Telekom: Die Renaissance der Volksaktie
In den letzten vier Wochen wurde in Deutschland keine Aktie so viel gehandelt wie die einstige Volksaktie. Das Telekom-Papier, das vor einigen Wochen noch als spießiger Langeweile-Wert betrachtet wurde, startet seit Beginn des Jahres durch. Im letzten Monat hat die T-Aktie rund 18 Prozent an Wert zugelegt. Auf einem so hohen Niveau wie momentan war der Aktienkurs seit 2005 nicht mehr.
In den letzten vier Wochen wurde in Deutschland keine Aktie so viel gehandelt wie die einstige Volksaktie. Das Telekom-Papier, das vor einigen Wochen noch als spießiger Langeweile-Wert betrachtet wurde, startet seit Beginn des Jahres durch. Im letzten Monat hat die T-Aktie rund 18 Prozent an Wert zugelegt. Auf einem so hohen Niveau wie momentan war der Aktienkurs seit 2005 nicht mehr.
Der Vorstandsvorsitzende Timotheus Höttges der seit 1995 privatisierten Deutschen Telekom nimmt gerne die Rolle eines Oppositionspolitikers ein. Für Europas größtes Telekommunikationsunternehmen entfacht er des Öfteren politische Diskurse. So plädierte der Telekom-Chef kürzlich für lockerere Regeln bei der Nutzung von Big Data. Die Gesetze zur Erfassung und Verwertung von großen Datenmengen seien in Europa zu verschieden. Mit uneinheitlichen Regeln würde der Kontinent sich selbst ausbremsen und den Anschluss an die USA weiter verlieren. Big Data könne in den nächsten Jahren viele Arbeitsplätze in Europa schaffen, erklärte Höttges.
Und genau dies demonstriert er mit einem strategischen Bündnis. Nach dem Beginn der Partnerschaft Siemens im Oktober 2014 – wir berichteten am 2. November 2014 – ging die Deutsche Telekom nun mit der Konkurrenz aus den USA, General Electric, eine Kooperation ein. Während das Forschungsbündnis mit Siemens noch etwas allgemeiner zum Thema Digitalisierung und Industrie 4.0 ins Leben gerufen wurde, möchten sich die Bonner jetzt zusammen mit GE konkreter der Energiewende widmen. Dazu möchten die beiden Unternehmen im Verbund die Stromnetze verbessern. GE bringt dazu das Know-how für Energienetze ein, Telekom die Expertise zum Sammeln und Verarbeiten von Massendaten und sichere Rechenzentren in Deutschland.
Frequenzen und Flächendeckung
In der nächsten Woche entscheidet sich ein Bieterstreit um polnische LTE-Frequenzen. Neben der Deutschen Telekom wollen Orange SA und Cyfrowy Polsat SA die Vorherrschaft für den schnellen mobilen Internetzugang in Polen erringen. Die polnische Telekommunikationsbehörde erhofft sich von dieser Auktion mindestens 1,6 Milliarden Zloty, rund 380 Millionen Euro. Analysten schätzen die Gebote der Unternehmen für weitaus höher.
Eine ähnliche Auktion in noch größerem Stil steht in den nächsten Monaten auch hierzulande an. Die Umstellung vom digitalen Antennenfernsehen DVB-T auf eine neue Version, die auch Programme in hoher Auflösung übertragen kann, bringt freie Frequenzplätze mit sich. Diese sollen laut einem Regierungsbeschluss von dieser Woche nun für den Mobilfunk bereitgestellt werden. Bundeskanzlerin Angela Merkel kündigte die Versteigerung der Frequenzen für das erste Halbjahr 2015 an. Die Einnahmen daraus möchte Deutschland in den Breitbandausbau investieren. Demnach plant die Bundesregierung bis zum Jahr 2018 eine flächendeckende Versorgung mit Breitbandanschlüssen von mindestens 50 Megabit pro Sekunde.
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Bei dem Wort „flächendeckend“ gehen allerdings die Bedeutung und die tatsächliche Umsetzung nach Meinung vieler Kommunen auseinander. So gingen in den letzten Monaten zahlreiche Beschwerden bei der Bundesnetzagentur ein, die die großen Betreiber wie die Deutsche Telekom an den Pranger stellen. Demnach bekundete die Telekom erst Interesse an einigen ländlichen Gebieten nachdem regionale Initiativen dort das Heft in die Hand nehmen wollten. Einem nichtstaatlichen Unternehmen könnte man nicht vorwerfen nur gewinnmaximierend zu handeln und nur in wirtschaftlich lukrative Regionen zu investieren. Aber eine Deutsche Telekom, die zu über 30 Prozent dem deutschen Staat gehört, muss sich mit dieser Kritik auseinandersetzen. Ebenso wie die Politik, die den Bürgern Breitbandnetze verspricht.
Telekom verkauft britische Tochter
Das Joint-Venture zusammen mit dem französischen Anbieter Orange wird nun in britische Hände übergeben. Zusammen hatten die beiden Unternehmen 2009 den Mobilfunkanbieter Everything Everywhere (EE) ins Leben gerufen. Nun wurde der Marktführer in Großbritannien an BT (früher: British Telecom) verkauft. Orange bekommt 3,4 Milliarden Pfund (rund 4,6 Milliarden Euro) bar ausgezahlt und behält eine vierprozentige Beteiligung. Die Deutsche Telekom hingegen lässt sich ihren Anteil in Aktien auszahlen und wird mit den zwölf Prozent größter BT-Anteilseigner.
Branchenexperten halten diesen Teilausstieg für eine gute Lösung. Analyst Wolfgang Donie der NordLB lobt die Weitsicht des Bonner Konzerns bei dieser Maßnahme und hebt hervor, dass die Telekom damit eine Grundlage geschaffen habe, um auch künftig mit der britischen BT Group zusammenarbeiten zu können. Gleichzeitig hob er das Kursziel auf 18 Euro an. Momentan steht das Papier knapp unter der 16-Euro-Marke.
In zwei Wochen findet in Bonn der Kapitalmarkttag statt, an dem die Deutsche Telekom auch ihre Gesamtjahresergebnisse für 2014 präsentiert. Ebenso wird dort die Dividende beschlossen. Diese ist traditionell eine Stärke der T-Aktie und wird wohl auch in diesem Jahr die Augen des einen oder anderen Aktionärs glänzen lassen. 50 Cent Dividende werden pro Aktie erwartet. Bei aktuellem Kurs entspräche das einer Ausschüttungsrendite von gut drei Prozent.
Fazit
Die T-Aktie ist momentan sehr gefragt bei Anlegern. Der Kurs ging in den letzten Wochen kräftig nach oben. CEO Höttges legt sich für mehr Freiheiten für die Branche und seinen Konzern gerne mit der Politik an. Umgekehrt wird er aber auch für die merkwürdige Auslegung des Wortes „flächendeckend“ kritisiert. Die Aufgabenbereiche der Deutschen Telekom haben sich seit dem Börsengang 1996 stark verändert, das Aktionärsinteresse erlebt aber eine kleine Renaissance.
WCW