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Telekom-Aktien: Schon wieder zu teuer?

Für Anleger sind die Titel des deutschen Kommunikationskonzern seit einiger Zeit eine helle Freude. Niedrige Zinsen, gute Geschäfte und Sondereffekte trieben den Kurs. Doch ist die Aktie jetzt nicht zu hoch bewertet?

BÖRSE am Sonntag

Für Anleger sind die Titel des deutschen Kommunikationskonzern seit einiger Zeit eine helle Freude. Niedrige Zinsen, gute Geschäfte und Sondereffekte trieben den Kurs. Doch ist die Aktie jetzt nicht zu hoch bewertet?

Seit zwei Jahren ist die Telekom Aktie ein großer Spaß für ihre Anleger. Binnen 24 Monaten konnte das Papier einen Kursgewinn von satten 87 Prozent verbuchen – und zählt damit zu den erfolgreichsten DAX-Werten überhaupt. Der deutsche Marktführer der Telekommunikationsbranche gehört mit einer Marktkapitalisierung von nunmehr 77 Milliarden Euro zu den Marktschwergewichten. Der Konzern erwirtschaftete damit einen beeindruckenden Buchwertgewinn von knapp 67 Milliarden Euro in nur zwei Jahren. Beachtlich ist diese Bilanz auch im Vergleich zu direkten Konkurrenten: Vodafone zum Beispiel konnte im gleichen Zeitraum nur gut ein Kursgewinn von 21 Prozent verbuchen. Der spanische Konkurrent Telefonica brachte es an der Börse auf ein Plus von 35 Prozent.

Nun fragen sich viele Anleger, ob diese Kursexplosion weiter gehen kann oder ob die Aktie nicht schon überbewertet ist. Analyst Dominik Klarmann von der britischen  Investmentbank HSBC ist optimistisch und stuft die Deutsche Telekom mit einem Kurziel von 19,60 Euro auf „Buy“ ein. Viele Analysten sehen die Deutsche Telekom als einen großen Gewinner der Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank. Durch den großen Schuldenberg von gut 40 Milliarden Euro sind niedrige Zinsen für den Bonner Konzern Gold wert. Die Bilanz wird dadurch jedes Jahr in Milliardenhöhe entlastet.

Aber auch das Kerngeschäft laufe erfreulich, betont die Fraktion der zuversichtlichen Analysten. So konnte die Telekom in Deutschland die Mobilfunkanschlüsse auf 40 Millionen steigern. In der Telekommunikationsbranche sei die Telekom als fünftgrößtes Unternehmen weltweit gut aufgestellt ist. Der 2014 erreichte Gewinn pro Aktie von 0,54 Euro war so hoch wie seit sieben Jahren nicht mehr. Der Vorstandsvorsitzende Tim Höttges gibt sich angesichts der starken Zahlen nicht gerade bescheiden. „Wir haben das schlau gemacht." Eindrucksvoll sei, wie sich der Umsatz verbessert habe. „Wir mussten uns die Augen reiben, eine solche Entwicklung haben wir lange nicht mehr gesehen", sagt er über das abgelaufene Geschäftsjahr. An Selbstbewusstsein mangelt es auch von offizieller Unternehmensseite nicht, die Deutsche Telekom hat als Ziel eine Verdopplung des Gewinns bis 2018 ausgegeben. Nach der bisherigen Entwicklung scheint dies allerdings durchaus möglich, meinen einige Analysten. 


Trotzdem gibt es auch die kritischen Stimmen. Vor allem das USA-Geschäft mit der Unternehmenstochter T-Mobile USA wirft Fragen auf. Die Deutsche Telekom versucht den Tochterkonzern seit geraumer Zeit zu verkaufen, doch die Verkaufsverhandlungen mit dem US-Satellitenfernseh-Anbieter Dish geraten ins stocken und drohen zu scheitern. Die Telekom hatte sich hier einen hohen Verkaufspreis erhofft. Immerhin laufen die Amerika-Geschäfte gut – im achten Quartal in Folge konnten mehr als eine Millionen Neukunden gewonnen werden. Unsicherheiten gibt es im Mexiko-und Kanada-Geschäft, hier setzt die Telekom auf eine aggressive Preisstrategie. Überschattet werden die Aussichten auch von drohenden Lizenzkosten. Da das US-Geschäft einen großen Anteil am Unternehmenserfolg hat und die Zukunft zudem von Währungsschwankungen beeinflusst ist, sehen Analysten wie Paul Marsch von der Privatbank Beerenberg keine rosarote Zukunft voraus. Entsprechend stufte Marsch das Kursziel auf zwölf Euro herunter. Ist also das Telekom-Papier doch schon wieder zu teuer? 


Die Frage scheint berechtigt, denn auch bei einer anderen Auslandstochter der Telekom mehren sich die Fragezeichen: Durch den 40 prozentigen Anteil an Griechenlands größten Telekommunikationsunternehmens OTE ist die Aktienentwicklung der Telekom auch ein Stück weit am Verbleib Griechenlands in der Euro Zone gekoppelt. Hieraus ergibt sich ein dauernder Unsicherheitsfaktor. Auch das vergleichsweise hohe Kurs Gewinn Verhältnis von mehr als 20 macht manche Investoren skeptisch. Die guten Zahlen des Unternehmens scheinen sich schon jetzt im Aktienkurs widerzuspiegeln und seien für die nächste Zeit kein Kurstreiber mehr, beschreibt darum Analystin Heike Pauls der Commerzbank die das Kurziel der Telekom auf 16 Euro herunterstuft. Worauf sich die Aktionäre allerdings beständig verlassen können, ist eine stabile Dividendenauszahlung. Von Unternehmensseite ist zu hören, dass 50 Cent Dividende pro Aktie die garantierte Untergrenze bleiben. Das macht bei einem derzeitigen Kurs von rund 17 Euro eine Dividende von gut drei Prozent, was im Vergleich mit anderen DAX-Werten und vor allem mit den Renditen festverzinslicher Papiere oder solider, konservativer Zertifikate überdurchschnittlich hoch ist. Außerdem konnte die Telekom auch in turbulenten Zeiten die Dividende in der Vergangenheit immer gewährleisten.

Ob die Deutsche Telekom den Rückenwind der starken Entwicklungen im Unternehmen und die Vorzüge der Nullzinspolitik auch im Aktienkurs weiter in Gewinne ummünzen kann, bleibt aufgrund der offenen Amerika-Story eher ungewiss. Als ein positives Signal kann gewertet werden, dass große institutionelle Anleger aus dem angelsächsischen Raum, allen voran Black Rock, den Titel in ihr Portfolio genommen haben. Sie sehen die Telekom in einem globalen Wachstumsmarkt unterwegs und freuen sich nebenbei über die hohe Dauerdividende.

VAL