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Kapitalerhöhung: was sind die Folgen?

Acht Milliarden, eine deutliche Gewinnverwässerung, aber keine andere Wahl. Aktionäre der Deutschen Bank müssen heute nochmals stark sein. Gestern schon hatte das größte deutsche Geldhaus den Preis für die neuen Aktien veröffentlicht, die anlässlich der aktuellen Kapitalerhöhung ausgegeben werden. Mit 11,65 Euro gewährt die Bank einen Abschlag von rund 35 Prozent auf den Freitagskurs, aber der ist Geschichte. Die Aktie ist allein heute fast sieben Prozent im Minus. Was für Folgen wird die Milliarden-Kur für die Aktionäre haben?

BÖRSE am Sonntag

Acht Milliarden, eine deutliche Gewinnverwässerung, aber keine andere Wahl. Aktionäre der Deutschen Bank müssen heute nochmals stark sein. Gestern schon hatte das größte deutsche Geldhaus den Preis für die neuen Aktien veröffentlicht, die anlässlich der aktuellen Kapitalerhöhung ausgegeben werden. Mit 11,65 Euro gewährt die Bank einen Abschlag von rund 35 Prozent auf den Freitagskurs, aber der ist Geschichte. Die Aktie ist allein heute fast sieben Prozent im Minus. Was für Folgen wird die Milliarden-Kur für die Aktionäre haben?

Bis Anfang April sollen Investoren und Mitarbeiter Klarheit darüber bekommen, mit welchem Geschäftsmodell die Bank in das Jahr 2017, das Jahr eins der Trump-Ära, gehen möchte. Doch eines ist schon klar: das wird abermals viel Geld kosten. „Insgesamt wird die Deutsche Bank im Rahmen eines öffentlichen Angebots in Deutschland, Großbritannien und den Vereinigten Staaten von Amerika unter Verwendung des genehmigten Kapitals 687,5 Millionen neue, auf den Namen lautende Stammaktien ohne Nennbetrag (Stückaktien) ausgegeben.

Das Bezugsverhältnis ist 2 : 1. Deutsche-Bank-Aktionäre können somit während der Bezugsfrist, die voraussichtlich vom 21. März bis zum 6. April 2017 läuft, für die Bezugsrechte aus jeweils zwei vorhandenen Aktien eine neue Aktie zum Bezugspreis erwerben“, teilt die Deutsche Bank dazu mit. Die 11,65 Euro waren „die Untergrenze, zu der die Bank die neuen Aktien hatte losschlagen wollen“, ergänzt das Handelsblatt, „im Vergleich zum Schlusskurs der Aktie am Freitag entspricht das einem Abschlag von 35 Prozent. Der Bank fließen dadurch rund acht Milliarden Euro an frischem Kapital zu.“ Der Großaktionär Katar soll im Vorfeld schon Zustimmung signalisiert haben. Von besonderem Interesse ist, dass die unlängst neu als Miteigner eingestiegene chinesische HNA-Gruppe sich wohl auch mit weiteren Milliarden an der Deutschen Bank beteiligen wird.

Ob und wie das Nordamerika-Geschäft betroffen ist, blieb zunächst offen. Bekannt ist, dass die Deutsche Bank durchaus gute Geschäftsbeziehungen zu Firmen hat, die im Besitz von Donald Trump sind. Die neue Ära scheint den Deutschbänkern an der Wall Street eher ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern als Sorgenfalten auf die Stirn. Trotzdem erwarten Beobachter Einschnitte im Handelsgeschäft, und zwar speziell im Nordarmerika-Geschäft, weil hier besonders viel Kapital eingesetzt ist und weil dieses Geld zu geringe Erträge und immer wieder auch Verluste bringt.

Die Postbank bleibt, das Fondsgeschäft wird teils veräußert

Ein wichtiger Eckstein der neuen Ausrichtung ist indes bekannt, und dabei geht es auch nicht um Märkte in Übersee, sondern um viele deutsche Privatkunden. Der Verkauf der Postbank ist, wie die Bank bestätigt, vom Tisch. Das deutsches Privat- und Firmenkundengeschäft der Bank mit dem Posthorn auf gelbem Grund soll in die entsprechenden Geschäftsbereiche der Deutschen Bank eingegliedert werden. Wie die „Financial Times“ schon vor einigen berichtet hatte, war die Postbank vorübergehend ins Visier von Dalian Wanda geraten, eines chinesischen Mischkonzerns, der erst kürzlich für gewisses Aufsehen gesorgt hatte, als er weit über 100 Multiplex-Kinopaläste in Deutschland und im übrigen Zentraleuropa erwarb.

Und dann noch ein IPO! Als ob acht Milliarden nicht ein genügend großer Happen wären, die die Aktionäre und Marktteilnehmer zu verdauen haben. Ein weiteres Kapitalgeschäft steht an. Es soll sich, wie die Deutsche Bank mitteilt. um den Verkauf einer Minderheitsbeteiligung an der Deutschen Asset Management handeln; diese Transaktion soll über einen Börsengang bewerkstelligt werden. Die Bank gibt damit Teile ihres Fondsgeschäftes aus der Hand, möchte aber über eine Mehrheit die Kontrolle darüber behalten.

Auch die Konzernspitze wird umgebaut

Alle diese Pläne müssen nun noch von Vorstand und Aufsichtsrat endgültig beschlossen werden. Wann und wie die detaillierte Umsetzung erfolgt, soll vom Marktumfeld abhängig gemacht werden. Zum Gesamtkonzept der Neuausrichtung der Bank gehört auch eine Aufwertung der Führungsspitze um John Cryan. Der Chef des Privat- und Firmenkundengeschäfts, Christian Sewing, sowie Finanzchef Markus Schenck sollen zu stellvertretenden Vorstandschefs ernannt werden. Damit soll ganz offensichtlich die Last des Konzernumbaus auf mehrere Schultern verteilt werden. Jeff Urwin, bisher für das Beratungsgeschäft, den Zahlungsverkehr und das Geschäft mit Großkunden verantwortlich, wird voraussichtlich aus der Bank ausscheiden. Postbank-Chef Frank Strauß soll im Zuge der Re-Integration der Postbank zusammen mit Sewing das Privat- und Firmenkundengeschäft leiten. Logischerweise soll er auch in den Vorstand der Deutschen Bank einziehen.

Nachdem die Märkte derzeit noch mit Geld geflutet werden, scheint der Zeitpunkt für die Kapitalerhöhung nicht ungünstig. Dennoch ist die Deutsche Bank zum jetzigen Zeitpunkt unrentabel, die Bilanz ist tiefrot. Zahlreiche Altlasten müssen noch abgelöst oder bereinigt werden. Die letzte große Kapitalmaßnahme ist noch nicht einmal drei Jahre her, wie zudem das Handelsblatt mahnend einwirft. Damals holte sich die Deutsche Bank 8,5 Milliarden Euro am Kapitalmarkt. Allein der neue Großaktionär Katar machte damals mehr als 2,2 Milliarden Euro locker. Für die Scheichs und für alle anderen Käufer war dies indes ein schlechtes Geschäft: Vor drei Jahren kosteten die neuen Aktien 22,50 Euro. Ob die Deutsche Bank diesmal wieder in die Nähe dieser Marke kommen kann, erscheint mehr als ungewiss. Trotz der jüngsten Kurssteigerungen. So gilt: Anleger in alle deutsche Bankaktien und deren Derivate sollten gewarnt sein. Wellen, die vor der größten Bankaktie ausgehen, betreffen an den Märkten erfahrungsgemäß den gesamten Sektor. sig