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Zwei US-Tech-Stars mit starken Zahlen

Während Facebook gewohnt rasant wächst, setzt Microsoft seine beeindruckende Aufholjagd weiter fort. An der Börse steigen die Kurse der US-Konzerne kräftig mit. Beide Tech-Giganten eröffnen damit einmal mehr den Kampf mit Apple und Alphabet um die Marktkapitalisierungskrone von Morgen.

BÖRSE am Sonntag

Während Facebook gewohnt rasant wächst, setzt Microsoft seine beeindruckende Aufholjagd weiter fort. An der Börse steigen die Kurse der US-Konzerne kräftig mit. Beide Tech-Giganten eröffnen damit einmal mehr den Kampf mit Apple und Alphabet um die Marktkapitalisierungskrone von Morgen.

MICROSOFT

Mit Blick auf die Aktie von Microsoft kann man durchaus und ohne Übertreibungen von einer beeindruckenden Rally sprechen. Zu Beginn des Jahres 2013 war das Papier gerade einmal 28 US-Dollar wert. Nach einer Kurssteigerung von mehr als 240 Prozent sind es nun 95,50 Dollar. Experten, Analysten, Banker, ja beinahe ein jeder hatte Bill Gates Lebenswerk damals jedoch für die Herausforderungen der Zukunft als nicht mehr genügend konkurrenzfähig erachtet. Die Entwicklung des Smartphones hatte man von Anfang an verschlafen und das einst so stolze Windows-Betriebssystem steckte in der Krise. Der neue große Stern am amerikanischen Technologiehimmel war Apple. Und der überstrahlte damals alles, auch und ganz besonders Microsoft. Mit den Kurssprüngen des Silicon Valley-Stars konnte man nicht mithalten.

Doch nun, fünf Jahre später, zeigt sich: Während eine breite Öffentlichkeit den Microsoft-Stern verglühen sah, schmiedete Satya Nadella, der 2014 den CEO-Posten des Gates-Konzerns übernahm, in guter Ruhe an der Microsoft-Neuaufstellung. Und die nun veröffentlichten Zahlen zum zweiten Geschäftsquartal zeigen einmal mehr deutlich: Nadella hat Microsoft als jungen, neustrukturierten und hellleuchtenden Stern zurück ans Firmament geschossen.

Aufgrund der US-Steuerreform müssen die Amerikaner zwar mit einem Quartalsverlust in Höhe von 6,3 Milliarden Dollar leben, hierbei handelt es sich aber eben nur um einen Einmaleffekt und langfristig dürfte die Reform Großkonzernen wie Microsoft eher höhere als niedrigere Gewinne bescheren. Ohne die Belastung hätte Microsoft 7,5 Milliarden Dollar verdient. Das wären 96 Cent je Aktie gewesen und damit deutlich mehr als von Analysten zuvor erwartet. Der operative Gewinn stieg derweil um zehn Prozent auf 8,7 Milliarden Dollar, der Umsatz legte um zwölf Prozent auf 28,9 Milliarden Dollar zu.

Mit einem Plus von 56 Prozent auf 5,3 Milliarden Dollar stiegen vor allem in dem von Nadella forcierten Cloud-Geschäft die Umsätze kräftig an. Im Feld der Cloud für Unternehmen legten die Umsätze gar um 98 Prozent zu. Capital-Markets-Analyst Brent Bracelin glaubt den Markt mit einem derzeitigen Volumen von 106 Milliarden 2022 bei insgesamt 300 Milliarden Dollar. Und Microsoft entwickelt sich immer mehr zu einem der großen Marktführer. Mit einem Wachstum von mehr als 40 Prozent überzeugte auch die Office-Sparte. Selbst im klassischen Computergeschäft mit seinen weiterhin niedrigen Margen stiegen die Umsätze leicht. An der Börse ist Microsoft inzwischen 732 Milliarden Dollar wert. Kann der Konzern Anlegern weiterhin solch glänzende Zahlen präsentieren, scheinen Google mit 763 und Apple mit 853 Milliarden Dollar nicht mehr uneinholbar. Und wer weiß, vielleicht ist es am Ende Microsoft, das als erstes Unternehmen an der Börse die Eine-Billion-Dollar-Grenze knacken kann.

FACEBOOK

Von dieser Grenze ist Mark Zuckerberg mit Facebook noch ein gutes Stück weit entfernt. Dennoch meldet der Social-Network-Krösus mit einmal mehr hervorragenden Quartalszahlen und einem Kursanstieg von fast 50 Prozent auf Jahressicht durchaus Ansprüche auf den Marktkapitalisierungsthron an. 555 Milliarden Dollar ist Facebook an der Börse inzwischen wert. Und während Apple und Alphabet zuletzt mit der ein oder anderen Kursschwankung zu kämpfen hatten und trotz ebenfalls starker Quartalszahlen nicht recht von der Stelle kommen wollen, dürfte der Facebook-Chart beinahe so etwas sein, wie der Traum eines jeden Anlegers. Nach kurzen Startschwierigkeiten im Zuge des Börsengangs, steigt das Facebook-Papier seit Mitte 2013 kontinuierlich an und befindet sich durch zwar langsame, dafür aber umso sicherer wirkender Schritte in Richtung immer neuer Rekordhochs charttechnisch weiterhin in einem mehr als intakten Aufwärtstrend. Nach Bekanntgabe der Zahlen stand ein Plus von mehr als drei Prozent zu Buche.

Ähnlich dem Chart verhält es sich auch mit den Umsatz- und Gewinnzahlen des Zuckerberg-Konzerns. Im abgelaufenen Geschäftsquartal erlöste Facebook 13 Milliarden Dollar, 47 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Gewinn stieg gleichzeitig um 20 Prozent auf 4,3 Milliarden Dollar. Und das trotz Rückstellungen in Höhe von zirka zwei Milliarden im Zuge der US-Steuerreform. Das entspricht 1,44 Dollar je Aktie. Ohne die Rückstellungen wären es sogar 2,21 Dollar gewesen. JP-Morgan Analyst Douglas Anmuth hob sein Kursziel sogleich von 230 auf 242 Dollar an, erhöhte seine Gewinnprognosen für 2018 und 2019 und empfiehlt die Aktie klar zum Kauf.
Facebook profitiert weiterhin vor allem von dem boomenden Geschäft mit Online-Werbung. Die Kalifornier schlagen daraus Kapital, wie sonst kaum ein anderer. Das Anzeigevolumen stieg im vergangenen Quartal um mehr als 80 Prozent. Nicht zuletzt dank der sich stark entwickelnden Tochter Instagram. Geht es nach den Experten von E-Marketer dürfte sich Facebook im laufenden Jahr mehr als 24 Prozent des wohl 180 Milliarden Dollar schweren mobilen Werbemarktes sichern. Damit läge man im weltweiten Vergleich auf Rang zwei, müsste sich nur Alphabet/Google geschlagen geben.

Neben Erlösen und Erträgen stiegen auch die Nutzerzahlen im Jahresvergleich um 14 Prozent auf nun 2,13 Milliarden. 1,4 Milliarden Menschen nutzen das soziale Netzwerk täglich, 32 Millionen mehr als noch im Quartal zuvor. Allerdings darf dieser Anstieg nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Wachstumsraten hier allmählich abschwächen. Hinzu kommt, dass die Nutzer im letzten Quartal erstmals und insgesamt fünf Prozent weniger Zeit auf Facebook verbrachten. Glaubt man Zuckerberg, ist das allerdings kein Grund zur Sorge.
„Wir haben uns dazu entschieden Nutzern weniger Werbung anzuzeigen, um sicher zu gehen, dass sie ihre Zeit gut und sinnvoll auf Facebook verbringen. Wir wollen, dass Facebook nicht einfach nur Spaß ist, sondern auch einen positiven Beitrag zur Gesellschaft leistet.“, sagte der Gründer im Rahmen der Zahlenveröffentlichungen. Nutzer sollten nicht einfach nur passiv konsumieren, Facebook sei dazu da Beziehungen aufzubauen, so Zuckerberg weiter. Auch wenn dies nun dazu geführt hätte, dass die Menschen 50 Millionen Stunden weniger in dem Netzwerk verbracht hätten, langfristig werde sich die Entscheidung positiv auf Facebook auswirken.
Ob das die Aktionäre überzeugen kann, darf als fraglich gelten.

Doch solange Umsätze und Gewinne weiter so rasant steigen, scheint es nicht mehr als eine Randnotiz. So darf auch nicht vergessen werden, dass Facebook nicht gleich Facebook ist. Mit Instagram und WhatsApp gehören zwei weitere Schwergewichte zu Zuckerbergs Imperium. Allein Instagram konnte seine Nutzerzahlen von 40 Millionen im Jahr 2012 – also dem Zeitpunkt als es Zuckerberg für gerade einmal eine Milliarde Dollar kaufte – auf inzwischen 800 Millionen steigern. Mit Facebook, Instagram, WhatsApp und dem Facebook-Messenger hat der Konzern zudem vier Apps unter den zehn nach Downloadzahlen beliebtesten Smartphone-Applikationen. Facebook als Gesamtkonzern scheint damit präsent wie nie zuvor. OG