Startups starten wieder durch
Nach monatelanger Talfahrt kehrt die Startup-Schmiede Rocket Internet wieder auf die Siegerstraße zurück. Ein neues „Einhorn“ im Portfolio und ein geplanter Börsengang lassen die Zuversicht zurückkehren – insbesondere die der Anleger. Auf dem US-Markt macht derweil AirBnB vor, wie eine richtig große Rakete gezündet wird.
Nach monatelanger Talfahrt kehrt die Startup-Schmiede Rocket Internet wieder auf die Siegerstraße zurück. Ein neues „Einhorn“ im Portfolio und ein geplanter Börsengang lassen die Zuversicht zurückkehren – insbesondere die der Anleger. Auf dem US-Markt macht derweil AirBnB vor, wie eine richtig große Rakete gezündet wird.
Mit großen Vorschusslorbeeren ist die deutsche Startup-Schmiede Rocket Internet im Oktober vergangenen Jahres an die Börse gegangen. Die Unternehmensstrategie ist dabei einfach: Man investiert Geld in eigene Startups, die wiederum meist schon funktionierende Geschäftsmodelle kopieren und international etablieren. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Direkt nach Handelsbeginn konnte die Aktie kräftig zulegen. Über 60 Euro war das Papier zeitweise wert. Anleger konnten bis dato mit ihrem Kauf zufrieden sein. Allerdings nur, wer rechtzeitig den Absprung geschafft hat.
Denn ab Februar ging es für die deutsche Rakete in den Sturzflug. Immer mehr Anleger entzogen dem Risikokapitalgeber für Startup-Unternehmen das Vertrauen und schickten die Aktie in den Keller. Besonders in den vergangenen drei Monaten gewann der Abwärtstrend noch einmal an Fahrt. Die Aktie büßte fast die Hälfte ihres Werts ein: Von 40 Euro im Juni lag die Aktie im August bei nur noch 22 Euro.
Unternehmenswert mehr als vervierfacht
Doch die jüngste Entwicklung zeigt, wie schnell sich das Blatt bei Startups wenden kann. Rocket Internet lebt in erster Linie von der Hoffnung auf zukünftige Gewinne. Noch keines der rund 50 Unternehmen, an denen der Konzern der Samwer-Brüder beteiligt ist, wirft derzeit Profit ab. Rocket hat daher einen hohen Cashbedarf. Mit dem jüngsten Coup hat man sich jetzt aber wieder Luft verschafft.
Im Fokus steht dabei der Lebensmittel Lieferdienst HelloFresh. Der Konzern versendet sogenannte Kochboxen samt Zutaten und Rezepten. Kunden können sich auf diese Weise sowohl den Einkauf als auch die Ideensuche sparen. Rocket hält fast 60 Prozent an dem Unternehmen. Gewinn kann allerdings auch dieses Startup nicht vorweisen: Im vergangenen Jahr erwirtschaftete das Unternehmen rund 70 Millionen Euro Umsatz und machte dabei nach eigenen Angaben vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen knapp zwölf Millionen Euro Verlust.
Dennoch zieht das Geschäftsmodell offenbar Investoren an. In der jüngsten Finanzierungsrunde sammelte HelloFresh knapp 75 Millionen Euro ein. Investor und Fondsanbieters Baillie Gifford, der bereits an Rocket Internet beteiligt ist, stieg in das vier Jahre alte Startup ein und sicherte sich knapp 3 Prozent. Resultat war eine immense Wertsteigerung des Unternehmens: Es wird nun mit 2,6 Milliarden Euro bewertet. Damit konnte HelloFresh seinen Wert seit Februar dieses Jahres nicht nur mehr als vervierfachen, sondern ist auch in der Gruppe der sogenannten „Unicorns“ angekommen. So werden Startups bezeichnet, die über eine Milliarde Dollar wert sind.
Börsengang im Herbst
Profiteur von der immensen Wertsteigerung war nicht zuletzt Rocket Internet. Die Anteile der Startup-Schmiede an HelloFresh sind mit einem Schlag mehr als doppelte wert. Der Portfoliowert stieg von 0,4 auf 1,1 Milliarden Euro. Anleger zeigten sich dementsprechend kauffreudig. Im Handelsverlauf am Donnerstag stieg der Wert der Aktie von Rocket Internet um knapp 15 Prozent auf über 25 Euro. Rocket ist damit an der Börse rund 4,25 Milliarden Euro wert.
Weiterer Rückenwind für die Aktie könnte jetzt im Herbst folgen. Im Zusammenhang mit dem Einstieg von Baillie Gifford bestätigte HelloFresh erstmals auch seine Börsenpläne. Schon im Oktober oder November soll es soweit sein. Dafür spricht auch, dass der ehemalige Merrill-Lynch Managing Director Christian Gärtner als neuer Finanzchef von HelloFresh gewonnen werden konnte. Laut Analyst Jochen Reichert von Warburg Research verfüge Gärtner über ein umfangreiches Netzwerk und habe schon viele Börsengänge begleitet. HelloFresh wäre das erste Startup das Rocket Internet nach seinem eigenen Börsengang an den Kapitalmarkt bringen würde.
AirBnB treibt Professionalisierung voran
Dass das Startup-Business hierzulande dennoch in den Kinderschuhen steckt, zeigt der Blick nach Nordamerika ins Silicon Valley. Dort ist der Startup-Hype zwar etwas abgeflaut, aber dennoch mehr als präsent. Insbesondere die vorbörslichen Finanzierungsrunden treiben die Preise für Startups weiter in die Höhe. Größter Profiteur ist neben dem Fahrdienstleister Uber aktuell der Wohnungsvermieter AirBnb. Immer wieder wird daher über einen möglichen Börsengang spekuliert. Angesetzter Wert des Unternehmens bei Handelsstart: 25 Milliarden Dollar.
AirBnB vermittelt Wohnungen von privaten Vermietern an Urlauber aus der ganzen Welt und kassiert dafür eine Gebühr. Durch die im Vergleich zu Hotels deutlich günstigeren Preise hat AirBnB für sich einen immensen Wachstumsmarkt erschlossen. So hat das Unternehmen nach eigenen Angaben allein in diesem Sommer über 17 Millionen Gäste vermittelt. Damit stiegen die Buchungen über AirBnB in den vergangenen fünf Jahren um das 353-Fache. Zudem wird wohl auch die Bestmarke von 30 Millionen Buchungen im Jahr 2014 in diesem Jahr geknackt werden können.
Pariser fürchten AirBnB-Touristen
RS