Aktie mit hoher Dividendenausschüttung gekauft.

Technisch orientierte Strategien

Die technische Analyse untersucht wie beschrieben die Verläufe von Aktienkursen anhand von Charts, speziellen Signalen und Indikatoren. Der Chart stellt den Kursverlauf einer Aktie, eines Index oder ganz allgemein eines Wertpapiers grafisch dar. Die Chartanalyse beruht auf gewissen grundsätzlichen Erwägungen und Annahmen. Ein entscheidender Grundgedanke ist die Vorstellung, dass sich in den Kursen alle verfügbaren Informationen und Einflussfaktoren komplett widerspiegeln. Die zweite Annahme, die der Chartanalyse zugrunde liegt, ist die Vision, dass alle Kurse Trends entwickeln, deren Dynamik, Verlauf und Ausdehnung man anhand komplexer Berechnungen und Indikatoren ermitteln kann. Die technische Analyse lässt sich in unterschiedliche Konzeptionen untergliedern: Neben der Trendanalyse gibt es die Formationsanalyse und weitere komplexe Indikatoren, die zusätzlich Widerstands- und Unterstützungslinien sowie das Handelsvolumen berücksichtigen. So gibt es beispielsweise Indikatoren, die ermitteln, ob eine Kursentwicklung einem Trend gleicht. Eine weitere Kategorie von Indikatoren analysiert die Veränderungsraten von Kursreihen und ermittelt Übertreibungssituationen, wenn der Markt extrem bullish oder bearish ist. Diese Indikatoren werden auch als Oszillatoren bezeichnet; zum Beispiel der Momentum- oder der Stochastik-Indikator. Die meisten auf der technischen Analyse beruhenden Zertifikate bedienen sich des Momentums, d.h. der Kursdynamik einer Aktie.

FAZIT

Die Konzepte von Strategiezertifikaten sind mannigfaltig. Gleichfalls gilt, dass für den geneig-ten Anleger die Theorien der Fundamentalanalyse leichter zu verstehen sind. Um technisch orientierte Ansätze in toto verstehen zu können, müssen Investoren schon etwas tiefer in die Materie eintauchen. Das spricht aber keineswegs gegen diese Herangehensweise. Vielmehr liegt mitunter die „richtige“ Strategie in einem Mix der beiden Annahmen.