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Trauer in London – Börse dreht

Ein möglicherweise politisches, tödliches Attentat auf die britische Labour-Politikerin Jo Cox lässt – auf einen Schlag – den Brexit unwahrscheinlicher werden, weswegen der Dax zum Wochenschluss zulegt. Dreht vor dem Brexit-Referendum die Stimmung? Zuletzt hatte Vieles auf einen Sieg der europa-Gegner hingedeutet.

BÖRSE am Sonntag

Das möglicherweise politische, tödliche Attentat auf die britische Politikerin Jo Cox lässt – auf einen Schlag – den Brexit unwahrscheinlicher werden, weswegen der Dax zum Wochenschluss zulegt. Dreht vor dem Brexit-Referendum die Stimmung? Zuletzt hatte Vieles auf einen Sieg der europa-Gegner hingedeutet.

Der Dax hat einen guten Morgen erwischt. Der Deutsche Aktienindex präsentierte sich trotz näher rückendem Brexit-Referendums früh in einer guten Freitagsform. Zuletzt notierte er mit 9688 Punkten 1,5 Prozent fester und annullierte damit die deutlichen Vortagsverluste. Trotz des am Donnerstag anstehenden Plebiszits Großbritanniens über den Verbleib in der Europäischen Union griffen die Anleger am Freitag wieder zu Aktien. Der mögliche Austritt der Insulaner bleibt das bestimmende Thema, der überraschende Aufwärtstrend von heute demonstriert einmal mehr die gestiegene Volatilität der vergangenen Wochen.

So sind es neue Spekulationen um einen eine Niederlage der EU-Gegner in der Volksabstimmung, die das Wochenminus des Dax auf derzeit 1,6 Prozent reduzieren. Die gestrige Ermordung der britischen Parlamentsabgeordneten Jo-Cox, die sich als Mitglied der Labour-Partei deutlich für einen Verbleib in der EU eingesetzt hatte, könnte die Wahrscheinlichkeit eines Brexits gesenkt haben, so zumindest können die Reaktionen der Börsianer gedeutet werden. Auch der Blick auf den Devisenmarkt, wo das britische Pfund deutlich aufwertete, lässt einen solchen Schluss zu.

Zum Wochenausklang sieht es so aus, als hätten die Anleger Lust, die während der Woche angefallenen Verluste zumindest teilweise wieder aufzuholen. Vorbörslich notiert der Dax gut ein Prozent höhe bei 9670 Punkten. Für Derivatehändler ist heute ein wichtiger Tag, denn es ist Hexensabbat an den Börsen. Am frühen Nachmittag verfallen Terminkontrakte – also Futures und Optionen – und es wird abgerechnet. Das könnte die Kurse im Laufe des Tages durcheinanderwirbeln.

Gute Vorgaben aus den USA und Asien machen Zukäufe ebenfalls wahrscheinlicher: Die US-Börsen sind am Donnerstag mit Gewinnen aus dem Handel gegangen. Der Dow-Jones-Indexschloss mit einem Plus von 0,5 Prozent auf 17.733 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 erhöhte sich um 0,3 Prozent auf 2078 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq rückte 0,2 Prozent auf 4844 Stellen vor.

Auch an der Tokioter Börse war Erholung angesagt: Der Nikkei-Index stieg zuletzt um 1,1 Prozent auf 15.606 Punkte. Händler erklärten die Aufschläge mit kursgünstigen Anschaffungen nach den deutlichen Verlusten an den Vortagen. Außerdem verwiesen sie auf die Landeswährung Yen, die ihre Aufwärtsbewegung zum Dollar stoppte. Nach dem turbulenten Donnerstag stehen am Freitag nur wenige Konjunkturtermine auf der Agenda der Börsianer. Das deutet darauf hin, dass die Märkte mit versöhnlichen Tönen und Kursaufschlägen ins Wochenende gehen. Handelsblatt / Ilias Stampoulis