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Teufelstanz an den Börsen

Noch ist der Karneval nicht vorbei. Die Teufelsmasken dominieren, und unter den Kostümen stecken Bären. Die Dax-Anleger bleiben höchst nervös. Nach dem gestrigen Sturz unter 9000 Punkte lassen sie den Dax auch heute wieder tief ins Minus fallen. Nahezu zwei Prozent Verlust - erneut!

BÖRSE am Sonntag

Der DAX kämpft am Rosenmontag lange gegen den Sturm, doch zum Börsenschluss riss er die 9.000-Punkte-Marke. Am Dienstag dasselbe Schauspiel: zunächst ein Ringen um die Kurse der Vortage, und dann wieder der Absturz. Der Negativtrend der letzten Wochen hat sich damit sogar noch verstärkt und droht, sich endgültig zum Crash auszuweiten.

Die Sorgen um die globale Konjunkturentwicklung lässt die Anleger nicht los. Der Dax konnte zwar im Plus starten, doch bereits nach wenigen Minuten ging ihm die Luft aus. Am Nachmittag vergrößerten sich dann die Verluste. Mittlerweile wirkt sich die schwächelnde Weltwirtschaft auch auf die deutsche Industrieproduktion aus, die im Dezember unerwartet den zweiten Monat in Folge gesunken ist. Dies signalisiert, dass die Abschwächung in wichtigen Exportmärkten die Aktivität in der Industrie bremst, auch wenn die Binnennachfrage stark ist. „Weltweit erleben wir eine Schwäche im Industriesektor“, sagte Aline Schuiling, leitende Volkswirtin bei der ABN Amro Bank in Amsterdam.

Gefahr droht den Aktienbörsen vor allem vom Ölmarkt. Der Preis für die richtungsweisende Sorte Brent aus der Nordsee stieg zwar in den vergangenen Wochen auf zuletzt rund 34 Dollar je Barrel (159 Liter). Am Montag sank er um 2,33 Prozent auf 33,33 Dollar. Grund waren unter anderem Spekulationen auf geringere Fördermengen. Diese Hoffnungen könnten sich jedoch schnell als trügerisch erweisen, warnte Commerzbank-Analystin Barbara Lambrecht. Außerdem würden das US-Energieministerium und die Internationale Energieagentur am Dienstag voraussichtlich ihre Nachfrageprognosen senken.

Dies dürfte Experten zufolge die Spekulationen auf eine Abkühlung der Weltwirtschaft verschärfen. „Bislang war man davon ausgegangen, dass sich die US-Konjunktur in einem Aufschwung befindet, wenngleich in einem schwachen“, betonte CMC-Experte Stanzl. „Nun macht sich die Angst breit, dass die US-Wirtschaft bereits schrumpft.“ Hinweise auf die Verfassung der weltgrößten Volkswirtschaft bieten in der neuen Woche die Einzelhandelsumsätze und das von der Universität von Michigan ermittelte Barometer für die Stimmung der Verbraucher. Denn der private Konsum gilt als Hauptstütze der US-Konjunktur.

Aus China sind zunächst keine neuen Hiobsbotschaften zu erwarten. Die Börsen in Shanghai und Shenzhen bleiben wegen der Feiern zum chinesischen Neujahr die gesamte Woche geschlossen. Investoren warten außerdem gespannt auf die halbjährliche Anhörung der US-Notenbankchefin Janet Yellen vor dem Kongress am Mittwoch und Donnerstag. Sie hoffen auf Signale, dass die Fed sich in der aktuell schwierigen Gemengelage mit weiteren Zinserhöhungen zurückhält. Die Wahrscheinlichkeit einer Anhebung im März sehen sie bei gerade einmal acht Prozent. Selbst für Februar 2017 liegt die Quote derzeit bei lediglich 31 Prozent. Die Europäische Zentralbank (EZB) wird nach Einschätzung von Marktexperten ihre Geldpolitik weiter lockern.

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Ungute Vorzeichen für die Bilanzsaison

Gleichzeitig nimmt die Bilanzsaison Fahrt auf. Unter anderem legen die beiden Stahlkonzerne Voestalpine (Mittwoch) und ThyssenKrupp (Freitag) Geschäftszahlen vor. Zum Abschluss der neuen Börsenwoche öffnet die Commerzbank ihre Bücher. Am Faschingsdienstag debütiert nach einigen Anlauf-Schwierigkeiten Brain - der erste Börsengang des Jahres. Die hessische Biotechfirma verkaufte Investoren 3,61 Millionen Aktien zu je neun Euro und damit am unteren Ende der Angebotsspanne. Auch an der Wall Street stehen weitere Quartalsberichte an. Anleger schauen mit Spannung darauf, wie sich der Trend zu gesünderer Nahrung auf die Geschäfte der Süßgetränkekonzerne Coca-Cola (Dienstag) und PepsiCo (Donnerstag) auswirkt.

Derzeit will sich kaum eine Bank und kein bekannter Vermögensverwalter einem Negativszenario verschreiben. Sie halten fast durchweg an ihren positiven Ausblicken fest. „Das wirtschaftliche Umfeld ist für Aktien günstig“, urteilen beispielsweise die Analysten des großen Fondshauses Fidelity. „Die Anlegerstimmung ist auf einem Niveau, das an Panik grenzt“, heißt es. Aber die Fonds haben ihre Aktienquote sogar erhöht.

Daten vom US-Arbeitsmarkt hatten die Anleger an der Wall Street am Freitag verunsichert. Im Januar wurden mit 151.000 rund 40.000 weniger Jobs geschaffen als erwartet. Das schürte Sorgen um den Aufschwung der weltgrößten Volkswirtschaft. Nach der Achterbahnfahrt der vergangenen Tage ging der Dow-Jones-Index mit einem Minus von 1,3 Prozent auf 16.204 Punkte ins Wochenende. Der S&P 500 verlor 1,85 Prozent auf 1880 Zähler. Der Nasdaq rutschte sogar um 3,44 Prozent auf 4024 Punkte ab. Handelsblatt / rtr / jut / fgh / MM